Freitag, Mai 18, 2012

Juristenlogik

Gespräch mit dem Firmenanwalt:

ich: "Was passiert denn jetzt, wenn die befinden, dass meine Fähigkeiten nicht ausreichen?"
Anwalt: "Mach Dir da mal keine Sorgen, die können Dir das Visum nicht verweigern, schliesslich bist Du mit einer Mexikanerin verheiratet."
i: "Und warum muss ich dann meine Fähigkeiten nachweisen?"
A: "Das steht so im Gesetz."
i: "Und was passiert, wenn ich sie nicht nachweisen kann?"
A: "Das ist 'ne reine Formsache, die können Dir das Visum nicht verweigern."

So ziemlich genau die gleiche Diskussion hatte ich vor vielen vielen Jahren schonmal mit einem anderen Anwalt. Für mich entbehrt das jeglicher Logik, aber für die Juristen scheint das nachvollziehbar zu sein. Da argumentiert sogar meine Tochter schlüssiger. Und die ist erst 5 und weiblich.

Mein Scheff wird langsam ungeduldig, er hat jede Menge Projekte im Ausland und keine Leute. Er ist übrigens Italiener der in den USA arbeitet, er kennt also immerhin die Situation, wenn auch aus einem zivilisierten Land, er kann sich also in etwa vorstellen, wie das hier abgeht. In der hiesigen Personalabteilung hat er sich schonmal unbeliebt gemacht, scheinbar hat die Firma in anderen Ländern bessere Beziehungen zu den Behörden. Nützt mir hier leider nichts.

Heute hatte ich mal wieder ein Jobangebot aus Deutschland in den Mails. Nein, zurück in die Kälte will ich eigentlich nicht. Und im Moment schon gar nicht, wenn wir jetzt gehen, war das ganze letzte Jahr für die Katz, das neue Haus müssten wir weit unter dem, was es uns gekostet hat, verkaufen.

1 Kommentar:

  1. Schlag' Deinem Scheff doch vor, dass ich die Projekte bis zur Lösung Deines Migra-Problems betreue. Bei Erfolg können wir dann über eine Festanstellung reden. ;-)

    Mal im Ernst: diese leider übliche Unkenntnis der Gesetzeslage (und in diesem Fall gibt es gar keine, weil die honorable(??) Cámara de Diputados nicht fähig ist, ein seit Monaten überfälliges Reglament zum seit Mai 2011 (!) bestehenden Migrantengesetz zu verabschieden) war es, die mich dazu gebracht hat, alle meine Migra-Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen. Ich erinnere mich auch, einmal mit einem "Anwalt" der Contraloría in der Migra eine Diskussion gehabt zu haben, die damit endete, dass er mich anschrie: "Ist das hier Dein Land oder meins? Ich muss unsere Gesetze besser kennen als Du." (zu deutsch: "Ich habe keinen blassen Schimmer wieso das so ist, aber ich muss Recht haben, weil Du nur ein Ausländer bist und deshalb einen Mexicaner niemals in Frage stellen oder auch nur kritisieren darfst."). Ich halte 80 - 90% der mex. "Anwälte" für üble Quacksalber oder einfach nur Betrüger.

    Was das Verhalten Deines Scheffs angeht: ich war in Canada schon mal ausländischer Arbeitnehmer und kann Dir versichern, dass die offene Ausländerfeindlichkeit der Behörden (!) dort gar kein Thema ist und kann mir vorstellen, dass es in den USA genauso a piece of cake ist. Es ist schwer, nach Canada rein- und einen Job zu bekommen; wer aber schon dort ist und legal arbeitet, hat nahezu keine Probleme (und nach 3 Jahren kann man die Staatsbürgerschaft beantragen und dabei die deutsche behalten).
    Ich glaube deshalb nicht, dass er sich vorstellen kann, was hier abgeht (ich kannte das auch nicht, bevor ich herkam und werde es wohl nie schaffen, das zu akzeptieren).
    Die Probleme in Mexico IMHO sind v.a. drei: a) Rechtlosigkeit für Ausländer (artículo 33 der Verfassung), b) fehlende lückenlose Gesetzeslage, c) Korruption an allen Ecken und Enden (die Gesetze fast überflüssig macht und alle Macht dem Geld gibt; sprich: "Zahle und alles wird gut").

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