Samstag, September 30, 2006

Mehrsprachig

Gestern hatten wir eine Bekannte zu Besuch, die ihren fünf Monate alten Sohn dabei hatte. Als irgendwann mal die weiße Katze neugierig um die Ecke schaute, war der kleine sehr fasziniert vom pelzigen Wesen und die Mutter erklärte ihm, daß das eine Katze ist und sagte mehrfach "Kaat". Auf mein verdutztes Gesicht hin erklärte sie uns, daß sie das Kind zweisprachig erzieht. Tja, was kann man einem Kind Besseres auf den Lebensweg mitgeben, als die Weltsprache Holländisch?

Wir werden selbstverständlich versuchen, Citlali zweisprachig aufwachsen zu lassen, Spanisch wird sie sowieso bei Freunden und Familie lernen, ich werde natürlich Deutsch mit ihr reden (nicht daß sie am Ende mein krudes Spanisch übernimmt) und wir werden versuchen, zu Hause nur Deutsch zu sprechen, in der Hoffnung, daß Citlali deutsch nicht nur passiv verstehen, sondern auch aktiv sprechen wird.

Wir haben auch schon darüber nachgedacht, ihr auch gleich die englische Sprache mitzugeben, natürlich müßte diese Englisch-Erziehung weit darüber hinausgehen, dem Kind einzelne Vokabeln beizubringen, meiner Erfahrung nach sind die Vokabeln gar nicht so sehr das Problem, man erkennt Fremdsprachler vielmehr an der fehlerhaften Grammatik und natürlich an der Aussprache. Und da mein Englisch zwar verständlich, aber weit vom Original entfernt ist, scheint es mir wenig hilfreich, dem Kind ein fehlerhaftes Englisch beizubringen, denn je früher ein Fehler gelernt wird, um so schwieriger ist es, ihn später wieder los zu werden.

Mittwoch, September 27, 2006

Registriert

StandesamtHeute waren wir auf dem Standesamt, Citlali anmelden. Wir sorgten für ein wenig Verwirrung, weil auf unserer Heiratsurkunde, die Namen unserer Eltern nicht aufgeführt sind, wir hatte ja in Deutschland geheiratet und anschließend bekamen wir hier in Mexico keine echte Heiratsurkunde (auf der dann die Namen unserer Eltern aufgeführt wären) sondern eine amtliche Registrierung unserer Ehe, auf der einfach nochmal die Daten aus der deutschen Urkunde wiederholt werden.

Aber für eine mexikanische Geburtsurkunde bedarf es auch der Daten der Großeltern und die muß die Beamte von einer offiziellen Akte abschreiben, mein Angebot, ihr die Namen meiner Eltern aufzuschreiben lehnte sie ab, akzeptierte dann aber netterweise meine deutsche Geburtsurkunde ohne amtliche Übersetzung.

Irgendwie schaffte sie es dann auch, dem Computer die Adresse außerhalb Mexicos einzugeben (ich hatte den Eindruck, sie hat nicht oft mit ausländischen Eltern zu tun) und Citlali durfte ihren Fingerabdruck abgeben.

Dienstag, September 26, 2006

Xochimilco

Xochimilco wird schonmal als Vorort von Mexico-Stadt bezeichnet, mittlerweile ist der Moloch allerdings so weit gewachsen, daß man es getrost Stadtteil nennen kann. Bekannt ist Xochimilco für seine Kanäle, auf denen man sich in einem Stocherkahn herumfahren lassen kann (irgendjemand hat mal behauptet, Xochimilco wäre das Venedig Mexicos, was ich aber für einen sehr gewagten Vergleich halte) und für seinen Blumenmarkt, auf dem man von einfachen Hecken für sechs Peso das Stück bis zur ausgewachsenen Palme für mehrere Tausend Peso so ziemlich jede in Mexico heimische Pflanze kaufen kann.

Für mich ist Xochimilco sowas wie mein persönliches Bermudadreieck. Gut, die Stocherkähne und den Pflanzenmarkt finde ich mittlerweile problemlos, aber ansonsten verfahre ich mich in diesem unübersichtlichen Gewirr aus engen Gassen prinzipiell, egal, ob ich einfach nur in ein benachbartes Dorf zum Festival del Mole fahren will, oder ob ich mit Karte und Satellitenfotos ausgerüstet ein Päckchen bei jemandem abholen will. Die Straßen sind viel enger als sonst im DeEffe üblich und obwohl sie auf dem Stadtplan alle ziemlich gerade sind,führen sie in der Realität ziemlich kurvig über die Hügel. Und natürlich wird sind Straßenschilder und Wegweiser nur sehr spärlich vorhanden.

