Sonntag, September 28, 2008

Oh Herr, wirf Hirn vom Himmel!

Heute ist Sonntag, der letzte im Monat, das heisst für mich, ich gehe zum Ciclotón. Vorher noch schnell meine Mädels in der Granada abgesetzt und dann direkt mit dem Rad zur Reforma. Dort traf ich allerdings nur auf ein paar verstört dreinblickende Radfahrer, die Strasse war nicht, wie sonst üblich, für Autos gesperrt. Also fuhr ich erstmal (auf der rechten Spur, wie es sich gehört) in Richtung Zentrum, vielleicht findet sich ja dort ein Hinweis darauf, was los ist.

An einer Einmündung kam dann von rechts eine Dame mit ihrem Wagen, sah mich an und zog direkt vor mir heraus. Ich machte keine Vollbremsung, sondern wich ihr aus, fuhr parallel zu ihr, auf Höhe ihrer Tür, unterdrückte den Impuls, gegen selbige zu treten und machte meinem Ärger lautstark Luft.

Ein paar Meter weiter stand eine Gruppe von 5 Polizisten, die den Vorfall gesehen hatten und sofort in Aktion traten: Sie hielten mich an und klärten mich darüber auf, dass das Radfahren auf der Fahrbahn verboten sei und ich auf dem Gehweg fahren müsse.

Nun, es mag in zeiten knapper Kassen günstiger sein, den Typen zwei aufgeweichte Brötchen vom Vortag unter die Schädeldecke zu stopfen anstatt sie mit echtem Hirn auszustatten und für die Standardsituationen (im Rudel dumm rumstehen, Airobic an der Ampel machen und immer schön die Hand aufhalten) reicht das ja auch vollkommen aus, aber vielleicht sollte man den Uniformständern doch ein kleines bischen Verstand mitgeben. Oder zumindest die Gesetze, auf die sie sich beziehen in schriftlicher Form. Auf meine Frage wo das den stehe, gab es zunächst die fantastische Antwort "en el reglamento de transito" (also der Verkehrsordnung), auf die Rückfrage wo denn da genau nur kollektives Schulterzucken. Und leider hatte man auch kein Exemplar dabei, in dem man hätte nachschlagen können. Mal davon ausgehend, dass mindestens einer von der Truppe lesen kann.

Das sonntägliche Radfahren auf Reforma war übrigens ausgefallen, weil da jemand (hat der eigentlich sonst nix zu tun?) mal wieder einen Protestmarsch organisiert hatte und im Gegensatz zu dem, was mir ein anderer Uniformständer erzählt hatte (Fällt heute alles aus!) fand der Ciclotón tatsächlich statt, nur ging er eben nicht durchs Zentrum.

Freitag, September 26, 2008

Dummdidummdidudeldei

Heute habe ich mich mal wieder bei meinem zukünftigen Arbeitgeber erkundigt, wie denn die Sache mit meinem Visum läuft, schliesslich ist nächste Woche der Erste und somit doch ein idealer Tag, meinen neuen Arbeitsplatz anzutreten.

Tja, leider liegt mein Antrag auf Arbeitserlaubnis nach wie vor bei den ehrbaren Herren der Migración, alles im grünen Bereich, alles toll, es ist nur so, dass die im Moment etwas viel um die Ohren haben und somit nochmal gut zwei Wochen brauchen werden, um mir meine Erlaubnis ausstellen zu können. Nicht, dass es so kompliziert wäre, sie sind im Moment einfach nur etwas überlastet, die Warteschlange ist halt gerade so lang.

Nein, ich werde mich jetzt nicht über diesen Unsinn aufregen, dass ich per mexikanischem Gesetz dazu verpflichtet bin, meine mexikanische Tochter zu ernähren (was ich natürlich auch ohne dieses Gesetz täte), während mir gleichzeitig das mexikanische Instituto Nacional de Migración verbietet zu arbeiten. Mal ganz abgesehen von den Steuern, die dem mexikanischen Staat dank diesem Schwachsinn flöten gehen.

PS: Ja, der Titel ist Scheisse, aber ich wollte nicht schon wieder "Drecks-Migra" als Titel verwenden.

Mittwoch, September 24, 2008

Hebebühne

Den Herrn habe ich nicht etwa über den Haufen gefahren, das ist unser Mecanico bei der Suche nach dem Leck, aus dem das Öl kam.

Montag, September 22, 2008

Warten (nicht auf Godot)

Ich hatte schon ganz vergessen, wie das ist, wenn man auf die Migra warten muß. Ich fand das vor vier Jahren ja schon reichlich ätzend, vor zwei Jahren ist es mir dann erspart geblieben, weil der Wechsel zeitlich mit Citlalis Geburts zusammenfiel und ich da sowieso einen Monat frei nehmen wollte. Außerdem soll es (so habe ich mir sagen lassen) in kleinen Firmen kreative Möglichkeiten geben, die Wartezeit zu überbrücken. Nunja, man kann nicht alles haben.

