Freitag, August 18, 2006

Die Liquidación

Gerade habe ich hier im Büro mitgeteilt, daß ich nach der Auflösung meines Arbeitgebers nicht weiter für den SAT arbeiten werde. Damit geht mein erster ernsthafter Job hier in Mexico zu Ende. Die Retrospektive hebe ich mir für später auf, im Moment beschäftigt mich gerade die "Liquidación". Das ist sowas wie eine Abfindung, welche hier in Mexico jedem Arbeitnehmer zusteht, der gekündigt wird. Es gibt Ausnahmen, wenn der Arbeitnehmer von sich aus kündigt kriegt er natürlich nichts, genauso wenn er rausgeworfen wird, weil er sich etwas zu Schulden hat kommen lassen.

Für uns berechnet sich diese Liquidación nach einer recht einfachen Formel, es gibt prinzipiell drei Monatsgehälter als Basis, darauf kommen hier im DeEffe 25% "Teure-Zone-Zuschlag", pro Jahr Betriebszugehörigkeit nochmal 20 Tage Gehalt und 12 mal den doppelten gesetzlichen Mindestlohn (jeweils ohne Zuschlag). Dazu kommt der nicht genommene Urlaub, Urlaubsgeld und der Aguinaldo (das ist sowas wie ein gesetzlich vorgeschriebenes Weihnachtsgeld) für das laufende Jahr. Von dem ganzen gehen 20% Abzüge ab und es bleiben in meinem Fall ziemlich genau 6 Netto-Gehälter.

Das Ganze geschieht nicht aus purer Großzügigkeit des Arbeitgebers, der Sinn dahinter ist, da es hier kein Arbeitslosengeld und keine Sozialhilfe gibt, dem Arbeitnehmer Luft zu verschaffen, um sich einen neuen Job suchen zu können, während er von der Liquidación lebt. Wenn die aufgebraucht ist, steht er allerdings mit nacktem Arsch auf der Straße. Ich hab' übrigens schon zwei mündliche Zusagen, es wird also wahrscheinlich ein bischen was übrig bleiben von der Kohle.

Anfangs fand ich das System ohne Kündigungsschutz und soziales Netz ziemlich brutal, aber bei näherer Betrachtung steht man trotzdem nicht unbedingt von einem Tag auf den anderen auf der Straße und weiß nicht, wovon man die Miete zahlen soll.

3 Kommentare:

  1. Vorausgesetzt, man wird komplett in nómina bezahlt (und nicht teilweise mit salarios asimilados) und man hat genügend Jahre in dem Schuppen auf dem Buckel, um die 20 Tage Gehalt pro Jahr abzuzocken (und die Firma ist nicht pleite: dann guckste nämlich in die Röhre).

    Übrigens gibt's bei eigenständiger Kündigung auch Geld: 3 Monate Gehalt + Weihnachtsgeld-Anteil + Nicht-genommene-Urlaubstage-Prämie.

    In Deinem Fall kannste ja ganz zufrieden sein mit dem finiquito, oder nicht? Und ein neuer Job liegt ja auch nicht fern.
    Schön, wenn man was weiß, das nicht jeder kann, und das gerade gefragt ist.

    AntwortenLöschen
  2. Ich weiss was, das nicht jeder kann!
    "Liquidación" - hat das was mit Fluessigkeit zu tun?
    Koerperfluessigkeit sogar? Rote?

    Na, Ihr kennt diese eine weitere Bedeutung des Wortes, auf die ich mich beziehe.

    Sieh zu, dass Du da wegkommst, Andreas!

    (Ich albere hier nur ein wenig herum. Muss auch mal sein.)

    ;-))

    AntwortenLöschen
  3. "Liquidación" - hat das was mit Fluessigkeit zu tun?

    Indirekt ja. Ein Teil der Liquidation wird in Flüssigkeit investiert, hauptsächlich klare und gerstenfarbige :-)

    AntwortenLöschen