Das Navigationsgerät ist gestern auf meiner Wunschliste ein paar Plätze nach vorne gerutscht. Wobei ich gar nicht weiß, ob es für den Moloch ein funktionierendes gibt, Renault bietet zwar eins an, allerdings habe ich noch niemanden kennengelernt, der das Ding schonmal im Einsatz gesehen hat.

Freitag, September 22, 2006

Jobsuche

So langsam neigt sich mein Urlaubsmonat dem Ende zu, ich muß mich demnächst entscheiden, welchen Job ich danach antreten möchte. Diesmal habe ich echt die Qual der Wahl, ich hatte ja meinen Lebenslauf eine Woche lang in einer Stellenbörse im Internet, woraufhin sich ein halbes Dutzend Firmen meldeten.

Einer meinte tatsächlich, er hätte schonmal ein Vorstellungsgespräch mit mir gehabt. Mir fielen da spontan drei Stück ein, eines mit der Scheffin, die war es nicht, eines in einer kleinen Klitsche, in der ich auch einen Tag gearbeitet habe, da ich zu denen immer noch Kontakt habe, konnten die es auch nicht sein, blieb also nur die Geschichte in Cuernavaca. Und tatsächlich, er arbeitet mittlerweile für eine US-amerikanische Telekomunikationsfirma, die gerade versucht, in Mexico eine Zweigstelle aufzubauen. Wir wurden uns schnell einig, leider sind seine Scheffs ziemlich geizig, so daß ich sein Angebot mal wieder wegen der Kohle ablehnen mußte.

Von meiner russischen Scheffin habe ich immer noch das Angebot, in der neuen Firma zu den gleichen Konditionen wie beim SAT anzufangen, allerdings haben die drei Wochen gebraucht, um mir den obligatorischen Brief mit dem Arbeitsplatzangebot für die Migra zukommen zu lassen. Den ganzen Rest an Papieren, den ich da noch brauche haben sie ganz vergessen, mal sehen, wann das nachkommt. Und die Kollegen, die dort bereits arbeiten, erzählen wenig Erbauliches, das scheint eine SAT-Fortsetzung in anderen Räumen zu werden.

Heute Vormittag war ich mal wieder bei IBM, die suchen jemanden für die Pre-Sales Abteilung, das wäre ein sehr interessanter Job, Präsentationen bei potentiellen Kunden, Ausarbeitung von Prototypen und immer auf dem neuesten Stand der Werkzeuge. Leider ist es nicht einfach, bei IBM reinzukommen, jede Menge Tests und Gespräche.

Und da ist noch die Firma mit den lustigen psychometrischen Tests, die hatten mir ja einen Vertrag angeboten, ich habe mir Bedenkzeit bis Ende nächster Woche erbeten, in der Hoffnung bis dahin eine Antwort von IBM zu haben. Der Job hört sich interessant an, die Bezahlung ist nicht ganz so üppig, dafür hat der Scheff erfahrung mit ausländischen Mitarbeitern, er sagte, seine Firma regelt alle Formalitäten bei der Migra für mich. Das nenne ich Service am Mitarbeiter! Und der Laden ist in der Stadt, nicht in Santa Fe.

Und als ob das nicht reichen würde, ruft mich gerade eine Firma an, sie hätten meinen Lebenslauf im Internet gesehen (der ist da schon seit 6 Wochen nicht mehr drin) und ob ich an einem Job in Aguascalientes interessiert bin. Eigentlich wollte ich ja schon immer mal raus aus dem Moloch, mal sehen, was die zu bieten haben. Der Job hätte den Vorteil, daß ich mich regelmäßiger mit dem Cabronsito zum Wurzelpeterabend treffen könnte.

Donnerstag, September 21, 2006

Windows ist doof!

Ich weiß, das ist nix Neues, aber man kann es nicht oft genug wiederholen. Wie ich zu der Erkenntnis komme? Das ist eine lange Geschichte:

Gestern morgen konnte ich mich nicht mehr ins Internet einwählen. Zwar wählte das Modem brav die angegebene Nummer und die Gegenstelle nahm das Gespräch an, man konnte allerdings gut hören, wie beide aneinander vorbeipfiffen.

