Donnerstag abend, ich schrieb gerade diesen Eintrag, bat mich Evelyn, ob ich sie und ihre Grossmutter zum Arzt begleiten könnte.
Normalerweise mischte Evelyns Grossmutter bei Vorbereitungen zu Festivitäten immer mit oder unterhielt die Kinder, am Donnerstag sass sie den ganzen Tag nur auf dem Sofa und wirkte abwesend. Am Abend bemerkte sie dann, dass sie sich nicht wohl fühle, woraufhin wir sie zum Arzt brachten, was sie eigentlich gar nicht wollte, aber dann doch ohne grösseren Protest über sich ergehen lies, auch das war nicht gerade das, was wir erwartet hatten.
Der Arzt stellte nichts fest, was sie nicht schon selbst wusste, sie hatte zu niedrigen Blutdruck, eine leichte Anämie und Diabetes, er injizierte ihr Eisen und bat sie, ihre Blutwerte überprüfen zu lassen, damit er ihr bei der Einstellung ihrer Insulin-Dosis helfen könne.
Wieder zu Hause, machte Grossmutter einen besseren Eindruck, wir sassen noch ein bischen zusammen und gingen dann irgendwann schlafen.
Freitag, gegen drei Uhr morgens weckte uns Schwiegermutter: Grossmutter reagiert nicht mehr! Sie reagierte wirklich nicht mehr, Puls war keiner mehr zu finden und sie fühlte sich auch schon kälter an, als das bei einem Menschen normal ist.
Einen Arzt rufen. Familie verständigen. Transport in den DeEffe organisieren. Unsere Sachen packen, das Essen irgendwie so einlagern, dass es in den nächsten Tagen nicht schlecht wird. Papiere zusammensuchen.
Wir fuhren also in den DeEffe, trafen uns mit dem Rest der Familie bei Schwiegermuttern in der Granada, dann ging es zur Leichenhalle, wo eine Nacht lang Totenwache gehalten wurde. Ich war nicht dabei, ich bin mit den Kindern in der Granada geblieben. Am Samstag war die Beerdigung, ich versuchte derweil die Kinder bei Laune zu halten, bei der Kleinen war das relativ problemlos, die Grosse wollte allerdings wissen, wo Mama ist und wann denn nun endlich Weihnachten ist.
Weihnachten verlegte ich kurzerhand auf Sonntag (was ja gar nicht mal so falsch war, obwohl ihre Frage eher auf die Bescherung am 24. abzielte),die Frage nach der Mama war nicht so einfach.
Ich war absolut nicht darauf vorbereitet, einer Fünfjährigen zu erklären, was es mit dem Sterben auf sich hat, andererseits wollte ich ihr auch keine Lüge auftischen, früher oder später würde sie mitbekommen, dass ihre Urgrossmutter gestorben ist und spätestens dann würde ich es ihr erklären müssen. Also erzählte ich ihr, dass die Grossmutter unterwegs in den Himmel sei, die komplette Familie ist in der Kirche und betet, damit sie eine gute Reise hat. Das Problem dabei sei, dass die Grossmutter aus dem Himmel nicht wieder zurück zu uns kommen kann, weshalb alle traurig sind. Das war mir nahe genug an der Wahrheit und doch weit genug weg, ihr nicht beispielsweise Sinn und Zweck einer Beerdigung erklären zu müssen.
Natürlich war am Samstag niemandem mehr nach Weihnachten und auch wir feierten nur den Kindern zuliebe am Sonntag zu viert eine kleine Bescherung im neuen Zuhause.
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