Dienstag, Februar 27, 2007

Nur Bares ist Wahres

Ich hab' den Fall pragmatisch gelöst. Es gibt hier in der Nähe tatsächlich ein Einkaufszentrum, in dem beide Banken nur drei Lokale voneinander entfernt Zweigstellen haben.

Rein in meine Bank, mir 95 dieser tollen blauen Tausender aushändigen lassen, dabei den Schalterheini ignoriert, der ganz besonders wichtig tat "Da muss ich mal sehen, ob ich Ihnen so viel Geld aushändigen darf" und gehofft, daß der grimmig dreinblickende Kollege, den ich zur Verstärkung mitgenomen hatte, seine Wirkung nicht verfehlen würde.

Dann unauffällig die Bank gewechselt, das Bündel möglichst lässig aus dem Rucksack gezogen (gar nicht so einfach, wenn man nervös ist wie Bolle beim ersten Date) und eingezahlt.

Fertig! Von den gesparten 125 Peso gibt es heute abend ein leckeres Feierabendbier und dann hab' ich wahrscheinlich noch Geld übrig für einen Sack Zement!

Und nur für den Fall, daß ein mexikanischer Banker mitliest: Heute morgen habe ich mit meiner Hausbank in Deutschland telefoniert. Ich hab' mich identifiziert, mit der Dame am anderen Ende darüber gescherzt, daß sie mich als Frau Bohn in ihrer Datenbank führt (passt ja auch ganz toll zum Vornamen) und eine Überweisung nach Mexico veranlasst. Ja, einfach so am Telefon. Geld überweisen. Und zwar nicht nur auf eine andere Bank, sondern sogar in ein anderes Land, gar auf einen anderen Kontinenten. Und wahrscheinlich günstiger, als Eure Hundertfünfundzwanzigpesoscheck! Das verdient den Namen kundenorientierter Service!

Montag, Februar 26, 2007

Überweisungen

Ich war gerade auf der Bank. Man glaubt es nicht, wenn man es nicht selbst erlebt hat.

Zuerstmal hab' ich am Schalter mein Anliegen vorgetragen, ich wollte die Anzahlung für unser Haus von meinem Konto auf ein Konto bei einer anderen Bank überweisen. Die Dame am Schalter klärte mich auf, daß das bei ihr nicht geht, sondern bei den Kollegen, die weiter hinten sehr wichtig aussehend an ihren Schreibtischen sitzen. Und auch das nur dann, wenn mein Konto in dieser Zweigstelle geführt wird. Ich sagte ihr, daß ich noch nichtmal weiss, in welcher Zweigstelle mein Konto überhaupt geführt wird und fragte nach Alternativen. Sie wusste keine und bat mich, doch ihre Kollegin zu fragen.

Also hab' ich mich bei den Ejecutivos (keine Ahnung, warum die so heissen) nochmal angestellt und wurde dann zufälligerweise vom Filialleiter persönlich bedient. Der bestätigte, daß er keine Überweisung ausführen kann, nannte mir aber zwei Alternativen: Einen Scheck (der 125 (in Worten Hunterfünfundzwanzig) Peso kostet, etwa 10 Euro) oder die überweisung per Internet. Ich kann also Dinge per Internet machen, die er als Filialleiter nicht kann. Die Frage war ihm sichtlich unangenehm. Also bat ich ihn, mein Konto doch bitte für die Nutzung per Internet freizuschalten. Er tat dies umgehend. Naja, er versuchte es zumindest. Wie er meine Kontonummer in seinen Rechner eingab, wurde er zunächst einmal in roter, fetter Schrift darauf hingewiesen, daß ich Cliente Preferente (ein bevorzugter Kunde) bin. Wäre nicht nötig gewesen, er war auch schon vorher ausgesprochen freundlich. Er gab also ein paar Daten ein, klickte mal hier und mal dort und verzog plötzlich das Gesicht. Aus Sicherheitsgründen kann, weil ich Cliente Preferente bin, die Freischaltung meines Kontos für die Benutzung per Internet nur (ja, wir ahnen es bereits) in der Zeigstelle, in der das Konto geführt wird erfolgen. Aaaaaargh!

Nein, ich werde keinen Scheck für hunderfünfundzwanzig Peso kaufen, nur um ihn einmal über die Strasse zu tragen und ihn dort in einem anderen Geldvernichtungsinstitut einzuzahlen. Ich werd' den Verkäufer mal fragen, ob er Naturalien akzeptiert. Oder Briefmarken.

Haussuche beendet!

RohbauAm Freitag haben wir die Suche nach einer neuen Bleibe für uns beendet. Nach reichlicher Überlegung, dem Vergleich vieler Alternativen und der sorgfältigen Prüfung haben wir uns tatsächlich für den Rohbau in der Genossenschaft entschieden.

