Donnerstag, September 30, 2004

Kurzurlaub

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Da ich ja zum 1. Oktober anfangen sollte zu arbeiten, wollten wir vorher noch eine Woche Urlaub einlegen.

Also fuhren wir letzten Montag nach Tula, eine kleinere Stadt im Norden von Mexico-Stadt. Wir kamen dort Nachmittags an, fanden recht schnell eine Bleibe für die Nacht und fragten uns zum Bus zu den Tolteken-Ruinen durch. Die Leute waren recht nett und der Busfahrer hat uns dann auch an den Ruinen abgesetzt (ist hier nicht üblich, man muß als Passagier wissen, wo man raus will und das dann lautstark kundtun). Was uns niemand gesagt hatte, war, daß die Ruinen Montags geschlossen sind und an den sonstigen Tagen um 17:00 schließen. Und so standen wir Montag abend um 17:30 von dem Tor der Ruinen und warteten auf den Bus zurück in die Stadt. Also haben wir uns halt den Zocalo (das ist der Platz, den hier eigentlich jede Stadt im Zentrum hat) und die Kirche angeschaut. Die wurde von den Spaniern schon recht früh erbaut und hat was von einer Festung. Scheinbar hatten die damals Angst vor den Eingeborenen.

Am Dienstag haben wir es dann nochmal bei den Ruinen probiert und wurden dann auch prompt eingelassen. Toll fand ich die große Kakteen, die in der ganzen Anlage wachsen, und natürlich auch die Pyramiden. Am berühmtesten sind wohl die "Giganten von Tula", ca. 5 Meter hohe Statuen, die wohl mal die Decke des Palastes, der auf der Pyramide stand, trugen. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist ihr momentaner Standort nicht der ursprüngliche, sondern sie wurden von ihren Entdeckern recht wahllos dort in zwei Reihen aufgestellt.

Nachmittags haben wir uns dann auf den Weg nach Ixmiquilpan gemacht, um von dort weiter nach Tolantongo zu fahren. In Ixmiquilpan gibt es mehrere Busbahnhöfe, also haben wir uns zu dem durchgefragt, von dem aus der Kombi nach Tolantongo fährt. Und auch dort waren alle sehr freundlich und haben uns auch genau gezeigt, wo der Kombi gleich ankommen müßte (Ya no debe de tardarse). Nach einer Stunde Warterei haben wir dann nochmal gefragt und endlich jemanden gefunden, der uns gesagt hat, daß der Kombi morgens aus Tolantongo kommt und um ein Uhr wieder zurückfährt. Und nur wenn Nachmittags nochmal mehr als drei Personen aus Tolantongo in die Zivilisation wollen, gibt es auch eine Fahrt am Nachmittag. Und am Wochenende, wenn viele Leute da hin wollen, sind sogar mehrere Kombis parallel im Einsatz. Das half uns alles nix, wir hatten die Wahl, ein Taxi zu nehmen oder in Ixmiquilpan zu übernachten.

Also haben wir einen Taxifahrer gefragt, wieviel er für die Fahrt nimmt (das sind immerhin 45km), der wollte 280 Peso, wir boten 250 an und er meinte, das reicht auch. Auf dem Weg haben wir uns ein wenig mit ihm unterhalten und als er hörte, daß ich noch nie Pulque probiert habe, hat er uns angeboten, an einem der Häuser zu halten, wo sie frischen Pulque verkaufen. Pulque ist wohl sowas wie ein Most, allerdings nicht aus Früchten, sondern aus Agaven. Irgendwie werden die Kakteen entsaftet und der Saft wird dann rumstehen lassen, bis er zu gären anfängt. Ich fand den Geschmack irgendwie sehr seltsam, eigentlich recht bitter, aber der Taxifahrer hat mir vesichert, das zweite Glas würde besser schmecken. Das haben wir aber nicht ausprobiert, sondern sind weitergefahren. Irgendwann hörte dann die Asphalt-Decke auf und wir befanden uns auf einer unbefestigten Serpentinen-Strecke in ein tiefes Tal. Die Abfahrt war wirklich abenteuerlich. Unten im Tal fließt ein Fluß, der zum Teil aus einer Thermalquelle gespeist wird und entsprechen ist das Wasser ca 30 Grad warm. Außerdem gibt es dort ein Hotel mit Campingplatz und Thermalbad und sonst eigentlich nichts. Die Landschaft ist absolut großartig, es ist den ganzen Tag angenehm ruhig und im warmen Wasser läßt es sich prima entspannen. Eigentlich gibt es auch noch eine Höhle zu besichtigen, die im Moment aber wegen einem Einsturz leider bis auf weiteres (wahrscheinlich Dezember) geschlossen ist.

