
Wir waren zu einer Silvester-Party in Cuernavaca eingeladen, oder besser gesagt in Chinconcuac, das liegt noch ein Stück hinter Cuernavaca. Da ich die Ciclopista bisher nur bis zum Kilometer 50 kannte (das ist kurz vor Parres, wo die Ciclopista die Libre
kreuzt), hielt ich das für eine gute Gelegeheit, auch den Rest zu erkunden. Wir fuhren also bereits am Sonntag mit dem Rad auf dem Auto bis zur besagten Kreuzung, von dort fuhr Evelyn mit dem Auto weiter, ich begab mich mit dem Rad auf die Ciclopista.
Da ich die Strecke nicht kannte und alleine unterwegs war, lies ich es langsam angehen, ich rechnete immerhin mit vier Stunden Fahrzeit. Nach nur sechs Kilometern kam ich auch schon am Gipfel an (laut Google-Earth auf 3070m) und war fast schon etwas enttäuscht, genoß aber die tolle Landschaft ringsumher. Kurz darauf dann eine Überraschung: Ziemlich genau an der Grenze zwischen dem Distrito Federal und dem Staat Morelos hört die asphaltierte Ciclopista auf und verwandelt sich in eine nicht wirklich toll zu befahrende Schotterpiste. Ich fragte zwei Radler, wie ich denn nun nach Cuernavaca käme, die meinten, die ehemalige Bahnstrecke wäre unbefestigt und eher schlecht zu befahren, ich solle doch die
Caretera nehmen, die in der Nähe verläuft.
Es gibt zwei Carreteras vom DeEffe nach Cuernavaca, die
Libre (mit einer deutschen Landstraße vergleichbar, eine Spur pro Richtung, gebührenfrei) und die
Cuota (mit einer deutschen Autobahn vergleichbar, zwei bis drei Spuren pro Richtung, Standstreifen, gebührenpflichtig (80 Peso für PKW)). Eigentlich ist das Radfahren auf der Cuota verboten, trotzdem ist der Standstreifen unter Radfahrern beliebt, besonders bei den Autobahnen die im Norden aus der Stadt führen (und relativ eben verlaufen), gleicht der Standstreifen sonntags einer Radrennstrecke.
An der
Stelle, an der ich dann auf die Carreteras stieß, verlaufen die beiden gerade sehr nah nebeneinander, ich hatte also die Wahl und entschied mich für die Landstraße. Ein Seitenstreifen, auf dem allerlei Unrat herumliegt (das geht von verlorenen Radkappen über Glasscherben bis zum ganz normalen Müll, der während der Fahrt einfach "entsorgt" wird), während links der Verkehr tobt, das ist so ziemlich der letzte Ort, an dem ich Radfahren möchte, auch wenn das Risiko, umgenietet zu werden dort etwas geringer ist.
Die Abfahrt nach Cuernavaca war genial, es war glücklicherweise wenig los und die meisten Autofahrer hielten sich auf der recht kurvigen Strecke auch angenehm zurück, nur ein Vollspacken meinte, mich unbedingt laut hupend in der Kurve überholen zu müssen.
In Cuernavaca fragte ich dann einen Polizisten, wie ich denn auf die Libre nach Cinconcuac käme. Der schaute mich erstmal ziemlich blöd an, meinte, das wäre aber sehr weit und empfahl mir die Cuota. Ich bestand darauf, daß er mir bitte sagt, wie ich zur Libre komme, er erklärte es mir sehr umständlich (eigentlich mitten durch Cuernacvaca durch, immer bergab) und schloß mit den Worten "Pero se va tardar un buen!" (Dafür werden Sie aber eine Weile brauchen!).
So furchtbar weit war es gar nicht, nach 50 Minuten war ich tatsächlich am Ziel. Insgesamt waren es 72km auf denen ich gute 1900 Höhenmeter abgebaut habe, entsprechen hoch war meine Durchschnittsgeschwindigkeit mit über 28km/h.
In Cuernavaca kam so ein richtig sommerliches Gefühl auf, bei Temperaturen um die 30° macht das Radfahren besonders Spaß, kein Vergleich zu den 4,2°, die ich heute morgen hier hatte. Und die Strecke auf der die Ciclopista noch asphaltiert ist, ist landschaftlich sehr schön, ich kann jedem nur empfehlen, das Stück mal auszuprobieren, die Steigung ist in dem Bereich sehr moderat, das dürfte auch für wenig trainierte Radfahrer interessant sein.
Am nächsten Tag ließ ich mich dann mit
Temazcal und Massage verwöhnen, ein durchaus gelungener Jahresabschluß!