Dienstag, März 23, 2010

Una empresa de clase mundial

Vor ein paar Monaten hat der hiesige Präsident (oder wer auch immer) den staatlichen Stromversorger hier in der Stadt zugemacht, weil die zu jedem Peso, den sie einnahmen, einen aus der Staatskasse brauchten, um nicht bankrott zu gehen (Wieso finde ich dazu nix in meinem Archiv, ich dachte, ich hätte das mal erwähnt). Wäre vielleicht schlau gewesen, vorher für gleichwertigen Ersatz zu sorgen. Oder man hätte auch einfach den Strompreis anpassen können, aber ich will mich da ja auch gar nicht einmischen. Seither ziert unsere Stromrechnung eben nicht mehr das Logo der LyF, sondern das der CFE.

Stromausfälle waren hier schon vor dem Wechsel nichts wirklich Seltenes, allerdings dauern (oder besser dauerten) sie meist nur wenige Minuten, selten mal länger als eine Stunde. Ich hatte schon mal davon gehört, dass es seit dem Wechsel in einigen Vierteln tagelang keinen Strom gab und dachte auch kurz mal darüber nach, uns einen eigenen Generator zu kaufen. Allerdings war das Stromnetz hier oben bis auf kurze Aussetzer immer recht stabil und alle wichtigen Geräte im Haus haben entweder einen eigenen Akku (Laptop) oder (Internet und Telefon) hängen an einer Batterie, die bis zu zwei Stunden überbrückt, da schien mir das mit dem Generator doch etwas übertrieben.

Gestern abend, kurz nach halb neun fiel dann hier der Strom aus. Erstmal bei CFE angerufen, ja, wurde schon gemeldet, man gab uns die Nummer, unter der die Störung bearbeitet wird, falls wir später nochmal anrufen wollen. Wir machten es uns erstmal romantisch und verbrachten den Abend mit einer Märchenstunde bei Kerzenschein. Citlali fand's toll. Gute zwei Stunden später gingen wir dann ins Bett, immer noch bei Kerzenschein. Vorher nochmal kurz bei CFE angerufen, ja, man arbeitet dran.

So gegen zwei Uhr morgens bin ich dann mal kurz aufgewacht. Und siehe da, beim Nachbarn brannte Licht. Klasse. Bei uns nicht. Kurz nachgeschaut, ja, alle die Nachbarn, von deren Häusern Kabel zu den Strassenlampen gehen (also die, die nichts für ihren Strom zahlen), hatten mittlerweile wieder Licht. Die Doofen, die ihren Strom zahlen, sassen (oder lagen) weiterhin im Dunkeln. Nochmal bei der CFE angerufen, ja, man sucht nach dem Fehler.

Morgens erstmal ohne Microwelle und ohne Kaffeemaschine Frühstück gemacht und CFE angerufen. Man arbeitet dran. Wo die denn sind, ich sehe in der ganzen Strasse niemanden. Na, dass kann sie mir jetzt auch nicht sagen. Auch ganz toll bei den Anrufen ist ja, dass man erstmal nach dem Namen gefragt wird. Man soll sich als Kunde ja persönlich angesprochen und ernst genommen fühlen. Ich sage also meinen Namen und höre jedesmal schlimmere Verhunzungen. Andrea Huhn? Andres Woh?

Heute, gegen ein Uhr Nachmittags tauchten dann tatsächlich zwei Gestalten auf, werkelten eine halbe Stunde lang an einem der Trafos herum und versorgten uns wieder mit Strom. Nach ganzen siebzehneinhalb Stunden! Das machen die ganz toll, die Jungs von CFE. Nennen sich ja nicht umsonst Empresa de clase mundial (Unternehmen von Weltklasse). In welcher Welt wohl deren Werbetexter leben?

Ich geh' derweil mal den Kühlschrank leerräumen. Und die Tiefkühltruhe. Und den Nachbarn fragen, ob er mir nicht auch so ein Kabel an die Strassenlaterne basteln kann.

3 Kommentare:

  1. Bei uns sind die Stromausfälle nicht mehr geworden als vorher und, dass er für Stunden ausfällt ist doch normal in einem gescheiterten Staat wie diesen hier. Da muss nur einer zu stark pupsen, dann ist der Strom weg. ;-)

    Ich hatte ja mal über Solarzellen auf dem Dach nachgedacht, es aber dann wegen des Preises wieder verworfen. Vor allem die Akkus, um den Sonnenstrom zu speichern, kosten ein Heidengeld. Ein Benzin-betriebener Stromgenerator wäre da schon was feines; nur: da muss man dann wahrscheinlich mitten in der Nacht aufstehen, um Sprit nachzufüllen.

    Ob man vielleicht besser eine grosse Kühltasche hat und eine Riesentüte Eiswürfel im Gefrierschrank - so für alle Fälle...?

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  2. Mehr geworden sind sie hier auch nicht, aber früher hat es keine halbe Stunde gedauert, bis bis der Trupp da war und am Trafo hing. Wahrscheinlich ist die CFE deshalb günstiger, weil sie nur einen Störungstrupp haben.

    Solarzellen wären hier eigentlich schon angebracht, bei der Sonneneinstrahlung. Aber, wie Du sagst, der Preis ist für eine Notfall-Lösung zu teuer und komplette Selbstversorgung lohnt sich beim momentanen Strompreis ohnehin nicht.

    Wird wohl auf ein Generatörchen hinauslaufen, der muss tagsüber Kühlschrank, Aquarien und die EDV versorgen, nachts ein paar Lampen dazu und fertig. Und wenn der Sprit nachts ausgeht, kann das auch bis morgens warten, für eine halbe Nacht ist der Kühlschrank schon gut genug isoliert.

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  3. Hallo aus dem D.F. Habe gerade deinen Beitrag gelesen. Wir saßen glatt weg 4 Tage ohne Strom da. Die von der CFE sind nie gekommen. Ein mir unbekannter Nachbar hat sich der Situation angenommen. Ein paar Tage zuvor war eine ähnliche Situation in einer benachtbarten "Colonia". Leider ist die Nachbarschaftshilfe dort tödlich geendet. Die von der CFE kreuzten kurz darauf auf, um dann endlich das Problem in wenigen Minuten zu lösen.

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