Freitag, Oktober 27, 2006

Comprobante de Domicilio

Wir bekommen zur Zeit recht seltsame Post. Eigentlich nicht wir, sondern ein Herr mit japanisch (das könnte natürlich auch koreanisch sein, ich kenne mich da nicht wirklich aus) klingendem Namen, der bei uns zu Hause zu wohnen scheint. Die Adresse ist nämlich tatsächlich unsere.

Die Post ist insofern seltsam, daß sie aus einem Stück Briefpapier besteht, welches so gefaltet wurde, wie man es falten würde, um es in einen Umschlag zu stecken. Es steckt aber nicht in einem Umschlag, sondern wird nur von zwei kleinen, runden Aufkleberchen daran gehindert, sich zu entfalten. Warum man das macht, erschließt sich mir nicht wirklich, erst recht nicht, wenn man weiß, worum es darin geht.

Die Briefe (bisher sind zwei davon angekommen) stammen nämlich von einer Inkasso-Firma und sind nicht wirklich von der netten Art. Da wird behauptet, der Herr mit japanisch oder koreanisch klingendem Namen hätte sich Geld geliehen (recht viel Geld) und mittlerweile schuldet er der Inkasso-Firma gut das doppelte und er möchte das doch bitte bezahlen, sonst müsse man die Gerichte bemühen.

Natürlich habe ich jetzt ein ganz schlechtes Gewissen, weil ich dem mir unbekannten Herrn seine Post die Post des mir unbekannten Herrn gelesen habe, aber, weil sie auf den ersten Blick wie doofe Werbung, auf den Zweiten dann aber doch irgendwie furchtbar wichtig aussah, hab' ich einen Blick hineingeworfen. War ja nicht wirklich schwer, das Teil war ja nicht in einem Umschlag und die beiden Aufkleberchen mußte ich nichtmal abmachen.

Unsere Vermieterin kennt den Namen übrigens nicht, sie sagt, der Herr hätte nie in ihrem Haus gewohnt. Warum derjenige, der ihm das Geld geliehen hat das Gegenteil glaubt, ist der eigentliche Grund für diesen Eintrag. Wie Roland nämlich hier andeutet, gibt es hier kein Einwohnermeldeamt, wo man einen Ausweis mit Adresse bekommt. Wenn man irgendetwas beantragt, den Führerschein, ein Visum oder eben einen Kredit, legt man einen sogenannten Comprobante de domicilio, also einen Wohnsitz-Nachweis vor, das ist in der Regel eine Rechnung von Strom, Wasser oder Telefon, manche akzeptiern auch Kontoauszüge oder die Rechnung vom Kabelfernsehen. Daß die manchmal auf komplett andere Namen laufen, stört dabei eigentlich nicht, die Telefonrechnung, mit der ich vorgestern bei der Migra meinen Wohnsitz nachgewiesen habe, geht an einen Onkel von Evelyn, der hat einen komplett anderen Nachnamen, das war nichtmal eine Nachfrage wert.

So schätze ich mal, daß der Herr mit dem ungewohnt klingenden Nachnamen sich irgendwie eine Telefonrechnung oder ähnliches von jemandem "geliehen" hat, der mal in unserem Haus gewohnt hat. Mal sehen, ob wir demnächst einen mexikanischen Gerichtsvollzieher kennenlernen.

4 Kommentare:

  1. Kleiner Tip: niemandem, den Du nicht kennst und/oder der nach dem Señor Nakamuri (oder so) fragt, die Tür aufmachen; besonders, wenn ein Möbelwagen vor der Tür steht.
    Die nehmen dann alles mit, was sie im Haus finden.

    Das ist kein Scherz: einem Ex-Nachbarn, der die Monatsraten für sein Haus nicht zahlte (und immer großspurig herumposaunte, er würde diesen oder jenen kennen und ihm deshalb nichts passiere) wurden einmal sämtliche Möbel aus dem Haus mitgenommen; A-L-L-E-S - auch die Couch-Garnitur, die sein Nachbar bei ihm untergestellt hatte, solange in seinem Haus renoviert wurde...

    Dabei war den "Gerichtsvollziehern" völlig egal, wem das Inventar gehörte. Nicht einmal die Identität des Hausbewohners wurde überprüft.
    - ...und schon eine mirilla oder eine Video-AußenCam kaufen... ;-)

    Mal im kompletten Ernst: das ist natürlich möglich, aber nur bedingt wahrscheinlich. Zuerst muß ein Gerichtsbescheid gegen den Herrn vorliegen, der ja offenbar etwas unterschrieben hat.
    Evtl. solltest Du einmal nachforschen, ob dieses Inkasso-Unternehmen überhaupt existiert (anonym natürlich; wer weiß, was für Kumpane das sind) und dann vielleicht dezent darauf hinweisen, dass in Deinem Haus niemand mit diesem Namen wohnt noch gewohnt hat.

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  2. Der Auswanderer im Kreuzfeuer zwischen der Yakuza und mexicanischen Geldeintreibern - das verspricht spannend zu werden. ;-)))))

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  3. Nicht nur die Auswanderer... neuerdings auch Sven und Pily. Kamen heute vom Einkaufen nach Hause und hatten eine Nachricht von der Banco Azteca auf der Maschine. Ich habe nur "fraude" und "dos millones" verstanden, aber Pily hat dann fuer mich auch den Rest uebersetzt.
    Ein (bei uns tatsaechlich existierender) Vormieter hat wohl seine Kredite nicht bezahlt, die auf unsere Adresse laufen, und nun hat die Bank ein "embargo" gegen unser "domicilio" erwirkt. Das heisst wohl, dass es ernst wird.

    Leider weiss niemand (auch nicht der Hausbesitzer) wo dieser Kerl abgeblieben ist. Was mich allerdings auch stutzig macht ist, dass die Bank keine Rueckrufnummer hinterlassen hat.

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  4. Jep, da wird's ernst.
    Wie gesagt: keinem Unbekannten die Tür aufmachen, auch wenn er sich als Polizist ausgibt.

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