Montag, März 31, 2008

Auf den letzten Drücker

Es gib hier sowas wie eine KFZ-Steuer, die sogenannte Tenencia. Die wird allerdings immer für ein Kalenderjahr fällig und so bekamen wir auch in diesem Jahr im Januar den Steuerbescheid, den ich pflichtbewußt auf den zu erledigen-Stapel legte. Dort liegt er übrigens immer noch.

Nun ist das mit dem Bezahlen der Tenencia nicht wirklich eilig, da gibt es keine Erinnerung, keine Mahnung und es fragt auch keiner danach, bis zur Abgasuntersuchung im zweiten Halbjahr. Ist die Tenencia bis dahin nicht bezahlt, kann man die Abgasuntersuchung nicht machen lassen und Fahren ohne gültige Abgasuntersuchung kostet gute 1000 Peso, nicht gerade billig, weshalb ich mir als Stichtag "irgendwann vor Juli" merkte.

Es gibt da allerdings noch ein wichtiges Datum, von dem ich bisher nichts wußte: der 31. März. Hat man die Tenencia bis dahin nicht bezahlt, werden Säumnisgebühren von etwa 1200 Peso fällig, das wäre in unserem Fall mehr als 50% der Tenencia. Wie gut, dass beim Mittagessen mit den Kollegen das Thema auf die Tenencia kam. Und siehe da, von acht Leuten haben drei noch nicht bezahlt. Und jetzt kommt etwas Geniales:

Natürlich hätte ich jetzt nach Hause fahren können, um den Steuerbescheid zu suchen und ihn dann auf der Bank zu bezahlen oder ihn online zu überweisen. Man kann aber auch einfach auf der entsprechenden Seite im Internet die Autonummer eingeben, eine Kopie des Steuerbescheides ausdrucken und den dann im nächsten Supermarkt bezahlen. Das hat schon seinen Reiz, wenn man für das ganze Prozedere nur die Autonummer braucht. Gut, eine Einzugsermächtigung (gibt es meines Wissens nach hier nicht) hätte das Problem auch gelöst und datenschutztechnisch ist das System nicht ganz ohne, immerhin kann jeder auf der Seite sehen, was wir an Tenencia bezahlen, wenn er unsere Autonummer weiss. Trotzdem hat es mir gerade 1200 Peso erspart. Das stärkt meine Verhandlungsposition, wenn es demnächst darum geht, ob ich wirklich eine neue Kamera brauche, wo sich doch die Fuji auf wundersame Weise erholt hat.

Mittwoch, März 26, 2008

Los Federales

Es gibt hier eine spezielle Bundes-Verkehrspolizei, die sogenannten Policía Federal Preventiva (de Caminos), im Volksmund kurz "Los Federales". Die, wer hätte das gedacht, ist für den Verkehr auf den Bundesautobahnen zuständig und hat seit kurzem nagelneue Autos, Dodge Charger (hier gibt es ein Foto). Die Teile sehen verdammt gut aus und am vergangenen Wochenende waren sie natürlich schwer beschäftigt, wenn sie nicht über die Piste rasten, standen sie am Rand und überwachten den Verkehr.

Einen von denen sah ich etwas spät, ich war gerade im Begriff einen Kombi zu überholen, auserdem ging es leicht bergab, so daß ich gute 130 auf dem Tacho hatte. Prompt gingen auf dem Streifenwagen die Lichter an, er setzte sich in Bewegung und und der Fahrer gab mir mittels Handzeichen zu verstehen, vor ihm rechts ranzufahren. Das tat ich und kam ironischerweise genau vor einem riesigen Schild, auf dem an das Tempolimit von 110 km/h erinnert wurde, zum stehen. So ein Mist aber auch.

Er stieg aus, kam zu uns und erklärte mir, er habe mich angehalten, weil ich mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs war und verlangte Führerschein und Fahrzeugpapiere. Ich gab ihm meinen rosa Lappen und die Fahrzeugpappe, er ging damit zu seinem Auto.

Während ich im Rückspiegel beobachtete, wie er ausgiebig meinen Führerschein studierte und sich per Funk mit jemandem unterhielt, erklärte mir mein Schwager die Lage. Nach seiner Meinung sind die Federales richtige Polizisten, sprich sie haben eine Ausbildung genossen und werden angemessen bezahlt, im Gegensatz zu den Verkehrspolizisten im DeEffe. Und entsprechend ist es wesentlich unwahrscheinlicher, einen der Federales bestechen zu können (was ich eigentlich auch nicht vorhatte). Allerdings sind die Strafen für überhöhte Geschwindigkeit elendig hoch, er meinte, der Spaß würde unsere Reisekasse sicherlich um 1000 Peso erleichtern.