Abends fand ich es besonders eindruckvoll, wie schnell es im Tal Dunkel wird. Wenn man dann hoch über die Berge schaut, sieht man, daß es "draußen" noch hell ist, während im Tal sich die Fledermäuse bereits aus ihren Höhlen trauen und die Glühwürmchen anfangen zu blinken.

Der Ort ist wirklich zu empfehlen, einzig die Verkehrsanbindung ist etwas schwierig, wenn man kein eigenes Auto mitbringt. Aber das rettet den Ort wahrscheinlich davor, überlaufen zu werden. Was mir auch sehr positiv aufgefallen ist, sind die vielen Mülleimer, die überall rumstehen und entsprechend wenig wird in die Landschaft gemüllt. Das ist hier leider eher die Ausnahme.

Nach eineinhalb Tagen sind wir dann weiter nach Atotonilco, wo es ebenfalls ein Thermalbad gibt. Das hat mir allerdings nicht so sehr gefallen, weil der Ort doch bekannter und damit überlaufener ist, außerdem hat das Thermalwasser dort etwa 40 Grad, das ist mir eine Spur zu warm, zumal ja das Wetter alles andere als kalt ist, so daß man eigentlich eher eine Abkühlung als eine Erwärmung braucht. Und das warme Wasser brennt sehr unangenehm auf der Haut, wenn man einen Sonnenbrand hat.

Und so sind wir dann am Samstag wieder nach Hause gefahren und haben uns dabei vom Busfahrer bescheißen lassen. Das ist aber eine andere Geschichte, die gibt's später mal.

1| Schön da!


Von: Toby · 30.09.2004 um 19:38:59 Uhr

Tolle Landschaften!
Viel Glyck im neuen Job!


2| Danke


Von: Andreas Bohn · 01.10.2004 um 5:34:05 Uhr

Das mit dem Job wird leider noch ein Weilchen dauern, siehe nächsten Eintrag.


3| 


Von: Kristenn · 03.10.2004 um 18:06:21 Uhr

Tolle Bilder! Bei uns hat es letzte Woch nicht mal 10° gehabt...
Danke schön für die frischen Nachrichten.
Eines Tages werde ich es auch schafen Euch Bilder zu schicken...

Dienstag, September 14, 2004

Hautausschlag

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Evelyn hatte letzten Samstag einen seltsamen, fiesen Hautausschlag an den Beinen. Sie war beim Arzt, der meinte, es wäre eine Vergiftung und hat ihr Cortisonspritzen, ein Antihystamenicum (irgendwas gegen Allergien) und 'ne Salbe verschrieben. Am Freitag war sie dann wieder fit.

Am Samstag morgen hatte ich plötzlich diesen Ausschlag an den Armen. Also sind wir zu einem anderen Arzt, den uns die Nachbarn empfohlen hatten. Der war recht nett, meinte, das wäre was allergisches und daß wir das hintereinander haben wäre Zufall. Ich bräuchte nur ein Antihystamenicum zu nehmen und dann geht das wieder weg. Keine Panik.
Am Sonntag hatte ich das am ganzen Körper und es hat dermaßen gejuckt, daß wir ins Krankenhaus hier um die Ecke gegangen sind, weil der Arzt nicht erreichbar war, klar, war ja Sonntag. Im Krankenhaus lustiges Rätselraten: Fischvergiftung: Nö, mein letzter Fisch war ein Fischstäbchen in Alemania. Sonnenallergie: Da Evelyn im Bett lag, war ich auch nicht viel draußen. Nachdem ich dreimal darauf hingewießen hatte, daß meine Frau das Gleiche hatte und ob es nicht doch vielleicht Röteln, Masern, Tollwut oder sonstwas Ansteckendes sein könnte, haben sich die Ärzte darauf geeinigt, daß meine Frau sich mit irgendwelchen Bakterien vergiftet hat (ich glaub's immer noch nicht, die hatte nämlich keinerlei Durchfall oder sonstwas vergiftungsmäßiges) und mir diese Killerbakterien irgendwie (Augengezwinker und blödes Gegrinse) übertragen hat. Leg dich mal da hin, wir probieren mal was aus. Und ruck- zuck hatte ich 800mg Hydrocortisol intravenös intus, jetzt bleibst du da 'ne halbe Stunde liegen und dann sehen wir, ob's beser wird. In der Tat, es wurde besser, ich durfte wieder gehen und nach 2 Stunden war der Ausschlag komplett weg. Dummerweise sehe ich seit Montag morgen aus wie Elvis an seinen letzten Tagen, total aufgequollen, ich kann kaum die Hand zur Faust ballen und dementsprechend schwierig ist das Tippen mit diesen Wurstfingern.
Außerdem tun mir sämtliche Gelenke weh. Ich hoffe, daß das bis morgen besser wird.

