Montag, Dezember 28, 2009

Neue Adresse

Dieses Blog hat zu Weihnachten etwas ganz Besonderes bekommen: Eine eigene Adresse. Es gab hier in Mexico früher mal einfache .mx-Adressen, ab 1993 (also lange bevor es dieses Blog gab) wurden aber nur noch die sperrigen .com.mx-Adressen, die mir nicht gefielen, ausgegeben. Irgendwann zu Beginn des Jahres wurde diese Politik dann glücklicherweise geändert, man kann aktuell wieder einfache .mx Domains registrieren.

Und deshalb sind wir jetzt über www.auswanderer.mx erreichbar.

Noch passiert beim Aufruf der Adresse nichts wirklich Spannendes, es wird einfach nur auf die alte Adresse weitergeleitet, aber das könnte sich demnächst ändern.

Mittwoch, Dezember 23, 2009

Die neue Küche

Mitte November kamen wir auf die Idee, unsere provisorische Küche durch etwas Solideres zu ersetzen. Wir gingen also in zwei Küchen-Studios und liessen uns jeweils ein Angebot machen. Beide Angebote waren ähnlich, ebenso die Preise und Konditionen. Zum Liefertermin hiess es bei beiden, wir müssten 50% bei Vertragsabschluss anzahlen, zwei Wochen danach wird geliefert, vor Lieferung muss die Rechnung vollständig bezahlt sein. Wir entschieden uns also nach Gefühl für eines der beiden Angebote und leisteten die Anzahlung. Das war Ende November, die Verkäuferin sagte uns zu, und am nächsten Tag einen genauen Plan per Mail zu schicken, damit wir die Anschlüsse (Gas, Wasser und Strom) entsprechend versetzen können.

Die Mail kam erst eine Woche später und auch nur auf mehrmaliges Nachfragen, und als Liefertermin wurde uns der 22. Dezember genannt. Das waren dann drei Wochen nach Anzahlung. Da hatte ich das erste Mal das Gefühl, verarscht worden zu sein.

Gestern warteten wir dann auf unsere Küche. Nachfrage ergaben, dass man da wohl ein Problem gehabt habe, aber unterwegs sei. Abends um fünf kam dann tatsächlich ein Installateur, schaute sich den Plan an (mehr hatten wir ja nicht) und meinte, die wäre ohnehin zu gross, als dass er sie heute noch aufbauen könnte, selbst wenn sie da wäre, er kommt dann morgen wieder.

Also wieder im Laden angerufen, mittlerweile war ich mehr als nur stinkig. Ja, es tue ihr leid, es habe da ein Problem gegeben, aber die Küche wird heute noch geliefert und morgen aufgebaut. Ich sagte ihr, was ich von Geschäftspartnern halte, die Zusagen machen, von denen sie wissen, dass sie sie nicht einhalten werden (hätte sie, wie versprochen, in zwei Wochen geliefert, wäre der eine Tag mehr oder weniger nicht tragisch gewesen, aber so kurz vor Weihnachten sieht das dann doch anders aus) und gab die Hoffnung auf, die Küche noch vor Weihnachten zu bekommen.

Und gerade als ich mich hier darüber auskotzen wollte (so gegen halb zehn) klingelte es an der Tür. Wir wurden doch noch beliefert. Fehlt jetzt also nur noch der Installateur für unser kleines Weihnachtswunder.

Dienstag, Dezember 22, 2009

Licht aus

Vor knapp zwei Monaten wurde hier der grosse staatliche Stromversorger dichtgemacht und das operative Geschäft an eine andere Behörde übergeben. Details gibt's bei der Tagesschau.

Das führte zwar zu einigen Protesten bei den betroffenen Arbeitern (und, wen wundert's, in deren Folge zum Verkehrschaos), aber bei der Stromversorgung hatte sich zunächst nicht wirklich was geändert.

Seit gestern haben wir hier aber ziemlich viele Stromausfälle, die zwar immer nur ein paar Minuten dauern, aber trotzdem ziemlich nervig sind. Hoffentlich kriegen die das bald wieder in den Griff.

Mittwoch, Dezember 16, 2009

Kein Hooters-Girl mehr

Evelyn hatte vergangenen Freitag ihren letzten Arbeitstag. Sie hat mittlerweile ihr Abiturzeugnis bekommen und sucht gerade eine Uni, an der sie demnächst Relaciones Exteriores (Aussenbeziehungen) studieren will. Und da Schwiegermuttern ab Weihnachten vorrübergehend als Babysitterin ausfällt, kündigte sie eben schon jetzt.

Montag, Dezember 07, 2009

Es weihnachtet sehr

Hier in der Stadt steht derzeit der grösste Weihnachtsbaum der Welt. Glühwein gibt's auf dem Weihnachtsmarkt allerdings keinen. Wahrscheinlich würde der bei den Temperaturen auch kaum schmecken.

Auch im sechsten Jahr macht sich bei mir keine Weihnachtsstimmung breit, obwohl wir uns dieses Jahr voll in deutsche Weihnachtstraditionen gestürzt haben. Natürlich haben wir Citlali wieder einen Adventskalender gebastelt und wir haben sogar einen Adventskranz und ein paar CDs mit deutschen Weihnachtsliedern. Es passt trotzdem nicht zum Wetter.

Mir ist es egal, Hauptsache, das Kind ist glücklich. Ich frage mich nur gerade, wie das wohl auf sie wirkt, wenn wir irgendwann mal Weihnachten in Deutschland verbringen.

Donnerstag, Dezember 03, 2009

Eselsbrücke

Ich habe Probleme mir Namen zu merken. Aber da gibt es ja diese tollen Eselsbrücken, mit denen man sich helfen kann. So hat man mir vor kurzem eine Kollegin vorgestellt, die heisst René. Das war leicht zu merken, Kermit der Frosch heisst hier nämlich La rana René.

Dass ich sie gerade mit "Hola Kermit" begrüsst habe, ist mir ja schon ein wenig peinlich.

Mittwoch, Dezember 02, 2009

Getrickse bei der Abgasuntersuchung

Letzte Woche hab' ich den Peugeot zur Abgasuntersuchung gebracht. Und erstmal gelernt, dass man sein Auto in dem Staat zur Verificación bringen muss, in dem er angemeldet ist, also in diesem Fall nicht hier im DeEffe, sondern im Estado de Mexico.

Da ich mich dort nicht auskenne, hab' ich einfach mal den Schwager gefragt, schliesslich wohnt er im Estado. Kein Problem, er kommt mit. Bei der Ankunft erstmal gefragt, was das denn kostet. 274 Pesos. "Mit allem?" fragt der Schwager. "Nö, mit allem kostet 374", sagt der Kontrolleur. Ich bezahlte also erstmal und während der Kontrolleur den Test machte, fragte ich den Schwager was denn das "mit allem" sollte.

Es sei so, dass die Systeme relativ gut gegen Manipulationen gesichert seien, unter anderem werden die Kontrolleure mittels Kameras überwacht, um zu verhindern, dass ihnen jemand Geld zusteckt. Würde er mir aber 100 Peso zu viel kassieren, fällt das weniger auf und das wäre sowas wie eine Garantie, dass der Wagen durchkommt.

Prompt kam der Kontrolleur zu uns und erklärte , die Werte seien zu hoch, der Wagen hätte nicht bestanden. Und fügte etwas leiser hinzu, wir sollen in 15 Minuten wiederkommen. Also fuhren wir raus, warteten eine Viertelstunde und fuhren danach wieder ins Verificentro. Bezahlt haben wir diesmal nichts und, oh Wunder, diesmal bestand der Peugeot die Prüfung.

Und seither frage ich mich, ob die Abgaswerte des Peugeot tatsächlich mies sind und die Jungs im zweiten Anlauf getrickst haben oder ob sie beim ersten Anlauf tricksten, um mir das Gefühl zu geben, etwas für meine 100 Peso extra bekommen zu haben.

Donnerstag, November 26, 2009

Viktor (X)

Viktor ist draussen! Plötzlich ging es ganz schnell. Er hatte ja Berufung eingelegt, das funktioniert hier dann so, dass drei Magistrados (hohe Richter) den Fall neu bewerten und dann zu dritt ein Urteil fällen.

Gestern abend rief mich seine Freundin an, das Urteil sei da, aber sie wisse noch nicht, wie es lautet, es wäre wohl positiv und sie würde sich heute drum kümmern. Ich bat sie, uns auf dem Laufenden zu halten. Heute morgen beim Frühstück rief mich dann schon Viktor an, er sei draussen. Das Urteil lautet "unschuldig", weshalb er um zwei Uhr morgens entlassen wurde. Fragt mich nicht, weshalb das mitten in der Nacht geschehen ist, aber er ist draussen.

Die Freude ist natürlich gross, seine Mutter weinte heute vor Freude, als wir sie sahen. Und ich bin auch froh für ihn, dass der Alptraum ein Ende hat.

Montag, November 23, 2009

Ich hab' die Hosen gesehen!

und zwar die toten. Die toten Hosen. Ich hatte sie bisher erst einmal live erlebt, das war irgendwann 93 als Vorgruppe bei U2 vor ein paar tausend Leuten. Da ich damals ziemlich weit hinten stand, hab' ich nur sehr wenig von der Show mitbekommen. Das war diesmal ganz anders.

Das Konzert war eigentlich in einem Salon geplant, wurde dann aber auf den Parkplatz des Goethe-Instituts verlegt, womit es plötzlich zum Open-Air-Konzert wurde. Der Parkplatz an sich ist nicht viel grösser als 10 auf 20 meter, die Zahl der Zuschauer lag sicher unter 500, das Ganze fand also im kleinen Rahmen statt, was ich persönlich toll fand. Wir standen in der ersten Reihe, wenn auch am äusseren Rand und bekamen die toten Hosen aus nächster Nähe mit. Die Show war Klasse! Klar, es waren neue Lieder mit dabei, die ich gar nicht kannte, aber sie spielten auch genügend Klassiker.

Dass die Jungs etwas in die Jahre gekommen sind, sieht man zwar, aber man hört es absolut nicht. Und dass das ganze sehr professionell wirkte, wie Roland auch schon angemerkt hat, tat der Party keinen Abbruch. Ich glaube, auch Campino hatte seinen Spass, ab und zu sah man ein Lachen auf seinem Gesicht.

Ich fand's jedenfalls Klasse, zum einen, weil ich absolut nicht damit gerechnet hätte, hier mal die Hosen zu sehen und zum anderen, weil ich Konzerte im kleinen Rahmen viel lieber mag als Massenveranstaltungen.

Trotzdem fühl' ich mich seither irgendwie ziemlich alt.

Freitag, November 20, 2009

Kein guter Start

Als wir den Peugeot bekommen haben, war er nicht gerade im besten Zustand, der Schwager hatte ihn im August gekauft, von jemandem, der im letzten halben Jahr definitiv keinen Cent mehr hineingesteckt hat. Die Reifen waren bis fast auf die Karkasse abgefahren und auch die Bremsbeläge und Scheibenwischer waren komplett runter. Dafür war der Preis allerdings auch gut unter dem was sonst so für vergleichbare Wagen aufgerufen wurde.

Der Schwager hat dann zumindest die Bremsen neu belegt und auch eine neue Wasserpumpe einbauen lassen, nachdem die alte ihren Dienst eingestellt hatte. Aber er hat auch ziemlich bald festgestellt, dass ihm die Kiste eigentlich zu gross ist und dass die Ersatzteile doch etwas teurer sind als bei VW und so kamen wir günstig zu unserem Kombi. Ich habe dann erstmal einen Satz neue Reifen gekauft und bin anschliessend zu Peugeot gefahren, sie sollen einfach mal durchchecken. Im unteren Drehzahlbereich schien mir der Motor etwas schwach, ich vermutete die Ursache irgendwo in der fehlenden Wartung, verstopfter Luftfilter, alte Kerzen oder sowas in der Art.

Was mir dann aber der Meister erzählte, war nicht wirklich nach meinem Geschmack. Zum einen wären drei der vier Motorhalterungen gebrochen (der Austausch kommt auf etwa 5000 Peso) und die fehlende Leistung liegt am Getriebe. Irgendwer hat da Öl für normale Automatikgetriebe reingefüllt, statt dem speziellen Peugeot-Öl. Das greift jetzt die Dichtungen an und muss mitsammt selbigen gewechselt werden. Kostenpunkt gut 10.000 Peso. Aber, gab er zu bedenken, er kann mir nicht sagen, ob die empfindlichen Komponenten im Getriebe (irgendwelche Ventile und was Hydraulisches) noch einwandfrei funktionieren. Das wissen wir erst, wenn er das Teil wieder eingebaut hat. Danach müsste man eventuell die defekten Teile tauschen, was sicher auch nicht günstig wird, weshalb er mir dazu rät, das Getriebe gleich zu tauschen. Immerhin hätte das Teil ja schon 75.000km runter, das wäre ja schon 'ne ganze Menge. Ich verkniff mir die Bemerkung, dass der Tracker gut das doppelte auf dem Getriebe und noch nicht mal neue Bremsbänder nötig hatte.