Immerhin, die Chancen stehen gut, daß ich die Genehmigung noch rechtzeitig vor dem Monatsende bekomme, so daß ich zum ersten Oktober anfangen kann.

Es ist ja auch nicht so, daß ich jetzt zu Hause rumsitze und vor Langeweile den Gips von den Wänden beiße, mit Citlali kommt sowieso nur selten Langeweile auf, außerdem haben wir im Haus genügend Baustellen, die ich jetzt nach und nach beseitigen kann. Und letztendlich hat es auch seinen Reiz, unter der Woche ein bischen unterwegs zu sein, die Stadt und das Umland zeigen sich von einer ganz anderen Seite als am Wochenende, wenn Tausenden von Hauptstädtern unterwegs sind und beim Versuch sich zu erholen sich gegenseitig auf den Füßen herumstehen.

So gesehen ist der einzige Nachteil an der Situation, daß hier das Prinzip "Keine Arbeit - keine Kohle" gilt und somit dieser unfreiwillige Urlaub an unseren Ersparnissen zehrt.

Freitag, September 12, 2008

Chiapas

Am Dienstag ging's los, eigentlich wollten wir den Tracker nehmen, der litt allerdings seit Sonntag an akuter Undichtigkeit, zwischen Motor und Getriebe siffte ordentlich Öl heraus, der Mecanico meinte, vor Mittwoch kriegt er das nicht hin, er muss das komplette Getriebe ausbauen, um an den Simmer-Ring zu kommen. Na toll. Also haben wir kurzentschlossen ein Auto gemietet, wodurch wir etwas später loskamen, als geplant, deshalb kamen wir erst nach Mitternacht in Tuxtla Gutiérrez an, wo wir erstmal übernachteten. Am nächsten Tag ging es dann weiter nach San Cristóbal de las Casas.

San Cristóbal de las Casas

San Cristóbal de las Casas ist die zweite von den Spaniern gegründete Stadt in Chiapas (Chiapa de Corzo gilt als der erste Versuch, angeblich war es dort aber zu heiß), war lange Zeit auch Hauptstadt des Staates und hebt sich stark von anderen mexikanischen Städten ab. Es gibt keine Gebäude mit mehr als drei Stockwerken, die meisten Häuser haben Giebeldächer und auch die aufdringlichen, überdimensionierten Werbeplakate sucht man vergebens. Eine wirklich schöne Stadt im ursprünglichsten Kolonialstil. Die Stadt wird bevölkert von einem bunten Mix aus allen Kulturen, von den Bewohnern indianischen Ursprungs in ihren traditionellen Kleidern, bis zu modern gekleideten Einwanderern.

Ein Besuch im Museo del Ámbar de Chiapas, dem Bernstein-Museum im Ex Convento de La Merced ist sehr empfehlenswert, man erfährt dort sehr viel über den Berstein, der in Chiapas abgebaut wird, unter anderem auch, wie man den gefälschten Bernstein, der von vielen fliegenden Händlern angeboten wird, erkennt. Die Scheffin spricht übrigens sehr gut Deutsch.

Lagos de Montebello

Die Lagos de Montebello sind eine Gruppe unterirdisch verbundener Seen (Zenotes), die in satten unterschiedlichen Farben scheinen. Man kann in den Seen auch schwimmen, allerdings regnete es an dem Tag gerade ziemlich heftig, so daß wir uns das verkniffen. Trotzdem war es sehr interessant. Die Seen liegen übrigens nahe der guatemaltekischen Grenze, die allerdings nur recht unspektakulär markiert ist.


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Cañon del Sumidero

Der Cañon del Sumidero war sicher der Höhepunkt der Reise, es handelt sich um einen Fluß, der durch eine tiefe Schlucht fließt, die steilen Felswände erheben sich um 200 bis 1000 Meter über dem Wasser. Auf der Bootsfahrt durch diese Schlucht sieht man zunächst natürlich die beeindruckenden Felsen und außerdem allerlei wildes Getier, Affen, Papageien, Pelikane und als besonderes Schauspiel Krokodile.

Den vierten Tag wollten wir am Meer verbringen, allerdings machte uns das Wetter einen dicken Strich durch die Rechnung, es regnete und war sehr stürmisch, so daß wir nur kurz die Füße ins überraschend warme Meer streckten.

Tuxtla Gutiérrez fand ich übrigens nicht so prickelnd, es gibt zwar ein paar nette Parks, in denen Abends Musik gespielt wird und ein nettes Restaurant (Las Pichanchas), das war's aber auch schon.