So herrschte bald betretenes Schweigen im Auto, als der Poliziste wieder zu uns kam. Er fragte erstmal, ob ich Spanisch spreche, ich bejahte und er erklärte mir, daß er mich wegen der Geschwindigkeitsüberschreitung verwarnen würde. Er wisse, daß wir in Europa mit wesentlich höheren Geschwindigkeiten unterwegs seien, aber in Mexico gelte nunmal ein Tempolimit von 110 km/h und ich soll mich in Zukunft bitte daran halten, das diene schließlich meiner Sicherheit und der der anderen Verkehrsteilnehmer. Er würde diesmal davon absehen, einen Strafzettel auszustellen, sondern mich nur mündlich verwarnen. Sprachs, gab mir die Papiere wieder und wünschte uns eine gute Fahrt. Netter Kerl.

Ich bedankte mich ordentlich und machte mich vom Acker, mein Schwager konnte es kaum fassen. Verwarnt von einem Federal. Ob ich ihm nicht auch so einen rosa Führerschein besorgen könnte. Tja, manchmal hat es auch Vorteile, wenn man als Ausländer erkannt wird.

[Nachtrag]
Ein Foto des Federales-Fuhrparks von Tehuacan/Puebla:

Dienstag, März 25, 2008

Semana Santa

Wie jedes Jahr fand auch dieses Jahr die Semana Santa statt. Es ist immer wieder erstaunlich, wieviele Leute sich gleichzeitig auf den Weg ans Meer machen und wie sie es tun. Fausto hat zum Beispiel den Dodge überholt und ist mit dem Großteil seiner Familie (insgesamt sieben Erwachsene und vier Kinder) darin nach Veracruz gefahren.

Auch wir haben uns ins Getümmel gestürzt, haben den Tracker vollgeladen, Evelyns jüngere Schwester und deren Freund eingeladen und sind nach La Mancha gefahren. Der Ort hat sich ein wenig weiterentwickelt, die Straße zum Strand ist jetzt asphaltiert, es gibt ein neues Restaurant, ansonsten sind der Strand und der Campingplatz immer noch so schön wie wir ihn kannten.

Neu war diesmal, daß Citlali sehr aktiv war, schon am ersten Tag stromerte sie über den Campingplatz und stellte sich wie selbstverständlich zu einer Gruppe, die sich gerade fotografieren lies. Die nahmen's mit Humor und haben jetzt einen zusätzlichen Zwerg auf ihrem Gruppenbild. Außerdem sammelte sie so ziemlich alles auf, was ihr irgendwie gefiel, kleine Mangos, die von den Bäumen heruntergefallen waren, Steine, die sie am Strand fand oder Spielsachen anderer Kinder, die davon natürlich nicht immer begeistert waren.

Einen der Vorteile des Strandes von La Mancha ist mir erst aufgefallen, als wir am dritten Tag mal an einen benachbarten Strand gefahren sind: In La Mancha kann man nicht mit dem Auto auf den Strand fahren. Am Nachbarstrand herrschte reger Verkehr, irgendwie ist es schon nervig, wenn man von drei Seiten mit unterschiedlicher Musik beschallt wird und beim Strandspaziergang darauf achten muss, nicht überfahren zu werden. Andererseits hat es einen gewissen Unterhaltungswert, den Leuten zuzuschauen, wie sie ihre (eigentlich geländegängigen) Kisten bis zur Achse in den Sand einwühlen.



Mir haben die vier Tage sehr gut gefallen, zum einen habe ich mich sehr gut erholt und es ist einfach Klasse, zu sehen, wie Citlali den Strand und das Meer jedes Mal mehr genießt.

Donnerstag, März 13, 2008

90 Minuten

habe ich heute morgen für die 8km ins Büro gebraucht. Und nichtmal ansatzweise eine Ahnung, warum. Einfach nur viel Verkehr, der sich dann irgendwann spurlos auflöst. Es gibt Tage, an denen hasse ich diese Stadt! Ich will mein Fahrrad wiederhaben!

[Nachtrag]

Mittlerweile weiß ich, warum: Ein Stück weit oberhalb der Brücken haben Anwohner gegen den Verkehr protestiert, das führte zum Rückstau, in dem ich stand. Das macht mich jetzt allerdings auch nicht weniger angefressen!