Das neue Getriebe käme dann auf 38.000 Peso plus Einbau. Mein Vorschlag, einfach das ganze Geraffel im Getriebe mitsamt Öl und Dichtungen zu wechseln, konnte ihn gar nicht begeistern. Erst als ich ihn wiederholt fragte, was das denn koste, rechnete er mir die Geschichte zusammen und kam auf gute 28.000 Peso. Also nur 10.000 Peso weniger, als ein neues Getriebe (wobei er geschickt den Einbau unterschlug), dafür hätte ich aber ein ganzes Jahr Garantie auf das Teil, nicht nur 6 Monate. Und überhaupt, er brachte tausende von Einwänden vor, er bot mir sogar 10% Rabatt und 6 Monatsraten ohne Zinsen an, wenn ich mich nur für das neue Getriebe entscheiden würde. Gut, ich sagte ihm, ich würde darüber nachdenken und mich wieder melden.

Zu Hause dann erstmal den Schwager angerufen, der war sprachlos. Er hatte am Getriebe kein Öl gewechselt und wusste auch nichts von der Geschichte. Die fehlende Leistung beim Anfahren hatte er zwar bemerkt, schob es aber auf die Automatik, da er bisher immer nur Schaltgetriebe gefahren ist. Er meinte dann, ich solle ihm die Kiste wieder zurückgeben, da er die ja doch recht günstig gekauft hat, war er optimistisch, sie auch wieder zum selben Preis loszuwerden. Allerdings wollte ich mich nicht so einfach wieder davon trennen, dafür gefällt sie mir einfach zu gut.

Er erinnerte sich daran, einen Bekannten in einer anderen Peugeot-Werkstatt zu haben, der sich allerdings als totale Niete herausstellte. Der Schwager erzählte ihm das Problem und der Bekannte ihm ganz spontan an, ihm ein neues Getriebe für nur 40.000 zu besorgen, das Orginal koste ja immerhin 60.000.

Also schlug der Schwager vor, zu seinem Mechaniker zu fahren, ein freier Schrauber, zu dem er normalerweise geht. Ursprünglich sträubte ich mich dagegen, den Wagen zu einem der freien Mechaniker zu bringen. Ich hatte mich zwischenzeitlich im Internet informiert, besagtes Getriebe ist kein Automatikgetriebe (Planetengetriebe mit Drehmomentwandler), sondern ein Schaltgetriebe, das von einem Computer mittels Hydraulik gekuppelt und geschaltet wird. Leider ergab meine Recherche auch, dass besagtes Getriebe ziemlicher Mist ist wohl eher nicht zu den Glanzstücken französischer Ingenieurskunst zählt. Und ich befürchtete, die hiesigen Mechaniker, die es eben doch eher mit Automatikgetrieben amerikanischer Bauart zu tun haben, hätten von dem neumodischen Zeug nur wenig Ahnung.

Der Mechaniker meines Schwagers belehrte mich eines Besseren. Wir fuhren zu ihm, erzählten ihm erstmal nichts von unseren Besuchen bei Peugeot, sondern beklagten nur die spärliche Leistung. Er stöpselte seinen Computer an, der allerdings nichts fand, ausser einer durchgebrannten Birne, dann fuhr er die Kiste kurz um den Block und erklärte uns, dass die Ursache sicher das Getriebe sei. Er hatte schon mehrere Wagen mit diesen Getrieben (die gibt es bei mehreren Herstellern) in seiner Werkstatt, diese Teile seien offensichtlich nicht für den Betrieb im Dauerstau im DeEffe ausgelegt und so wie bei einem normalen Schaltwagen beim ständigen Anfahren die Kupplung vorzeitig abgenutzt wird, verschleissen eben verschiedene Teile in diesen Getrieben auch vorzeitig. Sein Lösungsvorschlag war, eben diese hydraulischen Teile im Getriebe austauschen, er hat das schon mehrmals gemacht und es hat immer funktioniert. Seltsamerweise genau das, was ich auch dem Meister bei Peugeot vorgeschlagen hatte, dem aber wohl zu viel Arbeit war.

Das falsche Öl fand er übrigens nicht so problematisch, so gross seien die Unterschiede gar nicht, das sei nur ein vorgeschobenes Argument von Peugeot, um von ihrer Fehlkonstruktion abzulenken.

Wirklich überprüfen konnte ich seine Aussage natürlich nicht, aber sie klang logischer als das, was mir Peugeot verkaufen wollte. Und sein Preis lag mit 19.000 noch gerade im Rahmen dessen, was ich bereit war, in die Kiste zu stecken, also lies ich sie ihm da. Und sagte, wenn er sie ohnehin zerlegt, soll er auch gleich noch die Motoraufhängungen tauschen. Die grosse überraschung: Er schaute in den Motorraum und meinte, er sieht zwar nur drei von den vieren, die seien aber in Ordnung. Er würde aber beim Ausbau auf die Vierte achten. Das war Montag vor einer Woche.

Am Freitag letzte Woche konnte ich die Kiste wieder abholen. Und siehe da, die Anfahrschwäche ist weg. Und dass auch die vierte Motorhalterung in Ordnung war, hat mich dann auch nicht mehr überrascht.

Und die Moral von der Geschichte? Das nächste Auto lasse ich vor dem Kauf von einem Mecanico checken. Und um Markenwerkstätten werde ich in Zukunft einen weiten Bogen machen, beim Tracker hat man ja auch schonmal versucht, mich abzuzocken.

Was ich übrigens erst viel später bemerkt habe: Die Spacken bei Peugeot haben mir doch tatsächlich die Nummernschild-Halter ausgetauscht. Prinzipiell ist es mir ja wurscht, welches Autohaus da drauf steht, ich glaube auch nicht, dass der Werbeeffekt so gross ist. Aber es wirkt schon sehr lächerlich, wenn ihnen die richtigen Nummernschildhalter wichtiger sind, als eine saubere Diagnose.

Mittwoch, November 18, 2009

Das erste Fahrrad

Ich hatte, leichtsinnig wie ich bin, meiner Tochter zu ihrem Geburtstag ein Fahrrad versprochen. Dabei dachte ich allerdings nicht an ein normales Fahrrad, sondern eines dieser Laufräder, mit denen die Kinder angeblich wie von selbst das Radfahren erlernen.

Dabei hatte ich im Hinterkopf, dass die Dinger hier zwar nicht gerade an jeder Ecke, aber eben doch zu kaufen sind. So gab es beispielsweise mal in der Community eine Meldung darüber und ich kam mal an einem Café vorbei, in dem so ein Teil gebraucht verkauft wurde. War mir in dem Moment aber zu teuer und der Geburtstag war damals noch weit weg.

Als der Termin dann näher rückte, suchte ich in der Community besagte Meldung, fand sie auch, aber die dort verlinkte Seite existierte nicht mehr. In den hiesigen Fachgeschäften (sowohl Fahrrad als auch Spielzeug) hatte ich so meine Probleme, zu erklären, was ich eigentlich will, mit dem Begriff "Kinderfahrrad ohne Pedale" konnte niemand etwas anfangen. Sogar in besagtem Café versuchte ich mein Glück, aber das Objekt meiner Begierde hatte zwischenzeitlich einen neuen Besitzer gefunden. Auch meine Suche im Netz blieb erfolglos, ich überlegte kurzzeitig sogar, mir so ein Teil aus den USA zu bestellen, hatte dann aber keinen Bock das ohnehin nicht gerade günstige Teil auch noch zu verzollen (vom Risiko, dass das Ding unterwegs verloren geht, ganz zu schweigen).

Eine Woche vor Citlalis Geburtstag musste ich beruflich nach Toluca. Das Projekt Laufrad hatte ich mittlerweile abgeschrieben und überlegte bereits krampfhaft, was denn sonst als Geschenk in Frage käme. Auf dem Rückweg schaute ich in einem der grossen Einkaufzentren vorbei, eigentlich wollte ich dort nur schnell eine Kleinigkeit essen. Auf dem Weg zurück zum Auto kam ich an einem Fahrradgeschäft vorbei. Und was stand da direkt im Schaufenster?



Und auch gleich noch so ein hübsches Exemplar. Glück gehabt. Allerdings war die Freude wohl ganz meinerseits, so richtig begeistert ist Citlali davon noch nicht. Schade eigentlich. Aber das wird vielleicht noch.

Dienstag, November 17, 2009

Bestanden

Evelyn hat gerade das Ergebnis ihrer Prüfung bekommen: Bestanden.

Glückwunsch!

Sonntag, November 08, 2009

Mein Geld ist sicher

sogar vor mir.

Zur Zeit sind meine Papiere (Pass und Visum) ja bei der Migra, also habe ich ein kleines Problem, mich auf der Bank auszuweisen, wenn ich Geld abheben will. Was aber auch kein so grosses Problem ist, weil ich ja selten grössere Beträge abheben muss und was wir so fürs tägliche Überleben brauchen, bekomme ich am Automaten.

Nun schulde ich aber meinem Schwager noch ein bischen Geld für den Peugeot. Eigentlich auch kein Problem, er hat es nicht wirklich eilig und so ging ich ein paar Tage lang jeden Abend beim Geldautomaten vorbei und hob einfach den Maximalbetrag ab, bis ich das Geld für den Schwager zusammen hatte.

Am Freitag morgen musste ich nach Queretaro zu einem Kunden, unterwegs wollte ich noch ein bischen Geld aus dem Automaten ziehen. Der sagte mir allerdings, die Transaktion wäre nicht autorisiert. Ich schob es auf den Automaten und fuhr zum Kunden. Später am Tag bezahlte ich mit der Karte in einem Supermarkt, was problemlos funktionierte.

Samstag abend im Einkaufzentrum versuchte ich es nochmal am Automaten. Wieder die seltsame Fehlermeldung von wegen fehlender Autorisierung. Also mal kurz bei der Bank angerufen. Oh, wie ich diese Hotlines hasse.

Erstmal die Kartennummer eintippen. Dann dem ersten die Nummer nochmal vorlesen und das Problem schildern. Er verbindet mich weiter. Nochmal die Nummer vorlesen und das Problem schildern, hören, dass das die falsche Abteilung ist. Weiterverbunden werden. Nochmal die Nummer vorlesen und das Problem schildern. Die Dame konnte mir dann tatsächlich weiterhelfen.

Durch meine wiederholten Abhebungen sah sich irgendein Computer veranlasst, meine Karte zu sperren, weil sie gestohlen sein könnte. Das mit der Mustererkennung ist wohl noch nicht wirklich ausgereift. Und nein, abschalten lässt sich das nicht. Aber immerhin konnte ich die Dame davon überzeugen, dass die Karte nicht gestohlen wurde und sie hat die Sperre wieder aufgehoben.

Und wenn wir gerade beim Thema Sicherheit sind: Im selben Einkaufszentrum, Citlali war müde und bat mich, sie zu tragen. Also setzte ich sie auf meine Schultern, wie ich das immer tue, weil mir, wenn ich sie auf den Arm nehme, hinterher der Rücken schmerzt. Immerhin bringt die Dame schon stattliche 20kg auf die Waage. Prompt kam einer der Sicherheitsleute auf mich zu und bat mich, das Kind bitte anders zu tragen. Das wäre gefährlich, sie könnte so nach hinten herunterfallen. Na, wenn man sonst nichts zu tun hat...

Mittwoch, November 04, 2009

Helloween

Am Wochenende war hier Helloween. Da habe ich doch tatsächlich den dritten Platz beim Kostümwettbewerb gewonnen. Dabei sah ich aus wie immer:



Citlali hat es auch gefallen, am Donnerstag war sie als Hexe verkleidet im Kindergarten, Freitag hatten wir dann im Büro eine Veranstaltung für die Kinder, am Samstag abend die Party und am Sonntag bin ich mit ihr um die Häuser, bzw. von Haus zu Haus gezogen, Süssigkeiten schnorren.

Und wir haben auch dieses Jahr unsere Ofrenda aufgebaut und hatten diesmal keine Bissspuren an den Gaben. Letztes Jahr hatte Citlali den zweck der Ofrenda noch nicht ganz kapiert und dann einfach mal alles, was auf dem Tisch lag angebissen.