1|  Hautausschlag


Von: Christian · 19.09.2004 um 18:04:20 Uhr

Meine Diagnose zum Hautausschlag: Krätze! (oder vielleicht auch Flöhe). Mal die Betten auskochen ;-)



2| 


Von: Andreas Bohn · 29.09.2004 um 23:26:44 Uhr

Die ganzen Betten? Mit Matratze und Rost, oder wie? Im Ernst: An Tierchen dachte ich auch schon, aber dann müßten wir ja irgendwelche Biss-Stellen haben. Und zwischenzeitlich ist der Ausschlag weg und wir liegen immer noch im selben Bett ;-)

Übrigens: Sind sie das, Herr B.?


3| Cortison


Von: Toby · 30.09.2004 um 19:21:02 Uhr

*klugscheißmodus an*

viel trinken nach der gabe von cortison!!!
mindestenz 3-4liter am tag. lieber mehr.
das entschlackt den körper wieder von den wassereinlagerungen durchs cortison.
und zwar sofort, sonst haste laaange gut davon und führt zu einem bleibenden mondgesicht und/oder etc.!
kenn das von meinen behandlungen akuter schübe bei ms.

*klugscheißmodus aus*


4| 


Von:  · 30.09.2004 um 19:32:11 Uhr

ach mist, kuk doch selber!


Donnerstag, September 09, 2004

Man on Fire

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Mittwochs kostet Kino hier nur 25 Peso Eintritt (knapp 2 Euro), also waren wir gestern im Kino. Unsere Wahl fiel auf Man on Fire, ein Film der im Vorfeld hier schon für viel Wirbel gesorgt hat. Er spielt nämlich in Mexico-Stadt und zeigt die Stadt nicht gerade von ihrer schönsten Seite. Es geht um die Problematik der Entführungen und laut Film sind in dieses lukrative Geschäft auch Polizisten bis in die obere Etage verwickelt.
In einem Interview hat der Regisseur übrigens behauptet, der Film ist reine Fiktion, er hat die Stadt ausgewählt, weil er sie mag und überhaupt sei New York viel gefährlicher.
Der Film an sich ist eher durchschnittlich, mir persönlich gefiel die erste Hälfte, danach wird die Story leider total dämlich. Aber der Film bietet viele Aufnahmen dieser Stadt und wenn er auch nicht gerade das Alltagsleben hier zeigt, das was er zeigt ist authentisch.
Wenn man sich also ein bischen was von Mexico-Stadt anschauen will, kann man sich den Film tatsächlich antun. In D allerdings erst ab dem 30.9., wenn ich das richtig im Kopf habe. Synchronisation dauert halt.
Hier kriegt man die Filme zwar früher zu sehen, dafür muß man Untertitel lesen. Find' ich persönlich eher weniger toll, ich kann mich dann nicht so auf's Bild konzentrieren, wenn ich auch noch Spanisch lesen muß.

