Es gibt hier eine spezielle Bundes-Verkehrspolizei, die sogenannten Policía Federal Preventiva (de Caminos), im Volksmund kurz "Los Federales". Die, wer hätte das gedacht, ist für den Verkehr auf den Bundesautobahnen zuständig und hat seit kurzem nagelneue Autos, Dodge Charger (hier gibt es ein Foto). Die Teile sehen verdammt gut aus und am vergangenen Wochenende waren sie natürlich schwer beschäftigt, wenn sie nicht über die Piste rasten, standen sie am Rand und überwachten den Verkehr.
Einen von denen sah ich etwas spät, ich war gerade im Begriff einen Kombi zu überholen, auserdem ging es leicht bergab, so daß ich gute 130 auf dem Tacho hatte. Prompt gingen auf dem Streifenwagen die Lichter an, er setzte sich in Bewegung und und der Fahrer gab mir mittels Handzeichen zu verstehen, vor ihm rechts ranzufahren. Das tat ich und kam ironischerweise genau vor einem riesigen Schild, auf dem an das Tempolimit von 110 km/h erinnert wurde, zum stehen. So ein Mist aber auch.
Er stieg aus, kam zu uns und erklärte mir, er habe mich angehalten, weil ich mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs war und verlangte Führerschein und Fahrzeugpapiere. Ich gab ihm meinen rosa Lappen und die Fahrzeugpappe, er ging damit zu seinem Auto.
Während ich im Rückspiegel beobachtete, wie er ausgiebig meinen Führerschein studierte und sich per Funk mit jemandem unterhielt, erklärte mir mein Schwager die Lage. Nach seiner Meinung sind die Federales richtige Polizisten, sprich sie haben eine Ausbildung genossen und werden angemessen bezahlt, im Gegensatz zu den Verkehrspolizisten im DeEffe. Und entsprechend ist es wesentlich unwahrscheinlicher, einen der Federales bestechen zu können (was ich eigentlich auch nicht vorhatte). Allerdings sind die Strafen für überhöhte Geschwindigkeit elendig hoch, er meinte, der Spaß würde unsere Reisekasse sicherlich um 1000 Peso erleichtern.
So herrschte bald betretenes Schweigen im Auto, als der Poliziste wieder zu uns kam. Er fragte erstmal, ob ich Spanisch spreche, ich bejahte und er erklärte mir, daß er mich wegen der Geschwindigkeitsüberschreitung verwarnen würde. Er wisse, daß wir in Europa mit wesentlich höheren Geschwindigkeiten unterwegs seien, aber in Mexico gelte nunmal ein Tempolimit von 110 km/h und ich soll mich in Zukunft bitte daran halten, das diene schließlich meiner Sicherheit und der der anderen Verkehrsteilnehmer. Er würde diesmal davon absehen, einen Strafzettel auszustellen, sondern mich nur mündlich verwarnen. Sprachs, gab mir die Papiere wieder und wünschte uns eine gute Fahrt. Netter Kerl.
Ich bedankte mich ordentlich und machte mich vom Acker, mein Schwager konnte es kaum fassen. Verwarnt von einem Federal. Ob ich ihm nicht auch so einen rosa Führerschein besorgen könnte. Tja, manchmal hat es auch Vorteile, wenn man als Ausländer erkannt wird.
[Nachtrag]
Ein Foto des Federales-Fuhrparks von Tehuacan/Puebla:
Mittwoch, März 26, 2008
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
"Und entsprechend ist es wesentlich unwahrscheinlicher, einen der Federales bestechen zu können."
AntwortenLöschenWo hat Dein Schwager denn das her. LOL
Die federales an sich sind besser ausgebildet als die (oftmals strunzblöden) tamarindos in der Stadt (das merkt man auch am Umgang). Vor ein paar Jahren stellten sie einmal einen Busräuber, den ich identifizierte (von den Mexicanern traute sich keiner) und danach hatte ich ein sehr nettes Gespräch mit den Polizisten; sie baten uns, die Opfer, eindringlich doch bitte Anzeige zu erstatten, weil sonst die Räuber ungeschoren davon kämen - das hätte ein tamarindo bestimmt nicht getan; denen geht sowas am Allerwertesten vorbei.
Aber: in Mexico kann man jeden servidor público bestechen; es kommt nur auf den Preis an (soviel zum Thema Rechtssicherheit).
Da ich ja in den "outskirts" der Stinkestadt (= im Grünen, wo die Luft noch sauber ist, ich in 10 Minuten einen heftigen Sonnenbrand habe und am Montag gefragt werde, an welchen Strand ich diesmal gefahren bin) wohne und täglich über die Autobahn rase, sehe ich das öfter mal: da wird der Bus, in dem ich reise, rausgewunken, weil er (wie üblich) an jeder Brücke angehalten hat, um Passagiere einzuladen (was verboten ist, wenn es keine offizielle Haltestelle ist). Dann steigt der Fahrer genervt mit den Papieren in der Hand aus, quatscht mit dem federal, ein Geldschein (zwischen die Papiere geschoben; ich habe mal einen 50er gesehen) wechselt den Besitzer... - und schon kann's weitergehen.
Später trifft man die selben federales dann in einem schnieken Grill-Restaurant, das ich mir nur einmal monatlich am Sonntag leisten kann.
Dodge Charger hatte der "Trachtenverein" in Veracruz Ende 2006 auch schon, hab ein paar davon gesehen. Entweder wurde damit (sichtlich stolz) rumgecruist, oder die Kisten standen unter einem Baum im Schatten und die beiden Mützenträger drinnen machten gerade Siesta. ;-)
AntwortenLöschenIch checke gerade, was so ein Charger in den USA als Mietwagen kostet - sonst wird´s halt wieder ein Mustang. :-)