Donnerstag, Oktober 29, 2009

Kurzes Update

Im Moment ist bei uns viel los, allerdings fehlt mir die Zeit, es auch hier zu verbloggen. Also muss eine kurze Zusammenfassung reichen:

Tracker verkauft

Wir haben den Tracker verkauft. Das war einfacher, als gedacht, jetzt fahren wir also Peugeot. Nicht ganz so geländegängig, dafür aber saubequem.

FM2 beantragt

Die Verlängerung meines Visums stand mal wieder an. Ja, genau, das olle FM3, das ich schon seit Jahren in ein FM2 wandeln wollte. Bei der Gelegenheit hab' ich einfach mal bei der Personalabteilung nachgefragt, ob man statt der Verlängerung nicht ein upgrade machen könnte. Klar, kein Thema.

Hat sich die Aufschieberei doch glatt gelohnt, so kostet mich das FM2 nichts, weder Geld (zahlt alles der Arbeitgeber) noch Nerven (die bezahlen einen Anwalt, der sich mit den Spacken herumschlägt). Und diesmal ist es mir auch Wurscht, wenn sie sich Zeit lassen, die Arbeitsgenehmigung bleibt während des Verfahrens gültig. Fast möchte ich wetten, dass es diesmal nur ein paar Tage dauert.

A propos Aufschieberei: Es gibt da ein empfehlenswertes Hoerbuch zum Thema. Dinge geregelt kriegen - ohne einen Funken Selbstdisziplin. Bringt zwar praktisch nichts, aber es ist sehr unterhaltsam.

Haus abbezahlt

Wir haben tatsächlich die letzte Rate unserer Hütte abbezahlt. Theoretisch müsste jetzt jeden Monat Geld übrigbleiben. Was man damit alles anstellen könnte: Schnelle Autos, Teure Restaurants, Brustimplantate Körbchengrösse DD. Der Spiesser in mir brabbelt irgendwas von Rücklagen für Citlalis Ausbildung und Altersvorsorge. Den werd' ich schon ruhigstellen!

Anstand

Ich habe sämtliche Pflichten des Anstandes verletzt. Behauptet zumindest der oder die da.

Montag, Oktober 26, 2009

Wieder da

Letzte Woche war ich mal wieder in Pittsburgh, auf einem Kurs. Der Kurs war OK (Anwendungsentwicklung für den WebSphere Process Server), die Stadt ist immer noch ziemlich langweilig. Vielleicht sollte ich bei der Auswahl meines nächsten Kurses dem Veranstaltungsort mehr Gewicht beimessen.

Mittwoch, Oktober 14, 2009

Besuch im Knast, Teil 2 (Viktor IX)

Während der ganzen Zeit, die wir in diesem provisorischen Restaurant sassen, kamen andere Häftlinge an unseren Tisch und versuchten, uns irgendetwas zu verkaufen oder uns anzuschnorren. Viktor erklärte uns auch, warum. Es dreht sich so ziemlich alles im Knast um Geld. Es gibt Gruppen, die für das passieren von Türen einen Peso verlangen. Hat man keinen Peso, geht man nicht durch diese Tür. So einfach ist das.
Ausserdem braucht man Geld für das tägliche Leben. So gibt zum Beispiel Vorschriften, was die Kleidung betrifft, diese muss beige sein, aber der Häftling muss sich diese selbst besorgen. Er kann sie sich entweder von einem Besucher mitbringen lassen, oder er muss sie von anderen Häftlingen kaufen. Auch andere Dinge des täglichen Lebens, wie z.B. Seife oder eine Zahnbürste muss der Häftling selbst besorgen.

Es gibt im Knast zwar einen offiziellen Supermarkt, in dem man alle diese Dinge zu normalen Preisen bekommt und einen regen Schwarzmarkt, auf dem man so ziemlich alles bekommt, das Problem im Knast ist, zu Geld zu kommen.

Offizielle Arbeitsmöglichkeiten (z.B. in der Gefängnisküche oder Wäscherei) gibt es nur sehr wenige, den meisten Insassen bleibt nur das, was ihre Besucher ihnen dalassen und diejenigen, die niemand besucht, müssen sich ihren Lebensunterhalt eben anderweitig verdienen. Indem sie in Handarbeit Taschen, Holzspielzeug und irgendwelchen Krimskrams herstellen und versuchen, den an die Besucher zu verkaufen.

Hier erklärte sich übrigens auch, was unten am Eingang abging. Nicht alle Gefangenen stehen oben am Fenster und warten auf ihren Besuch, entweder weil sie in der Rangordnung zu weit unten stehen, oder weil sie nicht mit Besuch rechnen. Deshalb dürfen unten am Eingang ein paar ausgesuchte Häftlinge als Empfangskommitee stehen. Kommt dann ein unerwarteter Besucher und der Besuchte ist nicht da, um ihn abzuholen, kann man einem Häftling aus dem Empfangskommitee sagen, wen man besuchen möchte und der macht sich dann auf die Suche, während ein anderer aus dem Empfangskommitee den Besucher nach oben begleitet. Selbstverständlich ist dieser Service nicht kostenlos und da jeder Geld verdienen will stürmt das ganze Empfangskommitee auf jeden Besucher ein und bietet lautstark seine Dienste an.

Natürlich gibt es auch Leute, die andere Gefangene erpressen oder die versuchen, die Besucher zu beklauen. Oder die den Schwarzmarkt bedienen. Dort zahlt man beispielsweise für ein Bier 60 Peso, dafür bekommt man draussen im Supermarkt locker einen Sechserpack.

In seiner Zelle lebt Viktor mit 29 anderen Häftlingen, ursprünglich war der 4 mal 5 Meter grosse Raum mal für 6 Menschen gedacht. Richtig eng wird es beim Schlafen, vier Mann pro Bett und der Rest auf dem Boden. Dass man sich in dieser Enge auf die Nerven geht ist nicht überraschend und Schlägereien gehören zum normalen Tagesablauf. Vom Ungeziefer, welches sich unter solchen Bedingungen sehr wohl fühlt, gar nicht zu reden. Es gibt auch Zellen, die mit 50 Mann belegt sind und Zellen, in denen tatsächlich nur die vorgesehenen 6 Menschen leben. Allerdings muss man 120.000 Peso (ca 6000 Euro) berappen, um sich in eine solche Luxus-Zelle verlegen zu lassen.

Angesprochen auf sein Gewicht erzählte uns Viktor vom Essen. Es gibt drei Mahlzeiten am Tag, wobei nur einfachste Gerichte auf dem Speiseplan stehen und selbst die nach allen Regeln der Kunst gestreckt sind. Und manchmal, so erzählte er mit Ekel im Gesicht, riecht das Zeug nach nassem Hund und ist trotz knurrendem Magen nicht runterzukriegen. Zwar gibt es Taco-Stände, die besseres Essen anbieten, aber die sind teuer und Geld ist knapp. Und es gibt eine einfache Kochgelegenheit in der Zelle, aber auch dafür braucht man erstmal die nötigen Zutaten. Verhungern muss er zwar nicht, aber richtig satt wird er nur, wenn ihn seine Freundin oder seine Mutter besucht und was zu Essen mitbringt.

Entsprechend haben wir uns natürlich beim Essen zurückgehalten, ich hatte sowieso kaum Hunger. Ich lauschte seinen Erzählungen, versuchte mir das alles vorzustellen und schaute die Leute um uns herum an.

Die Stimmung war seltsam gedrückt, ich kann es nicht wirklich beschreiben, wie an einem schwülen Sommertag, ohne Aussicht auf ein abkühlendes Gewitter, an einem Platz, an dem jeder nur ist, weil er dort sein muss, aber liebend gerne woanders wäre.

Die Häftlinge waren in ihrer beigen Kleidung gut zu erkennen, es gab Typen mit fiesem durchdringendem Blick, denen ich nichtmal bei Tag auf der Strasse begenen wollte, aber die Mehrheit waren einfach normale Kerle, so wie Viktor. Die Besucher waren bunt gemischt, an einem Tisch sass ein junger Kerl, wahrscheinlich nicht mal zwanzig, schaute bedröppelt aus der Wäsche wie ein Kind, das man gerade mit der Hand in der Keksdose erwischt hat, ihm gegenüber eine ältere Frau, wahrscheinlich seine Mutter, die still vor sich hinweinte. Am Nachbartisch ein junges Paar, auch er eher ein durchschnittliches Milchgesicht, ihm gegenüber eine junge schwangere Frau. Dazwischen Familien, die wirkten, wie bei einem Sonntagsausflug im Park, nur nicht ganz so fröhlich. Ein Ehepaar mit zwei Kindern in Citlalis Alter. Schon der Gedanke, mein Kind nur einmal die Woche in dieser furchtbaren Atmosphäre zu sehen war mir unerträglich. Und immer wieder die Leute, die versuchten, ihre Handarbeiten zu verkaufen, manche von ihnen priesen kurz ihre Ware an und erzählten uns schnell ihre Geschichte, getrieben von einem seltsamen Mitteilungsbedürfnis, als hätten sie selten jemanden, der ihnen zuhört.

Als wir nach drei Stunden wieder draussen waren, war ich fertig, als hätte ich drei Tage lang am Stück durchgearbeitet. Klar, Knast ist kein Ponyhof und wenn man mal davon ausgeht, dass die Justiz einigermassen funktioniert, dürfte die Mehrheit der Insassen nicht grundlos da drinn sein. Aber diese Zustände sind einfach nur menschenunwürdig. Von Resozialisierung kann dabei gar keine Rede sein, in einer Umgebung, in der der Stärkere oder der mit den besseren Beziehungen zu den Wachen das letzte Wort hat. Und für jemanden, der wirklich unschuldig in diese Institution gerät, muss das schlicht die Hölle sein. Ich bewundere Viktor für seine Stärke, ich schätze, ich wäre an seiner Stelle nach spätestens vier Wochen durchgedreht.

Dienstag, Oktober 13, 2009

Besuch im Knast (Viktor VIII)

Am Samstag habe ich Viktor besucht. Meine Fresse. Es ist 'ne Weile her, dass mir etwas dermassen an die Nieren gegangen ist.

Irgendwann, als ich seine Mutter mal wieder getroffen und mich nach ihm erkundigt habe, sagte sie mir, Viktor würde sich sicher freuen, wenn wir ihn mal besuchen würden und sie wäre uns gerne beim Papierkram wegen der Besuchserlaubnis behilflich. Nein, Lust hatte ich keine. Nicht, weil er mir egal wäre, ganz im Gegenteil, seine Geschichte geht mir nah und ich wünschte, ich könnte mehr für ihn tun, als ihm Geld für seinen Anwalt zu leihen. Aber die Geschichte bewirkt auch ein unangenehmes Gefühl, es lässt in mir die Angst aufsteigen, selbst Opfer dieses Systems zu werden. Weshalb ich lieber nicht allzuoft daran denken mag. Aus diesem Grund hatte ihr Angebot in etwa den Reiz eines Zahnarzt-Besuchs. Trotzdem brachte ich es nicht übers Herz, ihr den indirekt vorgetragenen Wunsch abzuschlagen, zum einen eben, weil Viktor mein Freund ist und auch, weil ich merkte, wieviel es ihr bedeutete.

Wir verabredeten uns also mit seiner Freundin, sie wollte schon recht früh da sein, weil die Kontrolle des Essens, welches sie mitnehmen wollte immer etwas länger dauert und uns dann später am Eingang abholen. So standen wir pünktlich zum verabredeten Zeitpunkt am Eingang, unsere Stimmung schwankte irgendwo zwischen Bedrückung und Neugier, wir waren beide noch nie in einem Knast zu Besuch, wussten aber (oder vielmehr ahnten wir) aus den Erzählungen seiner Mutter, dass so ein Besuch im Knast eher unangenehm ist.

Seine Freundin kam heraus und begleitete uns zum Schalter, an dem wir unsere Besuchserlaubnis bekamen. Dann wurden wir, nach Geschlecht getrennt, abgetatscht durchsucht. Nach Waffen, Mobiltelefonen und Ausweissen. Allerdings nur sehr oberflächlich, scheinbar war es dem Wachmann wichtiger, mich um 10 Peso Trinkgeld anzuhauen, als seine Arbeit zu tun. Anschliessend bekamen wir einen unsichtbaren (bzw. nur unter UV-Licht sichtbaren) Stempel auf den Arm und wurden ermahnt, uns den Arm nicht zu waschen, weil dieser Stempel uns als Nicht-Häftling ausweisst. Und wurden wieder um Trinkgeld angehauen.

