Montag, Januar 29, 2007

Die große Chance?

Oder eine geschickt gestellte Falle? Es geht um das halbfertige Haus. Wir sind am Samstag mit einem Architekten und einem Maurer hingefahren, die beiden sollten sich das mal ansehen und uns sagen, was es uns in etwa kosten könnte, das Haus fertig zu bauen.

Wir haben die beiden also durch das Haus geführt, der Maurer meinte, der Rohbau wäre in sehr gutem Zustand, es spricht seiner Meinung nach nichts dagegen, das Werk zu vollenden. Der Architekt hörte sich geduldig unsere Vorstellungen an und fragte den Verkäufer nach den Plänen, die er bräuchte, um darauf die Änderungen einzutragen und damit die Baugenehmigung zu beantragen.

Und ab da wurde die ganze Geschichte etwas merkwürdig. Um nämlich die Baugenehmigung zu beantragen, braucht man Escrituras. Was das genau ist, weiß ich nicht, da ich bisher noch nie mit sowas zu tun hatte, ich wüsste übrigens auch nicht, was man in Deutschland so an Papieren bräuchte, um ein Haus zu kaufen oder eine Baugenehmigung zu beantragen. Meine Vermutung ist, daß die Escrituras sowas wie ein Grundbucheintrag sind. Auf alle Fälle hat der Verkäufer die nicht, er hat aber Papiere, die ihn als Besitzer des Grundstückes ausweisen und mit denen man die Escrituras beantragen kann. Sein Vorschlag war der, daß er mit diesen Papieren die Escrituras gleich auf unseren Namen ausstellen läßt, um die Gebühren für das Umschreiben nach dem Verkauf zu sparen. Das mit der Baugenehmigung sei kein Problem, er hat schräg gegenüber sein Haus auch ohne Genehmigung gebaut, das sei in der Nachbarschaft so üblich, er hätte Freunde im Rathaus, das gibt keine Probleme. Außerdem dauert das Ausstellen etwa drei Monat, in denen wir nichts tun könnten, wenn wir wirklich darauf warten wollten.

Bei der Verabschiedung meinte der Verkäufer dann, er hätte da noch einen anderen Interessenten. Er würde das Haus aber lieber uns verkaufen, weil wir als junge Familie und sehr sympatisch und überhaupt und ob wir unsere Kaufabsicht nicht durch eine kleine Anzahlung untermauern wollten. Wir sollten ihm 5000 Peso anzahlen, die würde er uns natürlich auf den Kaufpreis anrechnen. Ich bat ihn, doch bis zum nächsten Wochenende zu warten, weil ich eine Zusage an ihn von der Kostenschätzung des Architekten abhängig machen wollte, weil es davon ganz einfach abhängt, ob wir uns das Haus überhaupt leisten können, von den Banken werden wir ja wenig bis gar keine Unterstützung bekommen. Er meinte, der andere Interessent würde ihn aber bedrängen und wenn wir die Anzahlung machen, sagt er dem, daß das Haus verkauft ist und gut. Sollte der Architekt auf einen zu hohen Preis kommen, würde er mir das Geld zurückgeben, das wäre kein Problem. Was natürlich den Sinn der Anzahlung ad absurdum führt. Und ich fühlte mich gedrängt, das kann ich sowieso nicht ab, schon gar nicht, wenn es um eine Summe geht, die den Preis meiner bisher teuerste Errungenschaft um das fünffache übertrifft.

Trotzdem sagten wir ihm zu, die Anzahlung heute abend vorbeizubringen. Später hat der Architekt dann nochmal versucht, uns das Projekt auszureden, er meinte, natürlich könnte das ein ganz tolles Schnäpchen sein weil dem Verkäufer einfach nur das Geld zum Fertigbauen ausgegangen ist und er drängelt etwas, weil er irgendwelche Verpflichtungen erfüllen muß. Es machte ihn aber stutzig, daß er so wehement abgewimmelt hat, als die Sprache auf die Escrituras kam, wenn der Verkäufer wirklich so gute Freunde auf dem Rathaus hat, weshalb lässt er sich von denen dann nicht die Papiere in Ordnung bringen?

