Über einen Tweet von Roland bin ich auf diesen Schwachsinn gestossen. Die Antwort passt einfach nicht in 140 Zeichen, deshalb hier kurz meine Meinung zum Thema, schliesslich gehöre ich mit meinen 41 Jahren bereits zu den Senioren in der Branche.
Ja, es ist richtig, die IT ist eine der innovativsten Branchen, der Spruch "Stillstand ist der Tod" passt wohl nirgends so gut wie hier. Ständig werden neue Technologien ersonnen, veröffentlicht und schliesslich von anderen ersetzt. Und, auch das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, mit 40 ist es nicht mehr ganz so einfach, dem zu folgen, gar nicht mal, weil der Kalk langsam anfängt zu rieseln, sondern, weil man einfach andere Prioritäten hat. Mit 20 hab' ich Bücher über Technologien verschlungen (da macht man heute sowieso nicht mehr, bis das Buch gedruckt ist, ist die Technologie, die es beschreibt, veraltet), heute hab' ich kaum mehr Zeit überhaupt was zu lesen, ich hab' einfach andere Hobbies.
Aber, und das ist in meinen Augen ein sehr wichtiger Punkt, den der Herr Ferose ausblendet, die Technologie ist nur ein Teil eines erfolgreichen Projektes. Bei einem grossen Projekt tauchen Anforderungen auf, die man alleine mittels Technologie nicht lösen kann, da sind Planung, Architektur, Einbindung von Legacy-Systemen (wer fängt heutzutage noch auf der grünen Wiese an?) und viele mehr gefragt. Klar, das ist alles auch mit Technologien verbunden, aber dafür muss ich diese nicht alle und bis ins kleinste Detail kennen. Auf dieser Ebene hilft vielmehr Erfahrung aus vorherigen Projekten, und die kann ich einem Anfänger nur begrenzt vermitteln. Und selbst für Leute, die sich auf eine Technologie spezialisiert haben gibt es Nischen, Cobol-Spezialisten, eine Technologie, die schon vor 15 Jahren als veraltet galt, finden immer noch Arbeit. Klar, das ist nicht mehr die tolle bunte Glitzer-Welt von Google und Co, aber man kann davon leben. Und wenn ich mich nicht irre, hat auch SAP noch das eine oder andere Produkt im Portfolio, das nicht auf der allerneuesten Technologie basiert.
Bleibt natürlich die Frage, weshalb der Herr Ferose sich zu einer solchen Ausage hinreisen lässt. Ich glaube nicht, dass er tatsächlich so kurz denkt, wahrscheinlich geht es mal wieder darum, den Leuten mit Erfahrung Angst einzujagen, man könnte sie durch billigere Berufseinsteiger ersetzen. Das ist (nicht nur in unserer Branche) ein beliebter Zug um bei Gehaltsverhandlungen allzu hohe Erwartungen zu dämpfen. Klar, kann man machen. Aber beliebt macht man sich damit wohl eher nicht.
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