Wie schon mal erwähnt wurde die Genossenschaft gegründet, um ein Stück Land zu kaufen, es in Bauland umzuwandeln und es anschließend den Genossen zur Bebauung zu überlassen. Die Genossenschaft wurde 1989 gegründet, die Mehrzahl der Häuser (insgesamt sind es über Hundert) sind bereits fertig und bewohnt.

Wir waren auf einer der Versammlungen der Genossenschaft, wir haben uns ausführlich mit dem Verkäufer unterhalten und wir haben einen Anwalt zum Thema befragt. Insgesamt ist das Prozedere zwar nicht der Normalfall, aber nicht ungewöhnlich und durchaus legal und wir konnten auch sonst keinen Haken daran finden. Klar, wir bekommen zunächst keine Escrituras, weil es noch keine gibt. Die Genossenschaft wird innerhalb der nächsten Wochen die Escrituras für alle Mitglieder beantragen, die werden dann in unserem Fall gleich auf Evelyn ausgestellt, anschließend wird die Genossenschaft übrigens aufgelöst, weil sie ihren Zweck erfüllt hat.

Wir haben den Rohbau übrigens auch von einem Architekten begutachten lassen, um zu verhindern, daß wir uns eine Bauruine andrehen lassen, der meinte, der Rohbau sei soweit in Ordnung, aber der Preis schien ihm etwas zu hoch, wobei er sich allerdings in diesem Teil der Stadt nicht auskannte. Also haben wir einen Evaluador (einen professionellen Immobilienbewerter) beauftragt, den Verkehrswert zu ermitteln, der kam auf 10% an die geforderte Summe ran. Und da wir nur 60% anzahlen und den Rest in zweieinhalb Jahren zinslos abstottern, kann ich mit den 10% sehr gut leben, eine Bank würde da wesentlich mehr verlangen.

Also waren wir am Freitag mit dem Verkäufer, der übrigens nur drei Häuser von unserem Rohbau entfernt wohnt, bei der Genossenschaft, dort wurde er als Genosse gestrichen und Evelyn nahm seinen Platz ein. Ich durfte übrigens nicht, da die Genossenschaft Vergünstigungen vom Staat erhält (zum Beispiel in Form niedriger Gebühren für das Ausstellen der Escrituras oder verbilligter Kredite) sind solche Programme Mexikanern vorbehalten.

Jetzt wartet erstmal eine Menge Arbeit auf uns, um aus dem noch etwas tristen Rohbau unser Traumhaus zu machen. Für Tips sind wir natürlich dankbar!

Freitag, Februar 23, 2007

Fiöööööööööööööp

HupeDa hat mir gestern der Roland einen Floh ins Ohr gesetzt. Eine Presslufthupe. Im Internet war das Ding schnell gefunden, bei eBay gibt es das Teil ab etwa 25 Euro inkl. Versand. Aber leider nur innerhalb Europa. Schade eigentlich.

Auf dem Weg nach Hause komme ich an einem recht gut sortierten Fahradgeschäft [1] vorbei, da schaute ich dann gestern Abend auf gut Glück mal rein. Der Mann hinter der Theke konnte sich auf meine seltsame Beschreibung "Also ich suche da so eine, wie sagt man, Hupe, aber mit Luft aus der Flasche" tatsächlich einen Reim machen, "Ja, ich weiß, was Du meinst", meine Augen begannen zu leuchten "Das haben wir nicht.". Mist.

Er erklärte mir dann aber, wo der nächste Benotto [2] ist, die hätten sowas nämlich.

Das finde ich übrigens einen tolle Service dem Kunden gegenüber, ihn an die Konkurrenz zu verweisen, wenn man einen Artikel nicht selbst führt. Nach meiner Erfahrung passiert das in Deutschland nur selten, weil man Angst hat, der Kunde könnte dort hängen bleiben, hier in Mexico sieht man das eher locker.

Bei Benotto hatten sie tatsächlich genau die Hupe, die ich im Internet gefunden hatte (für nur 160 Peso) und jetzt freue ich mich schonmal auf die nächste Woche, da werde ich dann alles zusammenhupen, was mir in die Quere kommt! Das Ding ist wirklich ekelhaft laut.



[1] Division del Norte in südlicher Richtung, nach der Kreuzung mit Miguel Angel de Quevedo rechts an der nächsten Ecke.

[2] Eine Kette von Fahrradläden, drei Ampeln weiter südlich auf Division del Norte auf der linken Seite.

