Samstag, März 12, 2011

Nochmal die Schulbank drücken?

Gestern bat mich mein Scheff zum Gespräch und erklärte mir in etwa Folgendes: Mein Arbeitgeber bietet jedes Jahr Stipendien für seine Mitarbeiter an. Das sieht dann so aus, dass sich bestimmte Mitarbeiter am Instituto Tecnológico de Monterrey eine Maestría (das dürfte in einem Magister-Studium entsprechen) aussuchen und sich darum bewerben dürfen, von IBM die Studiengebühren bezahlt zu bekommen. Dann wird von einem internen Gremium beschlossen, wer in den Genuss eines Stipendiums kommt, und wer nicht.

Der Grund, weshalb er mir das erzählte, ist schlicht der, dass ich die Bedingungen erfülle (da spielt unter Anderem meine Leistung im vergangenen Jahr eine Rolle), mich bewerben zu dürfen. Und jetzt sitze ich hier und denke darüber nach, soll ich, oder soll ich nicht.

So ein Studium dauert zwei Jahre und ich müsste das in meiner knappen Freizeit absolvieren. Das geht sicherlich zu Lasten der Familie. Andererseits würde es mich reizen, meine theoretischen Kenntnisse mal wieder aufzufrischen, ist immerhin schon gute zehn Jahre her, dass ich mein Diplom bekommen hab'. Und wenn ich beruflich unterwegs bin, könnte ich die Abende im Hotel zum studieren nutzen, statt nur ziellos durch's Internet zu surfen.

Ich bin im Moment noch ziemlich ratlos.

3 Kommentare:

  1. Sagen wir mal so: es gibt Vor- und Nachteile :) Ich habe vor zwei Jahren angefangen, an einer Dissertation zu schreiben neben dem Job (und ja, ich schreibe selbst :)) Bei mir waren es zu 2/3 auch der Spaß an der Möglichkeit, sich nochmal auf diese Weise intensiv an einem Thema abzuarbeiten. 1/3 waren dann auch formale Erwägungen bzgl. den Perspektiven, die sowas auch eröffnen kann.

    Ein Effekt ist allerdings frappant, sofern man so gestrickt ist, dass man "Dinge erledigt" und nicht abbricht. Ich hätte nie-, niemals gedacht, dass ich nach der Uni jemals wieder so einen Druck haben würde wie im Studium, denn: man hat ja schon einen Abschluss etc. pp. Wenn man aber wie erwähnt veranlagt ist, dann passiert folgendes: innerhalb kürzester Zeit setzt man sich selbst wieder exakt demselben Druck aus wie seinerzeit im Studium, kein Deut besser das Ganze. Man bekommt die Pflicht aus dem Kopf nicht mehr raus und ja, das hat durchaus Auswirkungen auf die Fähigkeit, mal "auszuspannen".

    In den Jahren nach dem Studium und "nur" Arbeit (=ein Job) war es für mich das Paradies. Nur ein Job gleichzeitig war nach meiner Studienzeit mal ganz was neues und da waren selbst 12h-Tage kein Problem. War alles easy, die Wochenenden hatte man ja und nach Feierabend war halt Feierabend.

    Jetzt ist es so: selbst wenn man sich vornimmt, mal nichts zu tun, das Gewissen nagt immer mit und das ist nicht so der Hit. Ich habe bisher noch keine Familie und ziehe es daher durch. Mit Familie wüsste ich nicht, ob und inwiefern ich mir das geben würde. In jedem Fall würde ich sorgfältig abwägen und insbesondere versuchen die Frage danach zu beantworten, wie viel Druck ich mir selbst mache aufgrund meines charakterlichen Strickmusters.

    Good luck...

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  2. Ich habe demnächst das, was Du nicht hast: Zeit. Aber auch das nicht, was Du hast: ein geregeltes Einkommen.
    Deshalb ein Vorschlag: gib mir doch einfach Deine beca. Ich verspreche auch, immer fleissig zu lernen und gute Noten nach Hause zu bringen!

    ;-)

    P.S. Mal im Ernst: ich würde es machen; auch mit Familie. Ständig neues lernen musst Du eh (ich sitze gerade an VB.net im Eigenstudium), und wenn man die Gelegenheit hat, dabei auch noch einen höheren Abschluss (maestría/diplomado/doctorado) zu erlangen, ist das noch besser. Versichere Dich aber der Unterstützung v.a. Deiner Frau.

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  3. Die Entscheidung ist gefallen. Es gab mehrere Gründe, der Ausschlaggebende war recht einfach: Es gab kein Studienfach, welches mich interesiert hätte. Bzw. ausreichend interesiert hätte, um alle Gründe, die gegen ein Studium sprechen, zum Schweigen zu bringen. Interessiert hätte mich entweder was zum Thema künstliche Intelligenz oder Automatisierung, aber beides war hier am Tec leider nicht vertreten. Vielleicht nächstes Mal.

    @Media Addicted:
    Der Punkt ist interessant und Du erinnerst mich daran, dass ich genau den Druck, selbst nach langem Lernen noch das Gefühl zu haben, es hätte auch etwas mehr sein könen, am Studium regelrecht gehasst habe. Damals hatte ich mir eigentlich geschworen, nie wieder irgendwas zu studieren, weil man beim Malochen wenigstens einen Punkt hat, an dem man fertig ist, beim Lernen ginge immer noch ein bischen was, man kann sich nie zurücklehnen und behaupten, man habe sein Tagewerk getan.
    Aber das ist wohl wie beim Kinder kriegen, man erinnert sich nach geraumer Zeit nur noch an die schönen Seiten, die durchwachten Nächte wegen Zahnens (ist bei uns gerade aktuell) werden erfolgreich verdängt.

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