An einer Einmündung kam dann von rechts eine Dame mit ihrem Wagen, sah mich an und zog direkt vor mir heraus. Ich machte keine Vollbremsung, sondern wich ihr aus, fuhr parallel zu ihr, auf Höhe ihrer Tür, unterdrückte den Impuls, gegen selbige zu treten und machte meinem Ärger lautstark Luft.
Ein paar Meter weiter stand eine Gruppe von 5 Polizisten, die den Vorfall gesehen hatten und sofort in Aktion traten: Sie hielten mich an und klärten mich darüber auf, dass das Radfahren auf der Fahrbahn verboten sei und ich auf dem Gehweg fahren müsse.
Nun, es mag in zeiten knapper Kassen günstiger sein, den Typen zwei aufgeweichte Brötchen vom Vortag unter die Schädeldecke zu stopfen anstatt sie mit echtem Hirn auszustatten und für die Standardsituationen (im Rudel dumm rumstehen, Airobic an der Ampel machen und immer schön die Hand aufhalten) reicht das ja auch vollkommen aus, aber vielleicht sollte man den Uniformständern doch ein kleines bischen Verstand mitgeben. Oder zumindest die Gesetze, auf die sie sich beziehen in schriftlicher Form. Auf meine Frage wo das den stehe, gab es zunächst die fantastische Antwort "en el reglamento de transito" (also der Verkehrsordnung), auf die Rückfrage wo denn da genau nur kollektives Schulterzucken. Und leider hatte man auch kein Exemplar dabei, in dem man hätte nachschlagen können.
Das sonntägliche Radfahren auf Reforma war übrigens ausgefallen, weil da jemand (hat der eigentlich sonst nix zu tun?) mal wieder einen Protestmarsch organisiert hatte und im Gegensatz zu dem, was mir ein anderer Uniformständer erzählt hatte (Fällt heute alles aus!) fand der Ciclotón tatsächlich statt, nur ging er eben nicht durchs Zentrum.