Mist, dachte ich mir, da hat wohl mein Provider ein Problem. Kommt schonmal vor, versuch' ich es halt später nochmal. Nach einer halben Stunde fing ich an, lautstark auf den unfähigen Provider zu schimpfen, nach einer Stunde kamen erste Zweifel in mir auf, nach zwei Stunden machte ich mir ernsthaft Gedanken darüber, ob es vielleicht nicht doch an meiner Kiste liegen könnte. Eigentlich nicht, weil ich nichts verändert hatte. Gut, der Firebird und der Firefox hatten sich mal wieder automagisch upgedatet, aber das sollte doch dem Modem nix ausmachen. Schreckliche Befürchtung: Das Modem hat einen hardwareseitigen Defekt.

Ich könnte das ja testen, wenn es einen zweiten Provider gäbe, oder wenn ich einen zweiten Rechner hätte. Weder noch, aber ich habe ja diese Linux-Installation (auf der ich das Modem partout nicht zum laufen bekomme), wenn ich auf der Partition ein neues Windows aufsetze, könnte ich so wenigstens feststellen, ob es an meiner Windows-Installation liegt, was ich ja eigentlich meinte ausschließen zu können, weshalb ich daran auch nichts ändern wollte.

Also schnell Linux gelöscht und Windows installiert. Daß es nur Win2k war, statt XP schien mir zunächst unwichtig. Und siehe da, das Modem und der Provider verstanden sich prächtig. Mist, hat sich also sozusagen über Nacht mein Modemtreiber verabschiedet, wie auch immer das passieren konnte. Also startete ich mein gewohntes Windows. Zumindest versuchte ich es. Irgendwie hat das Win2k das XP verhunzt, obwohl beide auf unterschiedlichen Partitionen installiert waren. Selbst ein einfaches fixmbr brachte nichts mehr, ich durfte eine zweite XP-Installation auf die ursprüngliche Partition installieren, um wieder an mein "altes" Windows zu kommen.

Das war dann sehr einfach zu reparieren, einfach den Modemtreiber neu drüberinstallieren und gut war. Wobei ich immer noch nicht verstehe, wie mir der abhanden gekommen ist. Und überhaupt, hab' ich mir damit jetzt wieder ein Sicherheitsleck aufgerissen? Muß ich die Windows-Updates wieder drüberziehen oder ist der Treiber dann plötzlich wieder weg?

Da ich jetzt zwei Windows-Installationen auf der gleichen Partition habe, werde ich das System über kurz oder lang sowieso neu aufsetzen müssen, genau das wollte ich doch verhindern. Drecksteil.

Leider ist Linux auf der Gericom-Kiste keine echte Alternative, weil die verbaute Hardware sehr exotisch ist und entsprechend die Einrichtung recht frickelig ist. Ich habe Feodora, Kanotix, Knoppix, Debian und Mandrake ausprobiert, die meisten scheiterten an der Soundkarte, das Modem habe ich noch unter keiner Distri zum laufen bekommen, obwohl es im Internet Berichte gibt, die behaupten, es wäre möglich.

Mittwoch, September 20, 2006

Psychopatischemetrische Tests

Über psychometrische Tests hatte ich ja schonmal geschrieben, heute durfte ich wieder welche über mich ergehen lassen. Ich hatte ein Vorstellungsgespräch, wurde zuerst zu meinen Technologiekenntnissen befragt, dann kamen zwei psychometrischen Tests, anschließend durfte ich zum Scheff, der mir sagte, ich könnte gleich morgen anfangen, wenn ich will. Seltsamerweise war zwischen Testende und Scheffbüro keine Wartezeit, richtig ausgewertet haben die das sicher nicht. Oder die Tests werden ausgewertet während der Kandidat sich beim Scheff befindet und wenn er sich als Psychopat herausstellt (der Kandidat, nicht der Scheff), stürmt die Security das Scheffbüro.

Sehr bemerkenswert fand ich die Durchführung der Tests. Eine Exceltabelle, die die Ergebnisse gleich ausrechnet und in einer zweiten Mappe darstellt. Schwer zu übersehen, das Ding.