Den Sonntag verbrachten wir dann bei strömendem Regen auf verschiedenen Autobahnen. Wenn ich demnächst mal mit Familie dahinfahre, werden wir das entweder per Bus oder Flugzeug tun und vor Ort ein Auto mieten, das ist sicher weniger streßig.

Oh, bevor ich es vergesse, es gibt natürlich auch Fotos.

Dienstag, September 09, 2008

Alle wieder da!

Ich bin wieder heil (und total begeistert) aus Chiapas zurückgekehrt, außerdem sind gestern meine Mädels gelandet. Citlali hat sich in den zwei Wochen, die ich sie nicht gesehen habe natürlich nur wenig verändert, sie spricht jetzt allerdings mehr als zuvor, so gesehen hat ihr der Urlaub wahrscheinlich sehr gut getan.

Diese Woche habe ich noch Zwangsurlaub (und wenn die Migra-Menschen sich weiter Zeit lassen, auch die kommenden beiden), ich hoffe also, noch einen ausführlichen Bericht mit Fotos aus Chiapas hier einstellen zu können.

Mittwoch, September 03, 2008

Unterwegs

Freitag war ja mein letzter Arbeitstag bei Pegaso und bei meinem neuen Arbeitgeber kann ich erst anfangen, wenn mir die Migra endlich meine Arbeitserlaubnis ausstellt, was diese Woche sicher nicht mehr passieren wird. Da ausserdem Frau und Kind noch in Deutschland weilen, habe ich mich kurzerhand entschlossen, mit Erwin, der gerade auf Heimaturlaub aus Spanien hier in Mexico ist, nach Chiapas zu fahren, er hat dort Familie. Im Moment sind wir gerade in Tuxtla Gutierrez, werden aber gleich nach San Christobal de las Casas weiterfahren. Ich bin sehr gespannt, weil ich diese Gegend von Mexico noch gar nicht kenne.


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Montag, September 01, 2008

Der Rückflug

Der Rückflug war insgesamt eher nicht so der Hit, erstens hatte ich noch keinen Bock zurückzufliegen, und daß ich alleine unterwegs war, verbesserte meine Stimmung nicht gerade. Evelyn und Citlali blieben noch zwei Wochen länger in Deutschland, schließlich soll Citlali so viel Zeit bei Oma und Opa verbringen (und Deutsch lernen) wie möglich.

Beim Sicherheitscheck am Flughafen wurde ich dann noch von einer uniformierten Dame blöd angeschnautzt, weil ich meinen Rucksack nicht erst in eine Box, sondern direkt aufs Förderband gelegt habe. So viel zum Thema "Dienstleistung in Deutschland".

Als ich dann in der Abflughalle saß, kam die Durchsage, daß wir wegen einer technischen Panne am Flugzeug selbiges wechseln müssten, da die Koffer schon verladen waren, mussten sie erst umgeladen werden, wir wurden zu einem anderen Flugsteig dirigiert und starteten deshalb erst eine Stunde später. Ich neige wirklich nicht zu Flugangst, aber da ja am vorherigen Wochenende erst eine Maschine abgestürzt war, wurde mir da doch etwas mulmig.

Bei unserer Ankunft tobte über der Stadt dann ein heftiges Gewitter, so daß wir noch gute 20 Minuten über Pachuca kreisten um dann im heftigen Regen und starkem Wind zu landen. Ich kann mich an keine üblere Landung erinnern.

Am Boden dann noch eine halbe Stunde an der Paßkontrolle gewartet, das Gepäck drehte dann schon auf dem Band seine Runden, bis ich dort endlich ankam, am Zoll erschnüffelte dann auch noch meine Schokoladenvorräte (was allerdings kein Problem darstellte), die Würste, die ich im anderen Koffer hatte, sind ihm glücklicherweise entgangen.

Insgesamt ein verdammt langer Tag.

Der Aufenthalt

Der Aufenthalt war mal wieder viel zu kurz, nach drei Jahren gibt es so viel, was man machen will (oder muss), außerdem ist man ja im Urlaub, da will man sich natürlich auch keinen Streß machen.

So verbrachten wir viel Zeit bei meinen Eltern im Garten (der Citlali ganz toll gefallen hat), waren mit dem Rad unterwegs (toll, wieviel Abstand die deutschen Autofahrer halten), haben alte Freunde besucht (von denen ich schon vergessen hatte, wie sehr ich sie hier vermisse) und nebenher auch ein paar Formalitäten erledigt.

Witzig waren natürlich die Momente, in denen ich merkte, wie sehr ich mich bereits an das Leben in Mexico gewöhnt habe, als wir zum Beispiel in einem Supermarkt an der Kasse standen, bezahlten und (vergeblich) darauf warteten, daß uns jemand die Waren in Tüten packt.