Bis hierher hatten wir etwa 200m durch irgendwelche Gänge zurückgelegt, nichts Besonderes, das ganze wirkte nicht trister als andere, etwas in die Jahre gekommene Behördengebäude auch. Dann liefen wir durch einen Innenhof auf ein Gebäude zu, das Erdgeschoss war offen, darüber eine vergitterte Öffnung über die ganze Breite, dahinter die Häftlinge. Alle starrten wartend auf den Ausgang, aus dem wir kamen, einige mit Hoffnung oder gar Freude über den bevorstehenden Besuch auf dem Gesicht, anderen sah man die Enttäuschung über das vergebliche Warten bzw. die Angst vor der Enttäuschung an.

In dem Moment, als wir die unsichtbare Schwelle des Gebäudes betraten, brach die Hölle los. Die Häftlinge stürmten auf uns ein, riefen uns Dinge zu, die ich nicht verstand, wenn uns einer zu nah kam, bekam er von einem Wärter den Schlagstock in den Rücken. Plötzlich stand Viktor vor uns, begrüsste uns kurz, dirigierte uns eine Treppe hoch und versuchte, uns vor den anderen Häftlingen abzuschirmen, die weiter auf uns einstürmten. Oben angekommen wurde es etwas ruhiger, wir befanden uns wahrscheinlich auf dem Dach der Anstalt, so genau konnte ich das gar nicht ausmachen, über uns waren Planen gespannt, die uns vor der Sonne schützten und die ganze Fläche war mittels Planen in etwa 5 mal 10 Meter grosse Bereiche unterteilt. Viktor führte uns in einen dieser improvisierten Räume, der mit Tischen und Stühlen bestückt war und wir konnten uns endlich begrüssen.

Mein erster Eindruck hat mich etwas geschockt, er hat einige Kilo abgenommen (er war vorher schon verdammt schlank) und in der beigen Häftlingskleidung und mit seinem milimeterkurzen Haarschnitt erinnerte er an den typischen geschundenen Gefangenen den man aus Filmen kennt. Später gewann ich dann nach und nach den Eindruck, dass er die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat. Ihn glücklich zu nennen wäre sicher stark übertrieben, aber er akzeptiert die beschissene Lage, in der er ist und versucht das Beste daraus zu machen.

Wir setzten uns also an einen Tisch, seine Freundin packte das Essen aus, welches sie mitgebracht hatte, wir assen und redeten. Er wollte natürlich wissen, was draussen los ist, wie es seiner Familie geht, und er erzählte uns von seinem Alltag.

Davon später mehr.

Freitag, Oktober 09, 2009

Mieses Timimg

Wir schonmal erwähnt, gedenken wir gerade, den Tracker zu verkaufen. Also haben wir ihn erstmal gründlichst gereinigt. Citlali ist da mal ein kleines Missgeschick mit einem Joghurt passiert, welches einen riesigen Fleck auf den Polstern hinterlassen hatte. Und verschiedene andere Kleinigkeiten, deren Schilderung ich der geneigten Leserschaft erspare. Am widerlichsten war der Wackelpudding, der unbemerkt unter den Sitz rollte, dort in der Hitze schmolz und dann irgendwann zum Leben erwachte.

Bei der Aktion zeigte sich, was für eine geniale Konstruktion der Tracker doch ist. Die Sitzbezüge sind nicht einfach auf die Stühle getackert, sondern verschraubt. Also abgezogen und in die Waschmaschine damit. Die Sitze komplett ausgebaut und schon liess sich der Teppich herausnehmen und mittels Dampfstrahler vom Wackelpudding befreien.

Dann ging's zum Mecanico, Ölwechsel war schon überfällig und er sollte einfach mal schauen, was denn einen potentiellen Käufer abschrecken könnte. Er fand ein paar Kleinigkeiten, wechselte Öl, Filter, Kerzen und Bremsbeläge (worauf auch das Rubbeln beim Bremsen verschwand) und jetzt sieht die Kiste wieder ganz ansehnlich aus. Den Preis von knappen 3000 Peso fand ich dafür ganz in Ordnung.

Also haben wir beschlossen, den Tracker am Sonntag auf einem der vielen Gebrauchtwagenmärkte anzubieten. (Falls jemand Interesse hat, schnell mailen, bevor er weg ist!).

Heute morgen passierte dann etwas Unerwartetes. Der Motor lief unrund und die Motorkontrollleuchte tat, wofür sie gebaut wurde: sie leuchtete. Na toll! Ab zum Mecanico, der diagnistizierte eine durchgebrannte bobina. Auf mein "die hast Du doch gestern erst getauscht, warum verkaufst Du mir auch so einen billigen Mist" klärte er mich über den Unterschied zwischen Bujía (Zündkerze) und Bobina (Zündspule) auf. Peinlich. Und erwähnte auch gleich, dass die Dinger nicht ganz so billig seien, wie die Zündkerzen. Was leicht untertrieben war. 1900 Peso kostete das Mistding letztendlich. Das Drecksteil hätte doch auch noch ein Woche halten können!

Donnerstag, Oktober 08, 2009

Fundstück



Was die wohl ausgefressen hat?

Samstag, Oktober 03, 2009

Rechenkünstler

Ein kleiner Bildschirmausschnitt von meinem Internetbanking:



Sollte ich mir Sorgen machen?

Das ist übrigens schon der vierte Eintrag mit diesem Titel.

Donnerstag, Oktober 01, 2009

Neues Spielzeug

Nach unserem Kurzurlaub in Playa Ventura wollte ich natürlich die Fotos von der Kamera auf den Rechner kopieren, erlebte dabei allerdings eine kleine Überraschung. Beim Einschalten der Kamera kam eine Rauchwolke aus selbiger. Vermutlich spielte dieser Rauch eine wichtige Rolle in der Kamera, seit er draussen ist, funktioniert sie nämlich nicht mehr.

Schade drum. Sie hat zwar zwischendurch immer mal wieder rumgezickt und wir hatten sie zwischenzeitlich sogar mal ersetzt, aber sie hat sogar ihren Ersatz überlebt und uns fünf Jahre lang begleitet, nicht schlecht in dieser kurzlebigen Zeit.

Also musste Ersatz her, die Entscheidung fiel auf die Stylus 850 SW von Olympus, weil Evelyn das himmelblaue Gehäuse so toll fand sie wasserdicht ist. Ja, das ist ein seltsames Kriterium bei der Auswahl einer Kamera, aber ich hatte die Fuji schon des öfteren in einen Plastikbeutel verpackt, z.B. in Tolantongo und auch am Meer wurde ich schon ab und zu mal von einer Welle überrascht und nur die Kameratasche verhinderte Schlimmeres.

So ein Spielzeug will natürlich ausprobiert werden und was liegt da näher, als sie im Aquarium zu versenken? Zugegeben, sensationell ist das nicht, aber es sieht vielversprechend aus, ich hoffe, sie möglichst bald in einem interessanteren Einsatzgebiet zu benutzen.

Mittwoch, September 23, 2009

Die Prüfung

Am Sonntag hatte Evelyn ihre Abitur-Prüfung. Es ist tatsächlich nur eine Prüfung, die dafür aber den ganzen Tag dauert und alle relevanten Fächer beinhaltet, im Prinzip werden einfach alle Prüfungen aneinandergehangen.

Das dusselige an der Geschichte: Jetzt muss sie zwei Monate lang auf das Ergebnis warten.

Ich habe mir übrigens mal ihre Unterlagen durchgeschaut, weil mich das Niveau interessiert hat. Nun liegt mein Abitur zwar schon gut 15 Jahre zurück, aber ich glaube, im Fach Physik waren bei uns die Themen ähnlich, bei Mathe fand ich allerdings nichts zum Thema Differential- oder Integralrechnung. Das war bei uns sicher dabei und gehört zumindest für Naturwissenschaftler zu den grundlegenden Werkzeugen.

Montag, September 21, 2009

Verregneter Urlaub

Letzte Woche war hier Nationalfeiertag und da mein Arbeitgeber mir deshalb gleich zwei Tage (Dienstag und Mittwoch) frei gegeben hat, habe ich gleich noch den Montag Urlaub genommen, um mal wieder ein verlängertes Wochenende am Meer zu verbringen.

Unsere Wahl fiel (mal wieder) auf Playa Ventura, diesmal wollten wir aber direkt am Strand von Marquelia zelten, weil wir die letzten Male zwar in Playa Ventura übernachtet haben, aber doch jeden Tag nach Marquelia gefahren sind, weil der See dort zum Planschen für Citlali viel besser geeignet ist, als das offene Meer.

Und da mein Schwager gerade auf Arbeitssuche ist und seine Frau auch Urlaub bekommen hat, sind wir mit seinem Wagen gefahren, sozusagen als ausgedehnte Probefahrt. Ihm ist die Kiste zu gross, für uns könnte sie in etwa passen und da wir ja sowieso gerade auf der Suche sind, wollten wir uns das mal anschauen.

Da Evelyn am Samstag noch zur Schule musste sind wir erst Sonntag früh losgefahren und verbrachten einen schönen Tag am Strand. Abends zogen dann Wolken auf, in der Regenzeit nichts ungewöhnliches und dass es die Nacht über regnete, störte uns nicht wirklich, die Zelte waren dicht und der Wind hielt sich in Grenzen. Am nächsten Morgen war der Himmel allerdings komplett bewölkt und als es uns schliesslich ins Frühstück regnete, planten wir kurzerhand um. Es war zwar nach wie vor angenehm warm und ich so hätten wir auch bei Regen schwimmen gehen können, aber der einzig wirklich trockene Platz war im Zelt und das würde auf die Dauer halt doch unangenehm werden. Also haben eingepackt und sind doch wieder nach Playa Ventura gefahren, wo wir uns in einem Hotel einquartierten. Kurze Zeit später riss dann auch die Wolkendecke wieder auf, es hörte auf zu regnen und wir konnten den Rest unseres Urlaubs geniesen.

Fotos

Die Probefahrt war übrigens erfolgreich, es handelt sich um einen Peugeot 307sw. Die Kiste ist etwas länger als der Tracker, entsprechend ist der Kofferraum grösser und er hat ein Gepäcknetz, so dass man ruhigen Gewissens über die Oberkante der Rücksitze laden kann. Die Sitze sind sehr bequem, wozu sicher auch der Lederbezug beiträgt und er verfügt über eine geniale Klimaautomatik, bei der man im einfachsten Fall nur die Wunschtemperatur einstellt. Das Herumgefriemel an der Lüftung des Tracker geht mir schon lange auf den Keks, zumal sich die Temperatur der einströmenden Luft mit Motortemperatur, Geschwindigkeit, Aussentemperatur und vielen anderen Faktoren ändert und man ständig nachregeln muss.
Ausserdem kann man im Peugeot noch zwei Sitze im Kofferraum installieren, dann hat man zwar keinen Platz mehr für Gepäck, aber für kurze Ausflüge mit der Schwiegerfamilie ist das eine echte Alternative zum zweiten Auto.

Vor Ort ist der Tracker übrigens wesentlich spassiger als der 307, viele Strassen sind entweder in einem sehr schlechten Zustand oder schlicht nicht geteert, da kann man mit dem Tracker wesentlich entspannter durch die Löcher heizen, Dank dem Allrad sind wir bisher auch in schlammigen Abschnitten nie stecken geblieben. Dafür ist die Anfahrt über die Autobahn im Tracker anstrengender, im 307 fährt es sich entspannter.

Wir werden jetzt also den Tracker ein wenig polieren und dann mal sehen, was das Ding noch wert ist.

Samstag, September 12, 2009

Reingefallen

Sie hat etwas mit Weihnachten gemeinsam. Sie kommt jedes Jahr auf's Neue, überrascht trotzdem die meisten Menschen hier recht unvorbereitet und sie läuft nach festen Ritualen ab. Die Regenzeit.

Sie beginnt Ende Juli, Anfang August mit abendlichem Regen, der prompt den Verkehr zusammenbrechen lässt. Sogleich beginnt in den Nachrichten das Lamentieren über den schlechten Zustand der Infrastruktur, die verstopften Abwaserkanäle, die Schlaglöcher, die mit jedem Regenguss grösser, tiefer und zahlreicher werden und der dringende Appell, keinen Müll auf die Strasse zu werfen, weil dieser sich dann in den Abwasserkanälen sammelt, selbige verstopft und so für Überschwemmungen sorgt.

Je nach politischer Präferenz des Nachrichtensenders werden dann die aktuelle Regierung der Stadt, deren Vorgänger, der Präsident der Republik oder sonstwer für die Überschwemmungen verantwortlich gemacht. Argumente gibt es genug und die werden wohl auch nicht weniger, so lange Geld in künstliche Strände und Eisbahnen in der Stadt statt in Abwasserkanäle investiert wird.