Meine Werte sind demnach:
Moralisch34
Gesetzestreu34
Gleichgültig17
Bestechlich15

Und meine Interessen:
Sozial36
Ökonomisch30
Politisch23
Religiös11


Zugegeben, die Fragen waren dermaßen offensichtlich, da muß man schon extrem seltsam drauf sein, um andere Ergebnisse zu bekommen. Ein Beispiel (Es geht darum, die Antworten in ihrer Wahrscheinlichkeit zu sortieren):

Sie werden von einem Polizisten angehalten, der Ihnen anbietet, sie für ein Trinkgeld weiterfahren zu lassen.
a) Sie fahren davon und lassen den Polizisten einfach stehen
b) Sie bestehen auf einem ordnungsgemäßen Strafzettel
c) Sie drohen dem Polizisten, ihn bei seinen Vorgesetzten zu melden
d) Sie verhandeln mit dem Polizisten, um die Höhe des Trinkgeldes zu drücken

Oder auch klasse:

Sie kommen zu einem Unfall, bei dem eine Person verletzt wurde. Was tun Sie zuerst?
a) Sie rufen einen Krankenwagen
b) Sie beten für den Verletzten
c) Sie stellen sicher, daß der Verletzte nicht bestohlen wird
d) Sie versuchen, den Schuldigen festzuhalten

Wie gesagt, sehr interessant und ich habe ein weiteres Jobangebot. So langsam muß ich mich entscheiden.

Sonntag, September 17, 2006

Ungebetene Gäste

Wir hatten gestern ein paar Freunde eingeladen um mit Bier und Grillfleisch das freudige Ereignis zu feiern. Und natürlich schlug auch die nicht eingeladene bucklige verwandschaft dritten Grades hier auf, man war rein zufällig in der Gegend und wollte nur gratulieren. Mit acht Personen.

Und eigentlich hat man ja schon gegessen, aber das Fleisch sieht ja sehr lecker aus. Und ob man vielleicht den Fernseher einschalten könnte, da läuft ja jetzt gerade dieses Spiel.

Die angebotenen Zigarren haben sie natürlich dankend angenommen, man raucht zwar nicht, aber das ist doch ein tolles Andenken. Natürlich nicht, ohne ausschweifend darauf hinzuweisen, daß man nach mexikanischer Tradition bei einem Jungen Zigarren reicht, bei einem Mädchen Schokolade. Ach, das ist die da drüben. Ja, die ist lecker. Da nehme ich doch gleich noch eins für den Onkel Kennstenich und die Tante Hastenochniegesehen mit. Die lassen übrigens grüßen.

Wenn ich den erwische, der geplaudert hat, wird ein Platz auf der Gästeliste frei. Nicht, daß das irgendetwas bedeuten würde, kommt ja sowieso wer will.

Samstag, September 16, 2006

Der große Tag

Am Samstag hatten wir mit Chuchito, dem Doc, ausgemacht, daß wir uns am Montag um neun in der Klinik treffen. Chuchito ist der Arzt im Viertel, in dem Evelyns Mutter wohnt, er ist plastischer Chirurg und Geburtshelfer und kennt sich auch sonst auf recht vielen Fachgebieten aus, er hat schon 25 Jahre Erfahrung als praktizierender Arzt (er entbindet gerade die Frauen, die er zu Beginn seiner Tätigkeit von ihren Müttern entbunden hat) und immer, wenn man ihn besucht und er gerade keine Patienten hat, liest er gerade irgendeine Fachzeitschrift. Also alles in allem ein erfahrener und außerdem sehr sympatischer Arzt.

Wir waren also kurz vor neun in der Klinik, nach dem Papierkram und ein paar Untersuchungen durch den Klinikarzt legte Chuchito gegen zehn den Wehentropf an. Er meinte, das dauert jetzt etwa 20 Minuten, bis Evelyn darauf reagiert, er kommt in einer Stunde wieder und dann sehen wir weiter. Evelyn reagierte tatsächlich ein wenig, die Bauchmuskulatur spannte sich etwas an, aber so richtig fiese Wehen kamen erstmal keine. Um eins prüfte Chuchito den Muttermund, er hatte ich einen Zentimeter weit geöffnet, daraufhin prognostizierte er die Geburt auf zwischen fünf und sechs und wir gingen erstmal was Essen.

