Dienstag, Juli 28, 2009

Pfütze

Als wir Sonntag Abend nach einem tollen Wochenende ziemlich fertig nach Hause kamen, begrüsste uns nach dem Öffnen der Haustür eine Pfütze. Eine grosse Pfütze. Mist, das Aquarium, schoss es mir durch den Kopf. War es aber glücklicherweise nicht. Also alle Wasserhähne im Haus kontrolliert, auch nicht.

Was es genau war, wissen wir nicht, sieht aber so aus, als ob es uns in die Hütte geregnet hätte. Die Spurenlage ist relativ eindeutig, das Wasser kam die Treppe herunter und floss dann pfützenbildenderweise in Richtung Haustür. So richtig unter Wasser stand nichts, echten Schaden haben wir also keinen, bleibt die Frage, wo das Wasser genau herkam. Da die Regenzeit gerade beginnt, werden wir demnächst wohl Gelegenheiten haben, das näher zu betrachten.

Donnerstag, Juli 23, 2009

Regulierung des Netzes

Familienministerin Zensursula von der Leyen fordert einen Verhaltenskodex fürs Internet.

Netter Versuch, leider total überflüssig. Das gibt es nämlich schon seit 1995, nennt sich Netiquette und ist im RFC 1855 festgeschrieben. Die ist zwar nicht rechtlich verbindlich, trotzdem gilt sie für viele Moderatoren und Webmaster als Leitfaden, d.h. wer dagegen verstösst fliegt recht schnell aus dem Forum oder dem Gästebuch. Gilt übrigens auch für die Kommentare hier, wer dumm macht, wird gelöscht. Ausserdem steht es jedem frei, der sich im Internet beleidigt fühlt, Anzeige zu erstatten. So rechtsfrei, wie Zensursula das immer darstellt, ist das Internet nämlich gar nicht.

Außerdem müssten minderjährige Internet-Surfer über die Gefahren des Netzes aufgeklärt werden - zum Beispiel darüber, "dass sich Erwachsene mit üblen Absichten in ihre Chats einschleichen können".

Ja genau! Und darüber, dass Erwachsene mit üblen Absichten an der Haustür klingeln können. Ach, das ist Sache der Eltern? Na und warum nimmt man die dann nicht auch beim Netz in die Pflicht? Es soll ja tatsächlich Eltern geben, die das Internet nicht nur vom Hörensagen kennen und deshalb in der Lage sind, ihre Kinder beim Benutzen des Netzes entsprechend anzuleiten.

Wenn ich mir da die Aussage von unseren Politikern zum Thema anschaue, dann flösst mir der Gedanke, dass diese Leute Gesetze erlassen, eher Angst als Vertrauen ein:



Wie sagte der Herr Nuhr doch so schön: Wenn man keine Ahnung hat: Einfach mal Fresse halten.

Montag, Juli 20, 2009

Parkplatzverteidigung

Parkplätze sind im Moloch (wie wohl in jeder grösseren Stadt) Mangelware. Das führt hier mitunter dazu, dass manche Leute das Stück Strasse vor ihrem Haus mittels Eimern, Kisten oder gar einbetonierten Pfosten reservieren. Das ist zwar mittlerweile verboten, aber das Gesetz und die Realität bilden hier zwei getrennte Universen, die sich nur gelegentlich berühren, beispielsweise wenn ein Polizist Geld für sein Feierabendbier braucht.

Es gibt auch die ganz gestörten, die verzichten auf die Markierung ihres Parkplatzes und stechen einfach jedem, der es wagt, vor ihrem Haus zu parken, die Reifen auf, irgendwann weiss dann jeder Nachbar, dass er hier nicht zu parken hat.

Gestern sind wir scheinbar an so ein Arschloch geraten, wir waren auf einem Markt und haben in einer Nebenstrasse geparkt. Es war da weder ein offizielles Parkverbot oder irgendeine Form der Parkplatzreservierung, die ich normalerweise, so assozial ich sie finde, zähneknirschend respektiere, schliesslich kann ich darauf verzichten, dass mir jemand die Reifen zerlöchert oder den Lack zerkratzt. Als wir zum Auto zurückkamen, war der hintere Reifen leicht platt, ich dachte mir erstmal nichts dabei, sondern nahm mir vor, den an der Tankstelle überprüfen zu lassen. Wir kamen allerdings gar nicht erst so weit, der Reifen war ziemlich bald komplett platt. Kein Problem, Ersatzrad drauf und zum Vulcanizador gefahren. Der fand das Loch und fragte auch gleich, ob ich da wohl irgendwo geparkt hätte, wo ich nicht hätte sollen. Nein, eigentlich nicht. Das Loch war allerdings ein Riss in der Reifenflanke, etwa einen halben Zentimeter lang, ziemlich offensichtlich die Spur eines Schraubenziehers. Eigentlich keine grosse Sache, kostete gerade mal 40 Peso und eine viertel Stunde Zeit, aber trotzdem nervig.

Das wäre so ein schönes Land, wenn es nicht so viele Idioten hätte.