Wirklich ändern tut sich dann aber nichts, alleine in Santa Fe kenne ich zwei Stellen, an denen sich jedes Jahr zur Regenzeit tagtäglich der Verkehr staut, weil von drei Fahrspuren zwei so tief unter Wasser stehen, dass nur noch eine benutzt werden kann.

Aber immerhin sind die Überschwemmungen immer wieder für eine Schlagzeile gut. Oder einen Lacher:

Dienstag, September 08, 2009

Gerüche

Heute hatten wir eine Besprechung bei einem Kunden, der eine grössere Restaurant-Kette betreibt. Es ist nicht leicht, sich auf eine technische Diskussion zu konzentrieren, wenn die Klimaanlage immer mal wieder leckere Gerüche der Produkte in den Besprechungsraum pumpt.

Seltsamerweise gibt es in dem Gebäude gar keine Filiale, aus dem die Gerüche kommen könnten. Vielleicht gehört das ja zum Corporate Design.

Freitag, September 04, 2009

Traumwagen

Da hatte ich mich vor Kurzem noch über das beschränkte Angebot auf dem hiesigen Automarkt ausgelassen und dann läuft (bzw. fährt) mir hier das Traumauto schlechthin über den Weg.

Klassisches Wurst-Design, viel Stauraum und sogar Flügeltüren. Nur die übersichtlichkeit nach Hinten ist etwas eingeschränkt:



Samstag, August 29, 2009

Ich nicht!

Gestern abend kam ich nach einem anstrengenden Arbeitstag zurück ins traute Heim. Ich begrüsste meine Damen, fragte, wie ihr Tag so war und ob sie mich vermisst hätten.

"Klar haben wir Dich vermisst", sagt Evelyn. Woraufhin Citlali sich zu ihr umdreht und sagt "Nö, ich hab' ihn nicht vermisst!".

Kinder können so grausam sein.

Mittwoch, August 26, 2009

Bildungskosten

Der Herr Cabronsito spricht da in diesem Artikel etwas an, womit wir seit Kurzem auch zu tun haben:

Die mexikanischen Medien sprechen übrigens von einer gravierenden "Emigration" aus den privaten Schulen Mexikos, da viele Eltern sich die anfallenden Kosten nicht mehr leisten können oder wollen.

Aber von Anfang an:

Vor fast einem halben Jahr kamen wir auf die Idee, uns nach einem geeigneten Kindergarten für Citlali umzuschauen. Der Kindergarten der deutschen Schule flog recht schnell aus der engeren Wahl, der ist einfach zu weit weg. In unserer näheren Umgebung fanden wir vier Kindergärten, zwei staatliche und zwei private, denen wir jeweils einen Besuch abstatteten.

Die beiden staatlichen machten keinen besonders guten Eindruck auf uns, wobei wir da gar nicht dazu gekommen sind, sie uns genau anzusehen. Wir trugen jeweils unser Anliegen vor und baten um Informationen, daraufhin wurden uns in einem Fall ziemlich lustlos ein paar Daten genannt, im Anderen Fall bekamen wir einen Zettel mit den Daten in die Hand gedrückt. Und beide Male wurden unsere Fragen mit Verweis auf die Regeln abgewürgt.

Die Privaten hinterliessen einen ganz anderen Eindruck. Wir wurden hereingebeten, herumgeführt und ausführlich informiert. Und es war gar kein Problem, dass wir Citlali den Monat vor den grossen Ferien sozusagen probeweise in den Kindergarten schicken wollten. Auch die Kosten, die man uns nannte (etwa 1300 Peso inscripción (einmal pro Jahr) und etwa 1100 Peso monatliche Gebühr) sind im Rahmen dessen, was wir uns leisten können und wollen.

Was mich dann aber doch überrascht hat, sind die versteckten Kosten. Vielleicht liegt das daran, dass ich noch nicht so viel Erfahrung mit mexikanischen Kindergärten habe, einheimische Familienväter sind da eventuell besser vorbereitet. Bei der Einschreibung bekamen wir eine Liste der Materialien, die Citlali bitte mitbringen soll. Bücher(!!!), Hefte, Stifte, Knete, einen Kittel und weiss der Geier was noch alles. Mal abgesehen vom Aufwand, das alles zu besorgen und die Bücher und Hefte der Liste entsprechend einzubinden haben wir dafür nochmal knappe 1500 Peso ausgegeben. Ausserdem braucht Citlali eine Uniform (die exclusiv bei der Leiterin des Kindergartens erhältlich ist, ein Schelm, wer Böses dabei denkt) für 1100 Peso und für Materialien wurden nochmal 1000 Peso fällig. Da läppert sich ganz schön was zusammen.

Ob das allerdings bei einem der staatlichen Kindergärten anders ist, weiss ich nicht, wie gesagt, wir haben da noch nicht so viel Erfahrung.

Richtig neugierig bin ich ja darauf, wie intensiv die Bücher genutzt werden. Zu meiner Zeit (ist schon ein Weilchen her), gingen wir zum Spielen in den Kindergarten, Bücher hatten wir da keine dabei.

Dienstag, August 25, 2009

Husten

Citlalis Husten ist mittlerweile wieder verschwunden. Meiner nicht. Er tauchte etwa gleichzeitig mit Citlalis Husten auf, allerdings hielt ich meinen für eine einfache Erkältung und somit nicht weiter erwähnenswert.

Nachdem also etwa eine Woche ins Land gezogen war (und ich die erste Flasche Hustensaft geleert hatte), bin ich doch mal zum Doc. Der diagnostizierte eine Entzündung im Rachenraum und verschrieb mir ein Antibiotikum und einen anderen Hustensaft.

Das brachte leider ziemlich genau gar nichts, wesahlb ich eine Woche später wieder bei ihm vorstellig wurde. Mittlerweile nehme ich Rifampicin, ziemlich heftiges Zeug. Aber es hilft, wenn auch langsam. Immerhin werde ich nachts nicht mehr von meinen Hustenanfällen geweckt.

Donnerstag, August 13, 2009

Ein fieser Verdacht

Citlali hat seit einer Woche einen seltsamen Husten, gegen den nichts so wirklich helfen will. Da es ihr sonst aber gut geht, sie hat keine weiteren Erkältungssymptome, tippt der Doc auf eine Allergie. Die kann vielerlei Gründe und Auslöser haben, aber der erste Verdacht liegt natürlich bei den Katzen.

Blöde Situation.

Mittwoch, August 05, 2009

Viktor (VII)

Gestern wurde nach langem Hin und Her endlich das Urteil verkündet. Die Familie rechnete fest mit einem Freispruch, schliesslich hatten sie viel Material zu Viktors Entlastung zusammengetragen, unter anderem hatte sein damaliger Arbeitgeber ausgesagt, dass Viktor zum angeblichen Tatzeitpunkt gearbeitet hat, die Tat also gar nicht begangen haben kann.

Das hat der Richter allerdings ignoriert, er bezog sich in seiner Urteilsbegründung nur auf die Aussage der Grossmutter des Kindes, er selbst hat das Kind übrigens nie selbst befragt, um sich beispielsweise einen Eindruck von seiner Glaubwürdigkeit zu verschaffen. Das Urteil: Schuldig, 6 Jahre Haft.

Der Anwalt hat auf der Stelle Berufung eingelegt. Der Albtraum geht weiter.

Dienstag, Juli 28, 2009

Pfütze

Als wir Sonntag Abend nach einem tollen Wochenende ziemlich fertig nach Hause kamen, begrüsste uns nach dem Öffnen der Haustür eine Pfütze. Eine grosse Pfütze. Mist, das Aquarium, schoss es mir durch den Kopf. War es aber glücklicherweise nicht. Also alle Wasserhähne im Haus kontrolliert, auch nicht.

Was es genau war, wissen wir nicht, sieht aber so aus, als ob es uns in die Hütte geregnet hätte. Die Spurenlage ist relativ eindeutig, das Wasser kam die Treppe herunter und floss dann pfützenbildenderweise in Richtung Haustür. So richtig unter Wasser stand nichts, echten Schaden haben wir also keinen, bleibt die Frage, wo das Wasser genau herkam. Da die Regenzeit gerade beginnt, werden wir demnächst wohl Gelegenheiten haben, das näher zu betrachten.

Donnerstag, Juli 23, 2009

Regulierung des Netzes

Familienministerin Zensursula von der Leyen fordert einen Verhaltenskodex fürs Internet.

Netter Versuch, leider total überflüssig. Das gibt es nämlich schon seit 1995, nennt sich Netiquette und ist im RFC 1855 festgeschrieben. Die ist zwar nicht rechtlich verbindlich, trotzdem gilt sie für viele Moderatoren und Webmaster als Leitfaden, d.h. wer dagegen verstösst fliegt recht schnell aus dem Forum oder dem Gästebuch. Gilt übrigens auch für die Kommentare hier, wer dumm macht, wird gelöscht. Ausserdem steht es jedem frei, der sich im Internet beleidigt fühlt, Anzeige zu erstatten. So rechtsfrei, wie Zensursula das immer darstellt, ist das Internet nämlich gar nicht.

Außerdem müssten minderjährige Internet-Surfer über die Gefahren des Netzes aufgeklärt werden - zum Beispiel darüber, "dass sich Erwachsene mit üblen Absichten in ihre Chats einschleichen können".

Ja genau! Und darüber, dass Erwachsene mit üblen Absichten an der Haustür klingeln können. Ach, das ist Sache der Eltern? Na und warum nimmt man die dann nicht auch beim Netz in die Pflicht? Es soll ja tatsächlich Eltern geben, die das Internet nicht nur vom Hörensagen kennen und deshalb in der Lage sind, ihre Kinder beim Benutzen des Netzes entsprechend anzuleiten.

Wenn ich mir da die Aussage von unseren Politikern zum Thema anschaue, dann flösst mir der Gedanke, dass diese Leute Gesetze erlassen, eher Angst als Vertrauen ein:



Wie sagte der Herr Nuhr doch so schön: Wenn man keine Ahnung hat: Einfach mal Fresse halten.

Montag, Juli 20, 2009

Parkplatzverteidigung

Parkplätze sind im Moloch (wie wohl in jeder grösseren Stadt) Mangelware. Das führt hier mitunter dazu, dass manche Leute das Stück Strasse vor ihrem Haus mittels Eimern, Kisten oder gar einbetonierten Pfosten reservieren. Das ist zwar mittlerweile verboten, aber das Gesetz und die Realität bilden hier zwei getrennte Universen, die sich nur gelegentlich berühren, beispielsweise wenn ein Polizist Geld für sein Feierabendbier braucht.

Es gibt auch die ganz gestörten, die verzichten auf die Markierung ihres Parkplatzes und stechen einfach jedem, der es wagt, vor ihrem Haus zu parken, die Reifen auf, irgendwann weiss dann jeder Nachbar, dass er hier nicht zu parken hat.

Gestern sind wir scheinbar an so ein Arschloch geraten, wir waren auf einem Markt und haben in einer Nebenstrasse geparkt. Es war da weder ein offizielles Parkverbot oder irgendeine Form der Parkplatzreservierung, die ich normalerweise, so assozial ich sie finde, zähneknirschend respektiere, schliesslich kann ich darauf verzichten, dass mir jemand die Reifen zerlöchert oder den Lack zerkratzt. Als wir zum Auto zurückkamen, war der hintere Reifen leicht platt, ich dachte mir erstmal nichts dabei, sondern nahm mir vor, den an der Tankstelle überprüfen zu lassen. Wir kamen allerdings gar nicht erst so weit, der Reifen war ziemlich bald komplett platt. Kein Problem, Ersatzrad drauf und zum Vulcanizador gefahren. Der fand das Loch und fragte auch gleich, ob ich da wohl irgendwo geparkt hätte, wo ich nicht hätte sollen. Nein, eigentlich nicht. Das Loch war allerdings ein Riss in der Reifenflanke, etwa einen halben Zentimeter lang, ziemlich offensichtlich die Spur eines Schraubenziehers. Eigentlich keine grosse Sache, kostete gerade mal 40 Peso und eine viertel Stunde Zeit, aber trotzdem nervig.

Das wäre so ein schönes Land, wenn es nicht so viele Idioten hätte.

Mittwoch, Juli 15, 2009

Viktor (VI)

Für heute war die Urteilsverkündung angesetzt worden. Die lief (bzw. hätte in etwa so ablaufen sollen) wie die Visums-Ausgabe auf der Migra: Nach 14 Uhr wird niemand mehr in das Gebäude eingelassen und erst nach diesem Zeitpunkt beginnt die Ausgabe. Im Falle der Migra übrigens in einer für die Wartenden nicht nachvollziehbaren Reihenfolge, immer wieder von langen Pausen unterbrochen, deren Sinn ebenso schwer zu erkennen ist, so dass man im dümmsten Fall den ganzen Nachmittag mit sinnloser Warterei verbringt.