Wir warteten weiter, es wollten sich keine richtigen Wehen einstellen, Chuchito wirkte mittlerweile etwas nachdenklich. Nach sechs prüfte er nochmal den Muttermund, keine Änderung, aber das Kind hatte sich etwas nach oben zurückgezogen. Später erzählte uns Chuchito, daß es ihm noch nie passiert sei, daß eine Frau auf den Wehentropf so wenig Reaktion zeigt, im Moment lies er sich nichts anmerken und sagte uns, daß er das Kind per Kaiserschnitt holen wird. In der Klinik ist zwar immer ein Team in Bereitschaft für Notfälle, er arbeitet aber, wenn es sich einrichten läßt, mit zwei Freunden zusammen die er bereits seit dem Studium kennt und somit sehr eingespielt zusammenarbeiten. Bis die beiden (Anästesist und zweiter Chirurg) da waren, war es neun.

Ich durfte mit in den OP, natürlich entsprechend verpackt und stand vor der Wahl, die Geburt direkt zu filmen oder mich am anderen Ende zu Evelyn zu setzen. Ich entschied mich für letzteres, weil ich erstens gar nicht sicher war, ob ich das wirklich so direkt sehen wollte, außerdem wollte ich lieber bei Evelyn sein, irgendwie sah mir die Sache nicht wirklich sehr angenehm für sie aus.

Kurz vor halb zehn sagte Chuchito dann, es ist soweit, das Kind wird jetzt geboren werden. Beim Herausholen stellte er fest, daß sie die Nabelschnur um den Arm gewickelt hatte, einer der Ärtze kommentierte das mit dem Satz "Wie weise doch die Natur ist", er spielte darauf an, daß das bei einer normalen Geburt eine großes Risiko für das Kind darstellt. Citlali fing schon an zu schreien, bevor die Nabelschnur gekappt war, anschließend wurde sie dem Kinderartz übergeben, der ihr half, das Fruchtwasser aus den Lungen zu bekommen und sie anschließend vermaß. Während die Chirurgen Evelyns Schnitt vernähten, drückte mir der Kinderarzt das kleine schreiende Bündel in den Arm und ich durfte sie ins Neugeborenenzimmer tragen. Dort wurde sie weiter durchgecheckt, der Arzt erklärte mir, was er jetzt alles zu tun gedenkt und daß wir das Kind in fünf bis sechs Stunden auf unser Zimmer bekämen.

Zurück im Zimmer rief ich erstmal die frischen Großeltern an, dann wurde Evelyn auch schon hereingebracht. Sie war ziemlich fertig und schlief auch bald ein, ich war so aufgekratzt, daß ich bis drei Uhr morgens nicht schlafen konnte. Um vier brachte uns die Krankenschwester dann endlich unser Strampeltier.

Es ist ein sehr bewegender Moment, wenn man nach neun Monaten endlich kräftige Schreien des neuen Familienmitglieds hört. Obwohl es währen der Schwangerschaft eigentlich keine Anzeichen von ernsten Problemen oder Komplikationen gab, war ich doch irgendwie besorgt, daß vielleicht doch irgendetwas schief gehen könnte. Umso erleichterter war ich, als der Kinderarzt nach seiner Untersuchung sagte, daß wir ein gesundes und kräftiges Mädchen haben.

Jetzt sind wir natürlich gespannt, was die nächsten Wochen, Monate und Jahre so bringen.

Donnerstag, September 14, 2006

Alles Anders

CitlaliZuerstmal vielen Dank für die vielen Glückwünsche. Ich komme im Moment nicht dazu, allen einzeln zu schreiben, ich komme ja noch nicht einmal dazu, allen Leuten anzurufen, die mich darum gebeten haben.

Allerdings will ich mich nicht zu sehr beschweren, Citlali ist bisher sehr pflegeleicht, sie schläft die meiste Zeit und verlangt recht regelmäßig alle drei Stunden danach, gefüttert zu werden. Zwischendurch mal ein außerplanmäßiger Windelwechsel und gut ist. Bisher keine Koliken, keine schlaflosen Nächte. Wir hoffen natürlich, das bleibt so.

Daß ich trotzdem zu nichts komme, liegt einfach daran, daß erstens das alles noch sehr neu und ungewohnt ist, es gibt also noch sehr viel Optimizierungspotential im tägliche Ablauf und zweitens, daß Evelyn noch sehr wackelig auf den Beinen ist, sie braucht im Moment noch Hilfe bei vielen Dingen. Glücklicherweise ist ihre Mutter hier und hilft uns sehr viel im Haushalt, so können wir uns auf das Kind konzentrieren (eindeutig der lustigere Job), sonst käme ich wahrscheinlich nicht mal mehr dazu, diesen kurzen Eintrag zu verfassen.