Mittwoch, Juli 15, 2009

Viktor (VI)

Für heute war die Urteilsverkündung angesetzt worden. Die lief (bzw. hätte in etwa so ablaufen sollen) wie die Visums-Ausgabe auf der Migra: Nach 14 Uhr wird niemand mehr in das Gebäude eingelassen und erst nach diesem Zeitpunkt beginnt die Ausgabe. Im Falle der Migra übrigens in einer für die Wartenden nicht nachvollziehbaren Reihenfolge, immer wieder von langen Pausen unterbrochen, deren Sinn ebenso schwer zu erkennen ist, so dass man im dümmsten Fall den ganzen Nachmittag mit sinnloser Warterei verbringt.

Also wurde heute ein Teil von Viktors Familie bei Gericht vorstellig, in der Hoffnung, ihn anschliessend endlich mit nach Hause nehmen zu können. Nun, die Wartezeit blieb ihnen erspart, der Richter eröffnete ihnen gleich zu Beginn, dass er noch zwei bis zur ersten August-Woche Zeit hätte, das Urteil zu verkünden.

Fragt mich nicht nach Details, die konnte ich aus seiner Mutter nicht herauskriegen, die war natürlich entsprechend verzweifelt, als sie mich informierte.

Montag, Juli 13, 2009

Von Zeugnissen und deren Anerkennung

Evelyn drückt zur Zeit die Schulbank. Zwar hat sie in Deutschland die mittlere Reife erworben, nur wurde die hier leider nicht anerkannt.

Das Problem ist folgendes: Sie hat ein Abschlusszeugnis mit Endnote, Apostille und Übersetzung. Nun gibt es aber keine Tabelle, in denen ausländische Abschlüsse mexikanischen Abschlüssen gleichgestellt werden, das wird nach einem komplizierten Verfahren berechnet. Indem unter anderem berücksichtigt wird, wieviele Stunden eines Unterrichtsfachs der Schüler über sich ergehen hat lassen gelernt hat.

Das heisst für uns, wir müssten von den beiden Jahren, die Evelyn in Deutschland zur Schule gegangen ist, uns die Jahresabschlusszeugnisse besorgen, apostillieren und übersetzen lassen. Und dann nochmal versuchen, das ganze anerkannt zu bekommen.

Das mit dem Übersetzen ist das geringste Problem, das kostet nur Geld. Das mit den Zeugniskopien und der Apostille würde schon schwieriger. Als wir den Rektor des Gymnasiums nach der Apostille auf dem Abschlusszeugnis fragten, wertete der die Frage danach als Zweifel an seiner persönlichen Integrität. Er hätte schliesslich schon viele Zeugnisse ausgestellt und noch nie hätte jemand an deren Echtheit gezweifelt.

Ja, ne, ist klar. Von Meister Scheible hat schliesslich jeder schonmal gehört, der Ruf dieses grossartigen schwäbischen Abendgymnasiumsdirektors ist sicher auch schon bis über den grossen Teich geschwappt. Glücklicherweise hatte die Dame auf dem Oberschulamt eine etwas solidere Beziehung zur Realität.

Zurück zum Thema: Sollten wir also tatsächlich die Zeugniskopien apolstillieren und übersetzen lassen, käme noch die Anerkennung auf uns zu. Wer schon ein bischen Erfahrung mit der mexikanischen Bürokratie hat, kann sich ausmalen, dass das Zeit, Geld und Nerven kostet und der Ausgang ungewiss ist. Der Knallkopf Beamte, bei dem wir vorstellig wurden, sagte uns direkt, er empfehle uns das Ceneval-Examen, das wäre einfacher. Klar, hat er weniger Arbeit. Das ist eine einzige Prüfung, zu der sich wohl jeder anmelden kann und wenn er sie besteht, bekommt er ein Abitur. Und es gibt Schulen, die Vorbereitungskurse zu diesem Examen anbieten. So versuchen wir es eben über diesen Weg, Evelyn geht jetzt drei Monate lang Samstags zur Schule, frischt dort ihr Wissen nochmal auf und versucht ihr Glück dann im September.

Samstag, Juli 04, 2009

Findelkind

Wir haten heute morgen Besuch. Scheinbar hatte sich die kleine verirrt, für eine Straßenkatze sieht sie zu gut aus, außerdem war sie sehr zutraulich, sie lies sich problemlos streicheln und hochnehmen.

Von den Nachbarn kannte sie allerdigs niemand und die Entscheidung, ob wir sie aufnehmen, wurde mir von unseren beiden Katzen abgenommen, sie gingen gemeinsam auf sie los. Vielleicht besser so, zwei Katzen reichen eigentlich.

Textbausteine

Delta hat auf meine Anfrage reagiert. Ich hatte in meiner Mail erwähnt, dass der Flug mit mehr als einer Stunde Verspätung abgeflogen war und hatte gefragt, wie sie denn dazu stehen, dass ihre Flugbegleiter den Passagieren raten, die Schweinegrippen-Kontrollstellen am Flughafen mittels fiebersenkenden Mitteln zu unterlaufen.

Die Antwort besteht aus drei Textbausteinen. Der erste bezieht sich auf die Pünktlichkeit (es gibt immer mal wieder technische Schwierigkeiten, schlechtes Wetter oder andere Dinge, auf die wir keinen Einfluss haben, tut uns leid), im zweiten bedanken sie sich über meine Rückmeldung zum Service des Kabinenpersonals, bedauern, dass das nicht so geklappt hat, wie ich wollte und geloben Besserung. Im dritten Teil kündigen sie dann an, mir einen Reisegutschein über 100 Dollar zu schicken.

Das ist nett, beantwortet aber nicht meine Frage!