Also hat Evelyn heute mit einem Notar telefoniert und dem die Lage geschildert. Dessen Rat war eindeutig: Finger weg. Es gibt in der Tat Papiere, mit denen man beweisen kann, daß man Eigentümer eines Grundstückes ist. Aber, die werden in dem Moment wertlos, in dem die famosen Escrituras ausgestellt werden. Es könnte also sein, daß der Verkäufer das Grundstück schon einmal verkauft hat. Oder die Escrituras bei einer Bank liegen, weil er mehr Glück bei der Suche nach einer Hypothek hatte als ich. Außerdem würden die Escrituras auf den Namen ausgestellt, der auch in den vorläufigen Papieren steht, um die Umschreibung kämen wir sowieso nicht herum.

Sehr seltsam, das alles. Wir werden dem Herren also sagen, daß es nichts mit der Anzahlung wird, so lange er keine Escrituras hat. Da wird sich der andere Interessent aber freuen.

7 Kommentare:

  1. Wie du schon richtig erkannt hast: "Finger weg!" Ohne die notwendigen Escrituras kann dir der "Besitzer" das Grundstück gar nicht verkaufen. Die Escrituras hat vermutlich der "Eigentümer" und der spart irgendwo darauf weiterzubauen.
    Darüberhinaus können wenn keine Escrituras vorliegen, die gar nicht direkt auf deinen Namen geschrieben werden. Da muss sich erst der Eigentümer die Escrituras besorgen und dann kann er an dich verkaufen und die Escritura überescriturieren.

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  2. Jep, Finger weg.
    Alle, die mit irgendwelchen obskuren anderen Interessenten kommen, die's eilig haben und die lieber an Euch als an die anderen verkaufen, haben irgendwas auf dem Kerbholz.
    No escritura, no negocio.

    Denkt auch mal darüber nach: in dieser Stadt suchen bestimmt 1 Mio. Leute ein Haus... - warum, wenn es so ein Schnäppchen ist, verlangt er nicht mehr und/oder hat's schon an jemand anderen verkauft?
    No offence, aber glaubst Du, dass ausgerechnet Du das Glück hast, das Grundstück zu finden, nur weil Du "so'n netter Kerl" bist? - Normal wär's doch, wenn er's an einen Kumpel oder Familienangehörigen verkauft, bevor er's Unbekannten anbietet, oder?

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  3. Kann nur zustimmen.
    Und noch hinzufuegen, dass, wenn die Kumpels schon "auf dem" Rathaus sind, dann bereit sein koennten, in jedem Moment runterzuhuepfen.

    Las "escrituras" sind der einzig sichere Beleg, dass eine Immobilie Dir gehoert. Lass Dich auf nichts anderes ein.

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  4. grundsätzlich ist es empfehlenswert, die geschichte des baulandes (grundstück) inkl. umland kennen zu lernen.
    bsp:
    - welche produzierenden industrie ist im umkreis ansässig bzw. war ansässig.
    - vielleicht war der kleine hügel vor 20 jahren ein müllberg.
    - etc.

    gruesse jens

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  5. Apropos (und das fiel mir gerade beim Izta-Kommentar ein): meine Frau und ich haben vor ein paar Wochen die escrituras eines Grundstücks unterschrieben (hence der Tequila oben auf'm Berg).
    Das Geld dazu hatten wir natürlich nicht. Also habe ich überlegt und meine Eltern einfach um einen Kredit gebeten, den ich glücklicherweise bekommen habe und jetzt nach und nach abbezahlen werde.

    Wenn einem die Banken nur Hinterntritte erteilen, muß man erfinderisch sein, um an das zu kommen, was man braucht.

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  6. Gute Idee! Wieviel könnten uns Deine Eltern denn pumpen? :-P

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  7. Keine Ahnung. Das ganze Geld ist ja jetzt ins Grundstück investiert.
    Ich habe aber noch so €200,– zuhause, die ich Dir leihen könnte... - ach nee, die nehm' ich ja heute abend mit nach Paris.
    *schelmisch grins* ;-)

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