Mal sehen, wann ich Zeit finde, den Montag zu beschreiben, der hatte es wirklich in sich.

Mittwoch, September 13, 2006

Montag, September 11, 2006

Jetzt geht's los

Da das Strampeltier partout nicht freiwillig rauskommen will und mittlerweile eine komplette Woche überfällig ist, machen wir uns jetzt auf den Weg in die Klinik, um Neun soll es losgehen.

Mir geht den ganzen morgen schon ein Zitat aus MASH durch den Kopf. Radar ist total nervös, weil er eine Verabredung hat, Hawkeye versucht ihn zu beruhigen: "Atme tief ein" - "Dann muß ich kotzen!". So viel zu meinem Befinden.

Sonntag, September 10, 2006

Überschwemmung

Ich hatte bisher keine Ahnung, wieviel Wasser unsere Waschmaschine in einem Waschgang verbraucht. Kippt man das Wasser in einen vier mal drei meter großen Raum, ergibt es fast einen halben Zentimeter. Plus das, was die Matraze aufgesaugt hat.

Unsere Waschmaschine steht im Gästezimmer, weil dort in einer Niesche die notwendigen Wasseranschlüsse sind. Daß es keinen Anschluß für das Abwasser hat, war uns bisher egal, die Maschine steht unter einem Fenster, aus dem hing der Schlauch raus, das Wasser lief im Innenhof in einen Gully und gut.

Blöd ist halt, wenn Schwiegermutter der Schlauch stört und sie den einfach nach drinnen zieht und der nächste, der Wäsche wäscht, das nicht merkt. Ich bin ja mal gespannt, ob wir die Matratze wieder trocken kriegen.

Donnerstag, September 07, 2006

Es tut sich was

Wenn auch nicht ganz das, was wir erwartet haben, aber immerhin: Gestern abend waren wir wieder beim Doc, eigentlich um den genauen Termin für's Krankenhaus auszumachen, und er stellte fest, daß das Strampeltier seit Montag ein ganzes Stück tiefer gerutscht ist. Er erklärte uns dann, daß das der natürliche Verlauf ist, er kann nichts aussergewöhnliches feststellen und gab uns die Empfehlung, der Natur einfach ihren Lauf zu lassen, das wird schon. Natürlich könnte er auch jederzeit die Wehen einleiten, aber warum, so lange es Mutter und Kind gut geht?

Wir entschieden uns also, bis zum Wochenende abzuwarten, er wird jetzt täglich kontrollieren, ob es den beiden gut geht und wir sind zuversichtlich, daß das bis dahin klappt, sonst wird er halt doch ein bischen nachhelfen.

Mittwoch, September 06, 2006

Solicitud de Empleo

Ein wichtiges Utensil bei einer Bewerbung ist die Solicitud de Empleo. Das ist ein Formblatt, welches man in fast jeder Papeleria (das ist sowas wie ein Schreibwarenladen) kaufen kann, ich konnte leider nicht herausfinden, ob das Ding einer bestimmten Norm entspricht oder wer sich den Zettel ausgedacht hat. Aber es ist zumindest ein Quasi-Standard, ich wurde bei vielen Vorstellungsgesprächen nach Lebenslauf und Solicitud gefragt.

Was ist also so erwähnenswert an der Solicitud? Prinzipiell ist es ja geschickt, wenn alle Bewerber ihre Daten in das gleiche Formular eintragen, so hat man als Arbeitgeber alle wichtigen Daten auf einen Blick und muß nicht die einzelnen Informationen aus mitunter sehr kreativ gestalteten Lebensläufen heraussuchen. Die Daten, die abgefragt werden, sind allerdings für jemanden, der den deutschen Datenschutz kennt, sehr seltsam.

Neben Dingen wie Sozialversicherungsnummer oder Adresse wird beispielsweise gefragt, ob bei seinen Eltern, seiner Familie, Verwandten oder alleine wohnt. Oder, ob der Ehepartner arbeitet, und wenn ja, wo und wieviel er verdient. Ob man Miete bezahlt (wenn ja wieviel) oder ein Eigenheim besitzt (wenn ja, wieviel ist es wert). Es wird gefragt, ob man schon einmal für jemanden gebürgt hat oder ob man in der Gewerkschaft ist, ob man an irgendeiner Krankheit leidet und Medikamente nimmt oder Sport treibt.

