Freitag, Oktober 29, 2010

Citlalis Pass

Letzte Woche waren wir auf der deutschen Botschaft. Da ich im Dezember mit Citlali alleine nach Deutschland fliege, wollte ich, dass sie einen deutschen Pass hat, nicht dass das irgendwo Ärger gibt, wenn wir unterschiedliche Pässe haben.

Also haben wir die Papiere zusammengesucht, den mexikanischen Teil davon apostillieren und übersetzen lassen, haben biometrie-taugliche Fotos vom Kind machen lassen (bloss nicht lächeln!) und machten uns auf den Weg.

Sehr einladend wirkt die Botschaft nicht. Mal abgesehen vom hier üblichen Metalldetektor und der Durchsuchung nach Waffen am Eingang strahlt auch der Raum, in dem die eigentlichen Amtsgeschäfte stattfinden, eine üble Distanziertheit aus. Die Leute der Botschaft sitzen hermetisch abgeriegelt hinter Glas, die Dokumente legt man in eine Schublade, die der Botschafter dann hin und herfahren lassen kann. Sowas hab' ich das letzte Mal vor gut 25 Jahren in der Sparkasse auf dem Dorf gesehen.

Schade eigentlich, dieses Ambiente wird den netten Leuten hinter dem Glas nämlich gar nicht gerecht. Die sind wirklich gut drauf, nahmen sich Zeit für unsere Fragen und boten uns an, auf den Kinderpass gleich zu warten, so dass wir uns das spätere Abholen sparen konnten. Das funktioniert übrigens nur mit dem Kinderpass, der Europass muss in der Bundesdruckerei gemacht und dann verschickt werden, weshalb das logischerweise etwas länger dauert. Dafür akzeptieren die USA den Kinderpass nicht. Aber da wollen wir ja auch gar nicht hin.

Samstag, Oktober 23, 2010

Sie ist da!

Unser Nachwuchs ist da. Die Operation ist gut verlaufen, Mutter und Kind sind wohlauf! Auch dieses Mal hatte sich das Kind in der Nabelschnur verheddert, das scheint bei uns Tradition zu sein.

Die erste Überraschung: Es ist ein Mädchen. Wir wollten es ja vorher nicht wissen und so wurde, wie schon bei Citlali, in der Verwandschaft fleissig gerätselt. Und die Wetten standen diesmal zehn zu eins auf Junge.

Die nächste Überraschung dann beim ersten Einkleiden. Die Strampler sind zu klein. Wir haben mehrere mit, alle angeblich für 0-3 Monate und glücklicherweise leicht unterschiedlich in der Grösse. Die kleinsten passen nicht, das Kind ist mit 3700g und 54cm wohl etwas gross geraten.

Citlali durfte ihre kleine Schwester gestern schon ganz kurz sehen. So richtig was anfangen konnte sie mit ihr natürlich noch nicht, aber danach hat sie ganz stolz jedem, den sie traf, davon erzählt. Ich bin wirklich sehr gespannt, was uns mit den beiden erwartet.

Heute werden wir uns erstmal von den gestrigen Strapazen erholen (Evelyn mehr als ich), und wenn alles glatt geht, dürfen wir morgen schon nach Hause. In dem Falle werde ich das Ereignis dann wahrscheinlich mit einem deutschen Bier auf dem hiesigen Oktoberfest feiern.

Vielen Dank an alle, die an uns gedacht und/oder Glückwünsche geschickt haben.

Donnerstag, Oktober 21, 2010

Es ist soweit!