Freitag, März 07, 2008

Gute Nachrichten

Die Kurzfassung:

  • Citlalis Kotzerei Würfelhusten ist definitif vorbei.
  • Es besteht die Chance, daß mein Knie auch ohne OP wieder wird.
  • Im Job läuft es auch gerade ausgesprochen gut.

Für den Leser mit etwas mehr Geduld:

Citlali ist wieder wohlauf. Das sah schon am Dienstag besser aus, allerdings war sie noch sehr müde und anlehnungsbedürftig, glücklicherweise ist sie auch wenn es ihr nicht gut geht nur seltenst quengelig. Am Abend hatte ich sie dann auf dem Arm, ihren Kopf auf meiner Schulter, als sie plötzlich seltsame Geräusche von sich gab, ich nahm sie in beide Hände und hielt sie also genau vor mich, um zu sehen, was los ist. Das war keine gute Idee. Erstaunlich, mit welchem Druck mir das Zeug entgegenkam. Das war dann aber auch das letzte Mal, gestern war ihr schon nichts mehr von der ganzen Geschichte anzumerken.

Gestern abend war ich beim Doc, der mir das Ergebnis der Magnetresonanz erklärte. Die Bänder haben nichts abgekriegt, der Knochen weist ein paar Schäden in der Micro-Struktur auf, die auf dem Röntgenbild nicht zu sehen sind, und sicher auch problemlos verheilen (dauert halt noch sechs bis acht Wochen) und der äußere Meniskus hat was abgekriegt. Der könnte sich als problematisch herausstellen, weil er nicht durchblutet wird und deshalb kaum von selbst heilt. Außer, wenn die Schädigung am Rand liegt, wie in meinem Fall, weil er dann die für die Heilung notwendigen Substanzen aus der Flüssigkeit im Kniegelenk aufnehmen kann. Um das Ganze noch zu beschleunigen hat mir der Doc noch ein Medikament direkt ins Knie gespritzt. Ich bin nicht wirklich sehr schmerzempfindlich, aber die Vorstellung, daß da einer mit einer Nadel im Knie rumstochert, wo es vor sensiblen Strukturen nur so wimmelt, hat für mich absolut nix Angenehmes. Nun, nach drei Stichen war es auch vorbei, jetzt heißt es abwarten, das Medikament fördert die Heilung des Meniskus und verbleibt etwa drei Wochen im Knie, bis es komplett aufgebraucht ist. Danach sehen weiter.

Im Job gab es vor etwa einem Monat eine nette Überraschung: Gehaltserhöhung. Ungefragt und in nicht unerheblicher Höhe. Und dazu ein neues Projekt. Ein großer Kunde will die Effizienz seiner Softwareentwicklungsabteilung (welch monströses Wort) steigern. Und weil wir uns ja mit sowas auskennen, werden wir bei denen die fetten schlauen Consultants heraushängen lassen und denen bei der Einführung eines Softwareentwicklungsprozesses helfen. Das ganze ist für mich deshalb interessant, weil ich das Consulting hier bisher etwas vermißt habe, einfach mal wieder andere Leute, andere Dinge sehen und auch mal wieder den eigenen Horizont erweitern. Teil des Projektes sind auch mehrere Kurse, die ich geben darf, auf die ich mich besonders freue. Allerdings ist der Terminplan des Projektes etwas eng gesteckt, es könnte also hier im Blog vorübergehend etwas ruhiger werden.

Außerdem wurde ich gestern von einem Bekannten bei IBM angesprochen, sie suchen händeringend Leute. Im Moment habe ich keine Lust zu wechseln, aber es ist gut zu wissen, daß es da draußen Alternativen gibt.

Montag, März 03, 2008

Das große Kotzen

Citlali wird gerade von Selbigem heimgesucht. Die arme Maus. Glücklicherweise geht es ihr gar nicht mal schlecht, sie ist fröhlich wie immer, nur wenn sie etwas ißt, kommt es nach kurzer Zeit wieder raus. Gestern hat es angefangen, wir waren beim Doc, der meinte es wäre eine Infektion, kein Grund zur Panik und er hat uns Medikamente verschrieben.

Nachdem wir dann heute Nacht dreimal die Bettwäsche gewechselt haben, ist Evelyn heute morgen mit ihr zum Kinderarzt, der hat die Diagnose des Hausarztes bestätigt und kann leider auch nicht mehr tun, als uns zu sagen, daß es noch ein Weilchen dauern kann, bis die Medikamente wirken.