Also wurde heute ein Teil von Viktors Familie bei Gericht vorstellig, in der Hoffnung, ihn anschliessend endlich mit nach Hause nehmen zu können. Nun, die Wartezeit blieb ihnen erspart, der Richter eröffnete ihnen gleich zu Beginn, dass er noch zwei bis zur ersten August-Woche Zeit hätte, das Urteil zu verkünden.

Fragt mich nicht nach Details, die konnte ich aus seiner Mutter nicht herauskriegen, die war natürlich entsprechend verzweifelt, als sie mich informierte.

Montag, Juli 13, 2009

Von Zeugnissen und deren Anerkennung

Evelyn drückt zur Zeit die Schulbank. Zwar hat sie in Deutschland die mittlere Reife erworben, nur wurde die hier leider nicht anerkannt.

Das Problem ist folgendes: Sie hat ein Abschlusszeugnis mit Endnote, Apostille und Übersetzung. Nun gibt es aber keine Tabelle, in denen ausländische Abschlüsse mexikanischen Abschlüssen gleichgestellt werden, das wird nach einem komplizierten Verfahren berechnet. Indem unter anderem berücksichtigt wird, wieviele Stunden eines Unterrichtsfachs der Schüler über sich ergehen hat lassen gelernt hat.

Das heisst für uns, wir müssten von den beiden Jahren, die Evelyn in Deutschland zur Schule gegangen ist, uns die Jahresabschlusszeugnisse besorgen, apostillieren und übersetzen lassen. Und dann nochmal versuchen, das ganze anerkannt zu bekommen.

Das mit dem Übersetzen ist das geringste Problem, das kostet nur Geld. Das mit den Zeugniskopien und der Apostille würde schon schwieriger. Als wir den Rektor des Gymnasiums nach der Apostille auf dem Abschlusszeugnis fragten, wertete der die Frage danach als Zweifel an seiner persönlichen Integrität. Er hätte schliesslich schon viele Zeugnisse ausgestellt und noch nie hätte jemand an deren Echtheit gezweifelt.

Ja, ne, ist klar. Von Meister Scheible hat schliesslich jeder schonmal gehört, der Ruf dieses grossartigen schwäbischen Abendgymnasiumsdirektors ist sicher auch schon bis über den grossen Teich geschwappt. Glücklicherweise hatte die Dame auf dem Oberschulamt eine etwas solidere Beziehung zur Realität.

Zurück zum Thema: Sollten wir also tatsächlich die Zeugniskopien apolstillieren und übersetzen lassen, käme noch die Anerkennung auf uns zu. Wer schon ein bischen Erfahrung mit der mexikanischen Bürokratie hat, kann sich ausmalen, dass das Zeit, Geld und Nerven kostet und der Ausgang ungewiss ist. Der Knallkopf Beamte, bei dem wir vorstellig wurden, sagte uns direkt, er empfehle uns das Ceneval-Examen, das wäre einfacher. Klar, hat er weniger Arbeit. Das ist eine einzige Prüfung, zu der sich wohl jeder anmelden kann und wenn er sie besteht, bekommt er ein Abitur. Und es gibt Schulen, die Vorbereitungskurse zu diesem Examen anbieten. So versuchen wir es eben über diesen Weg, Evelyn geht jetzt drei Monate lang Samstags zur Schule, frischt dort ihr Wissen nochmal auf und versucht ihr Glück dann im September.

Samstag, Juli 04, 2009

Findelkind

Wir haten heute morgen Besuch. Scheinbar hatte sich die kleine verirrt, für eine Straßenkatze sieht sie zu gut aus, außerdem war sie sehr zutraulich, sie lies sich problemlos streicheln und hochnehmen.

Von den Nachbarn kannte sie allerdigs niemand und die Entscheidung, ob wir sie aufnehmen, wurde mir von unseren beiden Katzen abgenommen, sie gingen gemeinsam auf sie los. Vielleicht besser so, zwei Katzen reichen eigentlich.

Textbausteine

Delta hat auf meine Anfrage reagiert. Ich hatte in meiner Mail erwähnt, dass der Flug mit mehr als einer Stunde Verspätung abgeflogen war und hatte gefragt, wie sie denn dazu stehen, dass ihre Flugbegleiter den Passagieren raten, die Schweinegrippen-Kontrollstellen am Flughafen mittels fiebersenkenden Mitteln zu unterlaufen.

Die Antwort besteht aus drei Textbausteinen. Der erste bezieht sich auf die Pünktlichkeit (es gibt immer mal wieder technische Schwierigkeiten, schlechtes Wetter oder andere Dinge, auf die wir keinen Einfluss haben, tut uns leid), im zweiten bedanken sie sich über meine Rückmeldung zum Service des Kabinenpersonals, bedauern, dass das nicht so geklappt hat, wie ich wollte und geloben Besserung. Im dritten Teil kündigen sie dann an, mir einen Reisegutschein über 100 Dollar zu schicken.

Das ist nett, beantwortet aber nicht meine Frage!

Dienstag, Juni 30, 2009

Viktor (V)

Der letzte Eintrag zum Thema ist ja schon mehr als 3 Monate alt, aber es gab bisher immer nur kleine Fortschritte und Einträge über dieses Thema hinterlassen bei mir immer ein ganz fieses Gefühl, so dass ich da etwas nachlässig war.

Nun, der neue Anwalt hat über einen Freund bei der Staatsanwaltschaft herausgefunden, dass wohl jemand Geld dafür bezahlt hat, dass die Ermittlungen so lange wie nur irgend möglich dauern, glücklicherweise konnte besagter Freund der Verschleppung etwas entgegen wirken und so ist morgen endlich die Hauptverhandlung. Der Anwalt ist sehr optimistisch, wenn alles mit rechten Dingen zugeht (um es mal sehr vorsichtig zu formulieren), muss diese mit einem Freispruch enden. Für die Urteilsfindung hat der Richter übrigens eine Woche Zeit, so wie die ganze Geschichte bisher gelaufen ist, würde es mich nicht wundern, wenn er die auch ausnutzt.

Bei allen Beteiligten (allen voran natürlich Viktor) liegen die Nerven blank, die finanziellen Mittel sind wirklich komplett ausgeschöpft und alle hoffen jetzt darauf, dass der Alptraum endlich ein Ende nimmt.

Ich drücke ihm die Daumen!

Donnerstag, Juni 25, 2009

Boston

Letzte Woche durfte ich mal wieder auf einen Kurs, diesmal nach Boston. Tolle Stadt, bisher die Schönste, die ich in den USA besuchen durfte. Das Zentrum ist überschaubar und gut zu Fuss zu erkunden, ausserdem gibt es eine Metro, mit der man auch die Ziele ausserhalb erreicht.

Was ich allerdings blöd fand, sind die Öffnungszeiten der Museen, die machen alle um fünf Uhr abens schon zu, so dass ich da leider vor verschlossenen Türen stand. Schade eigentlich. Dafür habe ich mir Harvard und das MIT angeschaut. Sehen auf den ersten Blick nicht wirklich sehr viel anders aus als andere Universitäten, liegen aber in einer sehr schönen Umgebung, besonders der Fluss hinter dem MIT ist sehr schön. Und immerhin kann ich jetzt von mir behaupten, dass ich auf dem berühmten MIT mal pinkeln war. Und den Freedom Trail, ein Weg der an verschiedenen historischen Orten vorbeiführt, bin ich abgelaufen. Interessant, zumal ich von der amerikanischen Geschichte nur das bischen Grundwissen aus der Schule habe.

Ganz klasse war diesmal auch das Essen. Boston liegt ja direkt am Meer und entsprechend bietet jedes Restaurant Fisch und andere Meerestiere an. Typische Burgerbuden habe ich gar nicht viele gesehen, es gibt in Boston ein chinesisches Viertel, ein Italienisches und die restlichen Restaurants sind überwigend Irisch Pubs. Da gab es leckeres Bier und hervorragendes Essen.

Was zu meckern hab' ich natürlich auch, diesmal trifft es den Flug. Da mittlerweile auch mein Arbeitgeber spart, durfte ich mit Delta fliegen. Der erste Flug ging von Mexico nach New York, über 5 Stunden in einer modernen B737. Tolle Sache, eigener Bildschirm für jeden Passagier und eine relativ grosse Auswahl an Filmen. Allerdings gab es nichts zu essen. Naja, es gab lummelige Sandwiches für 5 Dollar, das fand ich aber etwas unangemessen. Also nahm ich mir vor, den Zwischenstop in NY zu nutzen, um mir was zu Essen zu kaufen.

In NY dann der übliche Mist, Koffer am Band abholen und ihn durch die Zollkontrolle tragen. Blöderweise kam der Koffer vom Kollegen nicht an. Die Dame am Schalter meinte, der stünde noch in Mexico, tut ihr leid aber sie kann da jetzt nichts machen, wenn sie eine Meldung schreibt, kommt der Koffer zu ihr, wir sollen uns in Boston beschweren, damit der Koffer dahin kommt. Mittlerweile war es spät geworden, also hasteten wir zu unserem nächsten Flug, Zeit zum Essen bleib keine, ausserdem hatten die ganzen Läden am Flugsteig auch schon zu. Dabei war es erst 10 Uhr abends. Also in den Flieger, eine Bombardier CRJ900 (kleines Teil, aber nicht wirklich aufregend). Um dann im Flieger 50 Minuten auf den Start zu warten. Zu futtern gab es natürlich nix, nichtmal überteuerte Sandwiches. Entsprechend knurrte uns der Magen, als wir nachts um eins ins Hotel kamen. Dort empfahl man uns dann ein chinesisches Restaurant in der Nähe, das war sogar sehr gut und rettete uns die Nacht. Der verloren geglaubte Koffer tauchte dann übrigens in Boston auf. Weiss der Geier, weshalb der nicht durch die Zollkontrolle musste.

Der Rückflug begann ganz ok, diesmal hatte ich vorher ordentlich gegessen (man ist ja lernfähig), zuerst nach Atlanta mit einer MD87 (mal was anderes, aber auch nichts besonderes). Dort brach dann Chaos aus, der Flieger (eine alte B737 mit den doofen Bildschirmen an der Decke) kam verspätet an, weshalb wir erstmal an ein anderes Gate am anderen Ende des Flughafens beordert wurden. Dort kämpfte dann eine sichtlich überforderte Stewardess mit knapp 200 Leuten, die scheinbar alle dringend in den Flieger, der noch nichtmal da war, einsteigen wollten, ausserdem war der Flug überbucht, so dass sie freiwillige suchte, die auf einen späteren Flug umbuchen wollten. Als dann auch noch eine automatische Durchsage in einem letzten dringenden Aufruf dazu aufforderte endlich an Bord zu gehen, war das Chaos komplett, die Stewardess dem Nervenzusammenbruch nahe. So flogen wir mit über einer Stunde Verspätung ab.

Der Oberhammer kam dann etwa eine halbe Stunde vor der Landung, der Steward erklärte die Zoll- und Einreiseformalitäten und schloss diese damit ab, dass bei der Einreise ein Thermoscanner eingesetzt würde, um Fälle der Schweinegrippe zu erkennen. Wenn man also Fieber habe, solle man jetzt ein fiebersenkendes Mittel nehmen, um Probleme zu vermeiden.

Ich bin ja nun wirklich kein Schweinegrippenhysteriker, aber diesen Aufruf, Massnahmen zur Eindämmung der Schweinegrippe so dreist zu unterlaufen fand ich doch etwas seltsam. Ich hab' dann am Montag mal eine Mail an Delta geschickt und gefragt, was das denn sollte, aber scheinbar kommunizieren die nicht mit jedem.

Montag, Juni 22, 2009

1000 (und einen) gute Gründe

Es fällt mir verdammt schwer, etwas über das am Donnerstag verabschiedete Gesetz zur Zugangserschwerung zu Kinderpornografie im Internet zu schreiben. Dass ich es trotzdem versuche, liegt daran, dass ich dieses Gesetz für einen grossen Schritt in die falsche Richtung halte. Und wer glaubt, dass der Versuch hier fehl am Platz ist, weil dieses Gesetz nichts mit unserer Auswanderung oder unserem Leben in Mexico zu tun hat, irrt sich.

Ein gewichtiger Grund für meinen Wunsch, Deutschland zu verlassen, war das Gefühl, keinen Einfluss auf die Politik zu haben, die in Deutschland aber nunmal einen Grossteil des Lebens bestimmt. Zugegeben, auch hier in Mexico habe ich keinen Einfluss, es ist mir als Ausländer sogar untersagt, mich in die Politik einzumischen, allerdings hat die Politik weniger Einfluss auf mein Leben, als das in Deutschland der Fall war.