Das war 'ne harte Woche. Die ganze Woche bei einem sehr anstrengenden Kunden, zwischendurch noch das Auto zum Mecanico gebracht (klingt echt scheisse, wenn die Belagträger mangels Belag auf die Bremsscheiben treffen), den Papierkram für die Krankenversicherung erledigt, die mir heute endlich geantwortet hat, sie werden mir das Geld am Montag überweisen (wir hatten einen Tag vor der geplanten Geburt ausgemacht, nicht einen Tag nach der geplanten Entlasung aus dem Krankenhaus, Ihr Spacken!), im Aquarium die Weisspünktchenkrankheit bekämpft, auf der Botschaft einen Pass für Citlali beantragt (und gleich ausgehändigt bekommen, starke leistung!) und nebenher mich noch ein bischen um Frau und Kind gekümmert.

Jetzt ist es geschafft, noch ein bischen was zusammenpacken, Kamera und Video nochmal checken und dann geht es morgen ab ins Krankenhaus. Bei den Voruntersuchungen war bisher alles normal, bei den Doctores haben wir wieder fast die gleiche Besetzung wie letztes Mal, da kann nicht mehr viel schief gehen!

Ich freue mich auf den Nachwuchs!

Freitag, Oktober 15, 2010

Verseucht

Ab und zu komme ich in die Verlegenheit, mal was ausdrucken zu müssen. Im Büro ist das natürlich kein Problem, und wenn ich unterwegs bin, freue ich mich jedesmal, dass es hier eigentlich an jeder Ecke ein Internetcafé gibt, wo man sowas schnell erledigen kann. Datei auf den USB-Stick kopiert und ausgedruckt.

Seltsam nur, wenn danach mehr Daten auf dem Stick sind, als vorher drauf waren. Kein echtes Problem, es gibt bisher relativ wenige Viren für Linux, aber ich wollte trotzdem wissen , was ich mir da eingefangen habe. Ich erinnerte mich, im Netz mal irgendwo was gesehen zu haben, wo man eine Datei hochladen und testen lassen konnte. Kurz Google bemüht, der spuckte die üblichen Verdächtigen aus, TrendMicro, BitDefender und Symantec waren die ersten drei, die probierte ich aus. Für den TrendMicro-Scanner muss man sich etwas installieren, was nur auf Windows tut, BitDefender funktioniert nur mit dem InternetExplorer (wollen die damit ausdrücken, dass IE-Nutzer den Virenscanner am nötigsten brauchen?) und Symantec lässt mich erstmal die Nutzungsbedingungen akzeptieren, bevor sie mir sagen, dass ihr Gedöns nicht mit Linux kann. Tolle Sache.

Fündig wurde ich dann bei Jotti. Mein Virus war aber nur ein mässig interessanter.

Dienstag, Oktober 12, 2010

Falsch geparkt

Heute morgen hatte ich einen Termin bei einem Kunden, den ich noch nicht kannte. Eigentlich kein Problem, ich hatte die Adresse, war ziemlich früh dran und kurz bevor ich zu besagter Adresse kam, sah ich ein Parkhaus. Nun ist es so, dass wir bei manchen Kunden parken können, bei anderen nicht. Und da ich mich im Gewirr der Einbahnstrassen im Zentrum leicht verfahre, fuhr ich erst mal rechts ran, um abzuklären, ob ich beim Kunden parken kann, oder besser gleich in dieses Parkhaus fahre. Ich zog meinen Laptop aus dem Rucksack, suchte die Nummer des Projektleiters raus, rief ihn an und fragte. Nein, beim Kunden hat es keine Parkplätze, Parkhaus ist angesagt.