Dagegen wirkt die Frage, welche der Bürogeräte (Fax, Computer und Kopierer) man zu welchem Prozentsatz beherrscht schon sehr erheiternd, wenn man sich als Softwareentwickler bewirbt.

Insgesamt fülle ich die Dinger nur sehr ungern aus, erstens weil es sehr ätzend ist, den kompletten Lebenslauf (alle Schulen und bisherigen Arbeitgeber) nochmal von Hand abzuschreiben, und was ich an Miete zahle geht niemanden etwas an, schließlich erwarte ich keine Almoßen sonder ein Arbeitsentgeld, mit dem mache ich, was ich will. Bisher hat auch noch keiner nachgefragt, weshalb ich da nichts reingeschrieben habe.

Dienstag, September 05, 2006

Die Zeiten ändern sich

Beim Shopblogger fand ich heute eine kleine Fabel. Die kannte ich schon, die geisterte vor wenigen Jahren schonmal per eMail durch's Netz, nur daß damals das kleine rote Huhn damals resignierte und eben die Lust am Brotbacken verlor. In der aktualisierten Fassung packt das Huhn seine Koffer und bäckt sein Brot woanders.

Improvisation

TrackerAuf dem Weg zum Doc, kurz bevor wir ankamen auf einmal ein riesen Schreck! Ich bremse und trete fast uns leere. Der Weg des Bremspedals ist auf einmal sehr viel länger, als er das normalerweise ist. Erstmal rechts ran, natürlich war nichts zu sehen, Bremse und Handbremse funktionierten noch, aber eben mit viel längerem Pedalweg. Also sind wir vorsichtig weitergefahren, irgendwann machte sich die Bremse hinten links mit einem seltsam metallischen Giiiiiek-Schrpschrpschrpschrpschrpschrp akkustisch bemerkbar. Evelyn meinte, ich soll doch gleich zu Fausto fahren, der kennt sich mit sowas aus. Also hin zu Fausto, Wagenheber angesetzt und Rad runter. Er zieht die Trommel ab und es fallen ein Metallstift, eine Feder und ein Blechteil raus.

Oh!

Fausto beugt sich näher an die Bremse heran, rüttelt an einem der Bremsbeläge, der fällt mit einem halben Dutzend anderen mächtig wichtig aussehenden Bauteilen auf die Straße.

Hoppla. Ich hol' mal schnell einen Mechaniker, das sieht doch recht kompliziert aus.

Es kam der Mechaniker, der zog erstmal an der anderen Seite Rad und Trommel ab, um zu sehen, wie das Bremsen-Puzzle aussehen sollte, wenn er es zusammengebaut hat. Dabei stellte er fest, daß der Auslöser für die Misere ein fehlender Sicherungsbolzen war.

Ein Versuch, ein Ersatzteil zu beschaffen, schlug fehl, es wurde langsam Dunkel und fing an zu regnen. Der Mechaniker hatte noch anderweitig zu tun, Fausto fand in seinem Fundus tatsächlich eine Schraube, die als Bolzenersatz funktionieren könnte und nachdem auch der Mechaniker wieder aufgetaucht war, ging es nur noch darum, im strömenden Regen eine Trommelbremse, die von nicht weniger als 5 verschiedene Federn zusammengehalten wurde, zusammenzufriemeln.

Die ganze Aktion dauerte etwas mehr als drei Stunden, aber wenigstens haben Fausto und sein Mechaniker "Pollo" die Bremse wieder zusammengebastelt, so daß wir damit nach Hause fahren konnten. Ich bin mal gespannt, was mein Mechaniker morgen zur improvisierten Lösung sagt.

Verlängerung

Jetzt sind die 40 Wochen rum, eigentlich wäre heute der große Tag gewesen. Aber auch dieser Tag verstrich wie die zuvor mittels Ultraschall berechneten Termine ohne Anzeichen einer bevorstehenden Geburt. Am Freitag waren wir mal kurz davor, ins Krankehnhaus zu fahren, Evelyn hatte seltsame Schmerzen, die kamen und gingen, sich letztendlich aber als quersitzende Blähungen herausstellten.

Heute waren wir beim Doc, der die Geburt durchführen wird, der untersuchte Evelyn gründlich und meinte, es ist alles in Ordnung, es spricht nichts dagegen, nochmal zwei Tage auf das Kind zu warten. Erst wenn sich bis Mittwoch abend nichts getan hat, wird er am Donnerstag die Wehen einleiten.

Es bleibt also spannend.