Zurück zum Thema: Politik als Hauptbeschäftigung kommt für mich nicht in Frage, das ist nicht wirklich mein Ding und ich habe auch kein Problem damit, jemanden zu bezahlen, der das für mich tut, genauso wie ich auch lieber einen Friseur bezahle, der mir die Haare schneidet, statt das selbst zu tun. Das Ergebnis ist zumindest im letzten Fall eindeutig besser, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass mein Friseur mich fragt, was ich denn in etwa von ihm erwarte, bevor er sich ans Werk macht.

Das ganze ist bei der Bundesregierung etwas schwieriger. Zum einen hält der Effekt der Kundenbefragung wesentlich länger an, im Normalfall 4 Jahre statt 4 Wochen und beim Friseur bin ich es gewohnt, dass er sich halbwegs an meine Vorgaben hält.

Die Bundesregierung hat also beschlossen, ein Gesetz auf den Weg zu bringen, welches den Zugang zu Kinderpornografie im Internet erschweren soll. Es wurde von vielen Seiten angeführt, dass es besser sei, die Kinderpornos aus dem Internet zu nehmen, statt nur den Zugang zu erschweren, es wurde nachgewiesen, dass die Entfernung mit wenig Aufwand machbar ist, es wurde darauf hingewiesen, dass die im Gesetz vorgesehenen technischen Sperren mit einfachsten Mitteln zu umgehen sind und dass dieses Gesetz für eine Zensur des Internets missbraucht werden kann.

Es hat die Politiker nicht beeinflusst. Ganz im Gegenteil, eine Petition, die von über 100000 (in Worten Hunderttausend) Menschen unterzeichnet wurde, verpuffte wirkungslos, die Aussage des Wirtschaftsministers "dass es Menschen gibt, die sich gegen die Sperrung von kinderpornographischen Inhalten sträuben" lässt für mich nur den Schluss zu, dass er die Petition noch nichtmal gelesen hat. Interesse am Wählerwillen sieht anders aus.

Und somit wären wir wieder beim Thema dieses Eintrages angelangt: Es ist in Deutschland nicht möglich, Einfluss auf die Politik zu nehmen, wenn man nicht selbst Berufspolitiker ist. Warum dieses Gesetz gegen jeden Widerstand verabschiedet wurde, kann ich nicht beantwortet. Bestenfalls wollte Zensursula einfach nur im Wahlkampf punkten und sie hielt die technische Durchführung für nicht so wichtig, schlimmstenfalls wollen die Politiker tatsächlich das Internet zensieren, ich halte beide Interpretationen für möglich. Aber der Fall macht eines klar: Die Politiker sehen das Volk nicht als Auftraggeber, in dessen Dienst sie stehen, sondern als lästiges Übel, mit dem sie sich vor den Wahlen halt notgedrungen beschäftigen müssen, oder gar als Bedrohung, die es zu kontrollieren gilt. Ein Friseur mit diesem Verständnis von Kundenfreundlichkeit hätte es wahrschenlich schwer.

Schade eigentlich. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht wirklich irgendwer die Sperren für seine Zwecke missbraucht, sonst werden wir uns eines Tages vielleicht von unseren Kindern fragen lassen müssen, weshalb wir das denn nicht erkannt und etwas dagegen getan haben. Ob ich mich dann auf diesen Eintrag berufen kann?

Donnerstag, Juni 11, 2009

Verbrechensbekämpfung!

Hier im Land gibt es seit Langem das Problem der virtuellen Entführungen. Als es vor über einem Jahr dann während einer Parlamentssitzung einige Abgeordneten erwischte (Roland berichtete), beschloss man, endlich etwas dagegen zu tun.

Deshalb gibt es seit April diesen Jahres also nur eineinhalb Jahre später schon ein paar Änderungen bei den Mobiltelefonen. Wer ein Neues kauft muss es jetzt sofort registrieren und bereits im Umlauf befindliche müssen bis zum 10. April kommenden Jahres (2010) registriert werden. Man sieht, es war dem Gesetzgeber wirklich eilig, dass sich da etwas tut.

Glücklicherweise wurde auf unnötige Bürokratie verzichtet, zur Registrierung reicht es, wenn man vom betreffenden Telefon aus eine SMS mit Namen und Geburtsdatum oder Wahlweise der CURP (sowas wie die Sozialversicherungsnummer) an eine Servicenummer verschickt. Einfacher geht es kaum. Dämlicher aber auch nicht, schliesslich kann ich mein Telefon jetzt registrieren auf wen ich will, wenn ich Namen und Geburtsdatum der Person habe. Nur in Bezug auf die Sicherheit gegenüber Manipulationen scheint mir das Konzept noch nicht komplett ausgereift.

Dienstag, Juni 09, 2009

Bescheid!

Hier in den Gebäckabteilungen der Supermärkte (und eigentlich auch in den Bäckereien) liegen die Backwaren offen aus, man bewaffnet sich mit einem Tablett und einer Brötchenzange, sucht sich seinen Einkauf zusammen und lässt den anschliessend einpacken.

So schlenderten wir gestern abend durch den Supermarkt, Evelyn mit Tablett und Zange, während ich Citlali im Einkaufswagen vor mir herschob. Als wir an ein paar Gebäckstückchen mit Erdbeeren oben drauf vorbeikamen, zeigte Citlali auf diese und sagte zu mir "Quiero uno de estos! (ich will eins von denen)". "Gut," sagte ich, "dann sagen wir der Mama Bescheid, damit sie so ein Erdbeer-Dings mitnimmt." Worauf sie sich zu Evelyn umdrehte und rief "Mama, Bescheid! Quiero uno de estos!"

Freitag, Juni 05, 2009

Post für's Kind

Diese Woche bekam Citlali Post. Und was für welche, ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll.

Vielleicht beim Datum des Poststempels: 03. Mai 2009. Hat ja nur einen Monat gedauert, bis der Brief angekomen ist. Wo er herkommt? Zwei Strassen weiter, vom Spanischen Krankenhaus, in dem wir ihr damals den Finger nähen liessen. Könnte natürlich daran liegen, dass die Strasse nicht wie auf dem Brief angegeben "Laguna de la Mandara" sondern "Laguna de la Mancha" heisst. An den Schreibfehlern in ihren beiden Vornamen (pro Vorname ein Fehler) wird es eher nicht gelegen haben.

Der Inhalt ist nicht weniger kurios: Ein Kalender für das laufende Jahr. Also nicht so ein schmuckes Ding zum an die Wand hängen oder so einer mit viele Seiten zum was reinschreiben sondern so eine kleine Karte für die Brieftasche. Seltsame Idee, sowas Anfang Mai wegzuschicken. Dass die sehr wahrscheinlich Citlalis Geburtsdatum in ihrer Kartei haben mal ganz aussen vorgelassen.

Sehr seltsam das Ganze.

Dienstag, Juni 02, 2009

Neues Hobby

Wir haben ja seit Januar ein kleines Aquarium und seither habe ich mich etwas näher mit der Materie befasst. Meine Quellen sind (natürlich) das Internet und (und zwar vorzugsweise der deutschsprachige Teil) und die hiesigen Fischläden bzw Bekannte, die auch ein Aquarium haben oder gehabt haben.

Es scheint da grosse Unterschiede in der Zielsetzung zu geben, während es den Deutschen eher darum geht, in ihrem Aquarium eine möglichst natürliche Umgebung für ihre Fische aufzubauen, wird das Aquarium hier eher als Dekorationsartikel gesehen. Und zwar voll im kitschigen Stil, wie er hier eben für die Dekoration üblich ist. So war unser Aquarium ursprünglich mit buntem Kies und einer Plastikpflanze ausgerüstet.

Und die Händler scheinen mir auch hauptsächlich daran interessiert zu sein, zu verkaufen, grosses Fachwissen oder gar die Liebe zu den Tieren sind mir da bisher noch nicht wirklich aufgefallen. Die Fische, die in unserem Becken als Erstbesetzung drin waren (keiner länger als 5cm) sind nach nur einem halben Jahr gut doppelt so gross und haben kaum mehr Platz um zu schwimmen.

Also haben wir uns vor etwa einem Monat ein grösseres Becken gekauft (das alte fasst 40l, das neue genau 200l mehr), welches ich gerade langsam einrichte und einfahren lasse. Und ich bin begeistert, ich könnte stundenlang davorsitzen und den Pflanzen beim Wachsen zuschauen.

Donnerstag, Mai 28, 2009

Kopfschmerzen

Heute morgen bin ich mit Kopfschmerzen aufgewacht. Das kann ich irgendwie gar nicht ab, diese Tage werden dann auch selten besser. Also erstmal zwei Kopfschmerztabletten aus der Schublade geholt, auf den Frühstücktisch gelegt und Kaffee gekocht. Nach der üblichen Morgenroutine bin ich ins Büro und hab' mich den ganzen Vormittag gewundert, weshalb die mistigen Tabletten nicht endlich anfangen zu wirken.

So habe ich mich dann durch den Tag geschleppt, es war glücklicherweise nicht viel los und freute mich um so mehr, als endlich Feierabend war. Zu Hause kassierte ich dann erstmal einen Anschiss wurde ich dann von meiner liebreizenden Frau darauf aufmerksam gemacht, dass es nicht ungefährlich sei, irgendwelche Tabletten auf dem Tisch liegen zu lassen, das Kind könnte sie ja futtern. Recht hat sie.

Und ich dachte schon, ich hätte 'ne Aspirin-Resistenz.

Dienstag, Mai 26, 2009

Kaputtes Geld

Es erstaunt mich immer wieder, wie schwer es hier ist, einen leicht beschädigten Geldschein loszuwerden. Am Sonntag waren wir auf einem Markt, verschiedene Dinge einkaufen und dabei hab' ich mir als Wechselgeld einen Fünfziger andrehen lassen, dem unten links ein etwa 5x5mm grosses (oder besser kleines) Stückchen fehlte. Ich hab das erst bemerkt, als ich damit beim nächsten Stand bezahlen wollte und der Verkäufer meinte, den könne er nicht annehmen, weil die Ecke fehlt.

Und so ging das den ganzen Nachmittag, ich bin das Mistding nicht mehr losgeworden. Jeder, bei dem ich mit dem Ding bezahlen wollte, lehnte dankend ab. Eher wechselten sie mir einen Fünfhunderter (was sie normalerweise auch nur ungern tun).

Gestern Hab' ich ihn dann in einen Automaten im Parkhaus gesteckt und siehe da, der hatte kein Problem damit.

Freitag, Mai 22, 2009

Erdbeben

Schon wieder ein Erdbeben. Diesmal hat es mich im Auto erwischt. Das ist ja ein ganz seltsames Gefühl, wenn die Kiste plötzlich zu schaukeln anfängt. Hätte aber schlimmer kommen können, 'ne halbe Stunde vorher war ich bei einem Kunden im 29. Stock. Das hat sicher ordentlich gewackelt.

Montag, Mai 11, 2009

Nicht existente (Euro-)Vans

Ich hatte es ja schonmal erwähnt, wir sind auf der Suche nach einem neuen Auto. Einerseit brauchen wir etwas Kleines für die Stadt, andererseits wollen wir mit dem Ding auch an den Strand fahren (es soll ja Frauen geben, die für drei Tage Strand vier paar Badelatschen brauchen) und ich fände es ganz toll, wenn mein Fahrrad reinpassen würde.

Spontan fielen mir da zwei Auto ein: Renault Scénic (den Epsace gibt es hier ja leider nicht, der wäre die erste Wahl) und Opel Zafira (hier als Chevrolet Zafira erhältlich). Und jetzt wird es seltsam: Man sieht sie hier auf der Strasse und findet sie auch ab und zu bei den Angeboten für Gebrauchtwagen, aber auf den Seiten der Hersteller: Fehlanzeige. Werden im Programm nicht erwähnt.

Mal interessehalber bei VW und SEAT geschaut: Die verschweigen ihren Sharan/Alhambra auch. Seltsam.

Freitag, Mai 08, 2009

Normalisierung?

Man kann sich bei Google anzeigen lassen, wie oft ein Begriff über einen bestimmten Zeitraum gesucht wird. Wenn ich das mal mit den Begriffen Schweinegrippe, Mexico und Pandemie mache, ist deutlich zu sehen, wie das Interesse nachlässt:



Auch hier in der Stadt normalisiert sich das Leben langsam wieder. Es laufen immer noch viele Leute mit Mundschutz durch die Gegend, ich muss an meinem Arbeitsplatz auch so ein Teil tragen und die Verantwortlichen werden nicht müde zu betonen, wie wichtig es ist, jetzt nicht alle Vorsicht über Bord zu werfen. Aber die bisher geschlossenen Restaurant dürfen jetzt wieder öffnen (wobei Evelyn in ihrer Uniform mit Mundschutz doch etwas seltsam aussieht) und ab Montag werden dann auch die Schulen wieder öffnen. Bleibt zu hoffen, dass das Gröbste überstanden ist.