Dienstag, September 07, 2004

Visum

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Am Freitag waren wir auf der Migracion, zwecks meinem Visum. Es ist hier in Mexico nicht wie in Deutschland, daß die Ehe mit einem/r Einheimischen automatisch das Recht auf ein Visum mit sich bringt. Man muß hier auch nachweisen, daß man über die notwendigen finanziellen Möglichkeiten verfügt, hier leben zu können. Außerdem gibt es unterschiedliche Visaarten, je nach Tätigkeit des Ausländers.
So wollten wir zunächst ein Visum als "von einem mexikanischen Staatsbürger Abhängigen" beantragen, da aber Evelyn auch noch keinen Job (und somit keinen Einkommensnachweis) hat, geht das nur, wenn wir auch noch einen Einkommensnachweis ihrer Mutter und eine formale Erklärung, daß sie uns unterstützen wird, mitbringen.
Gemeinerweise muß ich mein Visum bei jedem Wechsel der Tätigkeit umschreiben lassen, was mich jedesmal eine Menge Zeit und ca 40 Euro kostet. Deshalb laß ich das mit dem "Abhängigen-Visum" erstmal sein.
Gestern hab' ich dann zwecks dem Visum beim "Finanzministerium" (ich weiß immer noch nicht, wie die genau Bezeichnung des Ladens ist) angerufen, die werden die notwendigen Papiere vorbereiten, damit ich gleich ein Visum als Arbeiter beantragen kann, dann kann ich mit das Umschreiben sparen.
Der Anfangstermin hat sich übrigens auf den ersten Oktober verschoben. Ich bin ja mal gespannt...
Gestern hat mich eine Consulting-Firma, bei der ich mich beworben hatte, angerufen, ob ich noch verfügbar bin, sie hätten da ein Projekt. Und letze Woche hat sich jemand auf meine Anzeige im Internet gemeldet. Also wenigstens gibt es Arbeit, für den Fall, daß die Finanz-Heinis sich in ihrem Papierkram verheddern.

Mittwoch, September 01, 2004

Ich hab' einen Job !

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Ich hab' einen Job! Und ich hatte sogar die Auswahl zwischen zwei Stellen, die mich beide interessiert haben! Der Reihe nach:

Ich hatte auf eigene Faust im Internet in einer Stellenbörse gesucht und mehrere Bewerbungen verschickt. Und eine Firma aus Cuernavaca hat tatsächlich geantwortet und mich auf ein Vorstellungsgespräch eingeladen.
Die Firma ist relativ Jung, zum einen existieren sie erst seit 3 Jahren, zum anderen liegt das Durchschnittsalter der Mitarbeiter irgendwo knapp unter 30. Sie entwickeln Softwaresysteme für Seehäfen bzw verbinden deren bestehende Systeme mittels Webservices miteinander. Das klingt technisch anspruchsvoll und die Leute haben Ahnung von dem was sie machen. Außerdem gefällt mir die Stadt Cuernavaca, erstens ist sie kleiner als Mexico-Stadt (nicht wirklich verwunderlich) und hat ein sehr angenehmes, heißes, aber trockenes Klima. Man nennt sie auch "die Stadt des ewigen Frühlings". Außerdem laufen die Entwickler dort in Jeans und T-Shirt rum, was meinem persönlichen Kleidungsstil sehr entgegenkommt.
Die Bezahlung liegt natürlich unter dem Niveau von Mexico-Stadt, zumal das Leben in Cuernavaca auch etwas günstiger ist, allerdings wird jeden zweiten Samstag ein halber Tag gearbeitet und es gibt nur eine Woche Urlaub pro Jahr.

Und schließlich hat sich doch noch ein Termin im zentralen Rechenzentrum des Steuerwesens (oder wie man das auch übersetzen mag) gefunden. Die wollen mit mehreren Teams in Java verschiedene Projekte entwickeln, dazu sollen Prozesse entwickelt, Schulungsunterlagen erstellt und die Leute geschult werden. Klingt auch nicht schlecht, außerdem bietet der Laden, alleine wegen seiner Größe mehr Chancen für die Zukunft. Ich muß mir da zwar eine Krawatte umbinden, aber dafür bezahlen sie sehr gut und bieten 3 Wochen Urlaub, freie Wochenenden und viele andere nette Vergünstigungen.

Aus diesem Grunde werden wir erstmal hier in Mexico-Stadt bleiben. Irgendwo hab' ich vor kurzem gelesen, daß man sie "Ciudad de la esperanza", also "Stadt der Hoffnung" nennt. Da fallen mir jede Menge zynischer Kommentare dazu ein, die ich besser für mich behalte ;-)

Allerdings hat sich die Stadt in den letzte Jahren auch verändert, und zwar zum Positiven. Sie ist nicht mehr ganz so schmuddelig und auch nicht mehr so gefährlich, die Regierung tut einiges, um das Leben in der Stadt angenehmer zu gestalten, was bei über 20 Millionen Einwohnern nicht gerade einfach ist.

Zurück zum Thema: Ich werde also wahrscheinlich (so genau weiß man das noch nicht, wegen dem ganzen Papierkram) zum 15.9. meinen neuen Job antreten.