Und wie ich das Telefon wieder wegstecken will, hält neben mir ein seltsam eckiger Kleinbus, ein Typ und eine Frau springen raus, während sie (in Uniform) zur Parkuhr läuft, kniet er (in Zivil) sich an meinem Vorderrad zu schaffen. Ich reisse die Tür auf und frage ihn, was er da macht. "Er befolgt meine Befehle" bellt mich die Uniformierte an. Er soll jetzt mal langsam machen, sage ich ihm, schliesslich sei ich doch hier im Auto, was das ganze denn soll. Der Stumme wurstelt weiter, ohne mich zu beachten, auch die Befehlshabende ignoriert mich komplett, sie schreibt irgendwas auf einen Block. Mir schwant böses. Ich versuche es nochmal, richte mich direkt an den Drachen und frage sie, was das Ganze soll, ich bin doch hier noch im Auto, ich parke hier doch gar nicht. "Doch" sagt sie, sehr kurz angebunden, ohne ihr Geschreibe auch nur für den Bruchteil einer Sekunde zu unterbrechen, "wenn sie im Auto sitzen und der Motor nicht läuft, parken Sie". Selber schuld, wer den Planeten retten will, muss eben Opfer bringen. Sie drückt mir mit einer Mischung aus Triumpf und Verachtung im Gesicht einen Strafzettel in die Hand, nuschelt eine Adresse und verschwindet.

Nun ja, in einem zivilisierten Land Land mit funktionierender Verwaltung wäre die Geschichte nicht weiter erzählenswert, Profilneurotiker in Uniform gibt es wohl überall und nächstes mal werd' ich eben erst 5 Peso in die Parkuhr stecken, bevor ich den Motor abstelle. Das Problem ist, dass es hier wohl unmöglich ist, die Bezahlung von Strafzetteln durchzusetzen. Also benutzt man dieses mittelalterliche Instrument:



Das heisst, man kann nicht innerhalb einer bestimmten Frist einfach den Betrag überweisen und gut ist, nein, man muss zu einem Verwaltungsgebäude (das war die genuschelte Adresse), um dort die 460 Peso in Bar (hatte ich schon erwähnt, wie rückständig das ganze System ist?) abzudrücken. Und darf dann bei seinem Auto warten, bis jemand kommt, der das Teil abmacht.

Der Kunde nahm meine Verspätung mit Humor, er sagte mir, ihn hätten sie vor zwei Wochen erwischt, er hatte nur kurz gehalten und auf einen Kollegen gewartet. Er vermutet, dass die Parkraumwächter eine Provision bekommen, sie würden immer überfallartig auftreten und entgegen der hiesigen Gepflogenheiten nicht auf Bestechungsangebote eingehen.

Freitag, Oktober 01, 2010

Der Nächste bitte (IV)

Letzten Sonntag fanden wir bei einem Gebrauchtwagenhändler dann einen potentiellen Kandidaten. Näher angeschaut und für gut befunden. Und gefragt, ob er den Peugeot in Zahlung nimmt. Klar doch, sagte der Händler, schaute in sein Buch und bot uns 80.000 Peso. Natürlich wollte er die Kiste vorher noch sehen. Ich erzählte ihm von den diversen Macken (zumindest von den offensichtlichsten) und erwähnte auch das seltsame Geräusch, das beim Bremsen und Beschleunigen auftritt. Der Peugeot-Händler wollte deshalb die Motor-Aufhängungen tauschen, der freie Mechaniker die Stossdämpfer. Der Gebrauchtwagenhändler schaute kurz in den Motorraum und zog aus der Motor-Aufhängung die Brösel eines Dämpfungs-Gummies. Und meinte, die anderen beiden sehen auch nicht mehr sehr frisch aus. So viel also zu den Künsten meines Ex-Mechanikers. Nach eingehender Prüfung meinte der Händler dann, die Kiste sei ihm zu riskant. Immerhin hätte sie schon 95000km auf der Uhr, da wäre demnächst dann mit Sicherheit das Getriebe dran. Ich hätte die Scheisskarre am liebsten gleich vor Ort angezündet.

Am Mittwoch fanden wir dann einen Mitsubishi Outlander der ersten Generation. Mit Ledersitzen und Dachfenster. Und der Händler nahm den Peugeot. Zwar nur für magere 65000 Peso (wir haben vor einem Jahr 95000 dafür bezahlt), aber ich bin froh, dass wir das Ding los haben.



Mal sehen, womit uns der überrascht.