Montag, Mai 04, 2009

Glump

Zu unserer Erstausrüstung, die wir uns hier vor gut 4 Jahren gekauft haben, zählte unter anderem ein DVD-Player. Unsere Wahl fiel ziemlich zufällig auf ein Gerät von Samsung, welches gerade im Paket mit einem Fernseher angeboten wurde. Wirklich glücklich waren wir mit dem Teil zwar nicht, weil es keine deutschen DVDs abspielte und sich ausserdem bei selbstgebrannten Scheiben mitunter recht zickig anstellte und diese mal las und mal nicht, aber im Grossen und Ganzen funktionierte es. Als es dann Anfang des Jahres den Geist aufgab, waren wir aber auch nicht wirklich traurig.

Also ab in den Laden und was Neues gesucht. Diesmal war Bedingung, dass der Neue auch Pal-Scheiben lesen kann und wie es der Zufall so wollte, war das einzige Gerät, welches gerade auf Lager war und diese Bedingung erfüllte, ein Samsung. Zu Hause dann die Überraschung: Das Mistding spielt zwar deutsche DVDs ab, aber nur, wenn diese nicht mit dem Regionalcode versehen sind. Ganz toll!

Nun, lange mussten wir uns nicht mit dem Gerät herumplagen, seit gestern erkennt das Drecksteil einfach keine DVDs mehr, egal ob teuer gekauft oder billig selbstgebrannt, ob mit oder ohne Regionalcode. Hat immerhin 6 Wochen funktioniert.

Auf dem Nächsten steht sicher eine andere Marke!

Sonntag, Mai 03, 2009

Nochmal zur Schweinegrippe

Am Wochenende waren wir auf einer Geburtstagsfeier, da war die Schweinegrippe natürlich ein wichtiges Thema. Die meisten hofften einfach nur, daß der Ausnahmezustand bald vorüber sei, zu vorgerückter Stunde wurden dann auch etwas abstrusere Theorien diskutiert, wobei mich das tiefsitzende Mißtrauen gegenüber der Regierung mal wieder beeindruckt hat:
  • Das Ganze ist in wirklichkeit noch viel Schlimmer, es gibt viel mehr Tote als ofiziell zugegeben wird.
  • Es handelt sich dabei nur um ein Ablenkungsmanöver, die Regierung plant irgendwas ganz mieses und die Schweinegrippe dient ihnen entweder als Vorwand oder als Ablenkungsmanöver.
  • Als Obama vor etwa einem Monat den Präsidenten hier besucht hat, haben die Beiden das Ganze geplant, um anschließend die Grenzen dicht zu machen.
Nun, ich bin mittlerweile der Meinung, daß es sich eben um einen neuen Grippevirus handelt, der aber nicht wirklich so furchtbar gefährlich ist, wie zunächst angenommen. Die Zahl der wirklich am Virus verstorbenen wurde ja massiv nach unten korrigiert und entspricht in etwa der, die auch bei anderen Grippewellen erreicht wird. Ich frage mich, ob das wirklich den wirtschaflichen Schaden rechtfertigt, der durch die Schließung von so ziemlich allem im DeEffe verursacht wurde.

Dienstag, April 28, 2009

Rätsel gelöst

Endlich konnte geklärt werden, wie die Schweinegrippe auf den Menschen übertragen wurde:

Montag, April 27, 2009

Noch ne Katastrophe

Nicht wirklich. Aber gerade hatten wir hier ein leichtes Erdbeben. Fühlte sich seltsam an und ich dachte erst, ich hätte mich getäuscht. Aber dann sah ich doch, dass die offene Tür sich leicht hin und her bewegt. Also habe ich mir das zumindest nicht eingebildet.

[Update]

Doch keine Enbildung: http://earthquake.usgs.gov/eqcenter/recenteqsww/Quakes/us2009fya9.php

In den Nachrichten taucht es mittlerweile auch auf: El Universal. Schäden oder gar Opfer wurden bisher keine gemeldet.

Neues von der Schweinegrippe

Die Schweinegrippe beeinflusst unser Leben doch stärker, als gedacht.

  • Schulen und Kindergärten bleiben bis Mittwoch, 6. Mai geschlossen. Eigentlich wollten wir Citlali diese Woche im Kindergarten anmelden, das hat sich jetzt erstmal erledigt.
  • Mein Arbeitgeber hat uns aufgefordert, bis auf weiteres von zu Hause aus zu arbeiten.
  • Evelyns Arbeitsstätte wurde auf Anordnung der Behörden geschlossen. Wahrscheinlich auch bis zum 6. Mai, so genau weiss man das noch nicht, angeblich wurden alle Restaurants, Kinos, Bars und Theater geschlossen. Das kam recht überraschend, Samstag abend gegen elf hiess es plötzlich "Ihr macht jetzt zu und wartet weitere Anweisungen ab oder wir klausurieren". Da letzteres mit Bussgeld, Papierkram und langen Wartefristen vor der Wiederöffung verbunden ist, wurden alle Kunden kurzerhand aufgefordert, Essen und Getränke mitzunehmen.


Zugegeben, richtig katastrophal ist das noch nicht, wir sind froh, dass wir von der Grippe an sich bisher verschont wurden, eigentlich kennen wir bisher noch niemanden, der sich angesteckt hat, die Bedrohung ist noch sehr abstrakt für uns.

Trotzdem finde ich es recht seltsam, dass die Regierung einerseits versucht, die Bedrohung herunterzuspielen, angeblich gibt es genügend wirksame Medikamente auf Vorrat, und andererseits mit den Zwangsschliessungen einen enormen wirtschaftlichen Schaden anrichtet. Das passt nicht wirklich zusammen.

Freitag, April 24, 2009

Schweinegrippe

Klingt seltsam, der Name. Wirft auch die Frage auf, ob das jetzt die Vogelgrippe ist, vor der vor wenigen Jahren alle Angst hatten. Irgendwie ironisch, dass die aus dem Osten erwartet wurde und jetzt kommt die Schweinepest -äh- Schweinegrippe aus dem Westen (aus europäischer Sicht gesehen).

Wie dem auch sei, was ich eigentlich schreiben wollte ist die Tatsache, dass auch mein Arbeitgeber uns mittlerweile dazu aufgefordert hat, wenn möglich von zu Hause aus zu arbeiten. Da hab' ich ja genau das richtige getan, als ich heute morgen keinen Bock hatte, mich anzuziehen.

Sorgen mache ich mir bisher noch keine, noch kenne ich niemanden, der von die Grippe erwischt worden wäre.

Falls jemand ernsthaft am Thema interessiert ist, verweise ich ihn an Cabronsitos Rubrik Schweinegrippe in Mexico, hier wird das Thema hoffentlich nicht mehr all zu oft auftauchen.

Seuchenalarm

Gestern abend, wir lagen im Bett, schauten noch ein bischen in die Glotze, als kurz vor Ende des Films das Programm unterbrochen wurde.

Man sah so was wie eine Pressekonferenz, im Hintergrund das Logo des Gesundheitsministeriums, im Vordergrund irgendeinen sehr ernst dreinblickenden Kerl, der irgendwelche Symptome aufzählte. Starkes Fieber, Kopfschmerzen, Schnupfen etc. Und den Rat gab, man solle körperlichen Kontakt so weit wie möglich vermeiden, kein Händeschütteln oder Küsschen mehr zur Begrüssung, Menschenmengen vermeiden, kein Kino, Theater oder Restaurant besuchen, es sei denn, es ist unbedingt notwendig. Und morgen seien deshalb die Schulen geschlossen.

Da das ganze ohne Ankündigung kam und offensichtlich der Anfang der Rede, in der wahrscheinlich der Grund der Panik genannt wurde, fehlte, wussten wir gar nicht, um was es eigentlich geht. Vogelgrippe? Ebola? Ausserirdische Killerviren?

Es ging um die Grippe (Influenza), die hier in den letzten drei Wochen, je nach Quelle, zwischen 15 und 30 Todesopfer gefordert hat. Etwas seltsam finde ich das schon, ich kann mich nicht daran erinnern, dass wegen der Grippe jemals so ein Aufwand getrieben wurde.

Freitag, April 17, 2009

Kurze Woche

Hier noch kurz eine Zusammenfassung, bevor die Woche wieder vorbei ist. Die Woche war etwas stressig, ich hoffe, das wird mir nicht gleich wieder als Gemecker ausgelegt.

Am Mittwoch vergangener Woche hatte ich also meinen Kurztrip nach Monterrey. Verdammt viel Aufwand, für eine knapp zweistündige Besprechung mit dem Kunden, war aber sehr interessant. Der Kunde kennt seine betriebsinternen Abläufe und seine Systeme und will das ganze mit unserer Hilfe modernisieren. Tolle Sache, wir kamen in den zwei Stunden gut vorran und ich könnte mir gut vorstellen, mit den Leuten zusammen zu arbeiten.

Am Abend ging es dann direkt vom Flughafen zum Busbahnhof, dort tauschte ich den Anzug gegen etwas Bequemeres und los ging's nach Villahermosa, wo wir jemanden aus Evelyns Familie besuchten. Tabasco ist sehr interessant, die Vegetation ist sehr üppig, Villahermosa ist im Vergleich zum DeEffe sehr sauber (wen wundert's?), nur die Hitze wäre mir auf Dauer doch etwas zu heftig. Es ist zwar kaum wärmer als beispielsweise in Monterrey, aber die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch, was auch das beste Deo nach wenigen Minuten versagen lässt. Viel gemacht haben wir nicht in den drei Tagen, ausgeruht, mit der Familie geplaudert, mit Citlali rumgeblödelt und etwas am Strand rumgelegen. Urlaub halt.

Die Rückfahrt war wider Erwarten recht unspektakulär, abgesehen von der Zahlstelle hinter Puebla (wieso staut sich da eigentlich immer alles, haben die keinen Kalender?) hatten wir kaum Verkehr. Trotzdem kamen wir erst um zwei Uhr Nachts nach Hause, so dass ich nur gerade zwei Stunden Schlaf abbekam, bevor es wieder los ging nach Monterrey.

Diesmal lief es allerdings etwas anders als am Mittwoch. Ich traf mich mit drei Kollegen im Hotel und wir fuhren zum Kunden, wo unser Ansprechpartner durch Abwesenheit glänzte. Was allerdings gar nicht mal seine Schuld war, irgendwer hatte uns ins Rechenzentrum geschickt, er hat sein Büro aber im Verwaltungsgebäude. Es dauerte auch nur ein paar Telefonanrufe und zwei Taxifahrten, bis wir ihm dann tatsächlich in seinem Büro gegenüber sassen, wo sich herausstellte, dass er gar nicht so recht wusste, weshalb wir eigentlich da waren. Scheinbar hatte sein Scheff vergessen, ihn über unseren Besuch zu informieren. Trotzdem erklärte er uns lang und breit, was die Firma macht, wie sie es macht, was seine Probleme dabei sind, wie er sie zu lösen gedenkt und wie wir ihm dabei hoffentlich helfen könnten. Wir fragten nach dem System, welches wir analysieren sollten und es stellte sich heraus, dass er das Teil zwar verwaltet, er aber gar keinen Zugriff auf die Daten hat, die wir brauchen. Also wurde für Dienstag morgen eine Telefonkonferenz mit ein paar anderen Leuten aus dem Laden einberufen, an deren Ende man sich darauf einigte, dass wir alle schnellstmöglich in den DeEffe zurückfliegen, weil dort die Entwicklungsabteilung ihre Büros hat.

Dort hatte man zwar theoretisch Zugriff auf die Daten, aber irgendwie schickte man uns erstmal von Pontius zu Pilatus und wieder zurück. Zuerst hiess es, die Versionskontrolle habe die Daten, die stellten überrascht fest, dass das nicht so ist. Also wurden wir an die Entwicklungsabteilung verwiesen, die wurden erstmal pampig, sie wüssten von nichts und überhaupt wurde das Projekt vor ein paar Jahren an eine Fremdfirma vergeben. Die externe Firma wollte die Daten erst rausrücken, nachdem sie von unserem Kunden dazu schriftlich autorisiert wurde und so bekamen wir Mittwoch abend, pünktlich zum Feierabend, die notwendigen Daten. Und seither versuchen wir, die verlorene Zeit wieder irgendwie einzuholen. Mann, freu ich mich auf's Wochenende!