Donnerstag, Februar 22, 2007

Tips für Radfahrer

- Vorsicht beim rechts-an-Bussen-vorbeifahren, da hüpfen schonmal Leute raus, auch wenn der Bus noch fährt. Die Leute sind dann mindestens genauso überrascht wie der Radfahrer, der sie fast über den Haufen fährt.

- Fußgänger tun sich hier (wie andere Verkehrsteilnehmer auch) schwer mit Radfahrern. Gerne machen sie auf weniger befahrenen Straßen erstmal einen Schritt vom Gehsteig auf die Fahrbahn um sich dann erst umzuschauen, ob denn nicht doch ein Auto kommt, welches man nicht gehört hat. Die sind dann fast genauso überrascht, wie die, die aus den Bussen hüpfen.

- Es gibt Vollspacken, die ihre Scheibenwischanlage betätigen, während sie Radfahrer überholen. Das brennt nicht schlecht in den Augen.

- Beim "Zwischen-den-Autos-durchschlängeln" vor Ampeln auf Pizza- und Zeitungs-Lieferanten auf Mopeds achten. Die schlängeln sich nämlich vor Ampeln auch gerne an den wartenden Autos vorbei.

Wird fortgesetzt...

Dienstag, Februar 20, 2007

Tag der Muttersprache

Morgen (am 21. Februar) ist der internationale Tag der Muttersprache. Finde ich eine gute Idee.

Zwar ist es offensichtlich, daß man in der heutigen Zeit ohne Fremdsprachenkenntnisse nicht weit kommt, aber trotz Globalisierung und Internet sollten wir unsere Wurzeln nicht vergessen. Ich bin sicher kein Traditionalist, aber eine Sprache ist mehr als nur ein Medium zur Kommunikation und wenn eine solche verschwindet, verschwindet mit ihr ein Stück Kultur.

Tolle Werbung

Gestern abend sah ich hier im Fernsehen eine Werbung, die war so richtig aus dem Leben gegriffen:

Der Neue in der Firma wird mit den Worten "Am Samstag ist Party in Deinem Haus" auf eine Party eingeladen. Er gibt zu bedenken, daß er doch gerade erst hier in Mexico angekommen ist, aber man wiederholt: "Am Samstag ist Party in Deinem Haus".

Szenenwechsel

Man sieht ihn und seine Frau in einem aufgeräumten, irgendwie langweilig wirkenden Wohnzimmer, im Hintergrund stehen Flaschen, Gläser und sonstige Party-Utensilien bereit. Sie keift in bestem Deutsch "Wann kommen denn Deine Leute?", er antwortet (in nicht ganz so gutem Deutsch) "Ich weiß nicht!".

Szenenwechsel

Die mexikanischen Kollegen amüsieren sich ausgelassen auf einer Party, einer bemerkt zum anderen "Der neue kommt wohl doch nicht." Allgemeines Schulterzucken.

Es wird ein Text eingeblendet: Mexico, wo mein Haus Dein Haus ist.

Einfach nur genial! Hätte mir auch so passieren können.

Es geht bei der Werbung übrigens um irgendein Erfrischungsgetränk.

Montag, Februar 19, 2007

Komischer Zufall

Über unsere seltsamen Samstags-Besuche hatte ich mich ja schon des öftern ausgelassen und auch schon überlegt, die Klingel Samstags zu deaktivieren.

Als wir vergangenen Samstag zum Einkaufen aus dem Haus gehen wollten, stand der Gärtner vor der Tür. Er wäre vorher schonmal da gewesen, aber scheinbar funktioniert unsere Klingel nicht.

Tatsächlich tut der Klingelknopf nicht mehr. Ich war's nicht, ich schwör's!

Partygespräche

Evelyn hatte auf Samstag abend ein paar Freunde eingeladen zu einer kleinen Party in unserem Garten. Irgendwer hatte einen 16 Jahre alten Gringo mitgebracht, der im Umgang mit Alkohol wohl noch etwas unerfahren war.

Leicht schwankend erzählte mir, wie cool er es doch findet, als Amerikaner in Mexico auf der Party eines Deutschen zu sein. Und er würde doch auch gerne Deutsch sprechen. Oder Französisch. Seine Freundin ist nämlich Französin.

Meinen Einwand, das wäre doch die beste Voraussetzung, die Sprache zu lernen, wischte er beiseite: "Die spricht nicht mit mir, die will immer nur ficken."

Wir hatten es früher ja auch nicht gerade einfach aber die Jugend von heute hat es schon schwer!

Freitag, Februar 16, 2007

Wieder ein Stöckchen

Der Cabronsito hat mich bestöckelt. Es geht um fünf Dinge, die wenige Leute über mich wissen.

1. Von libanesischem Essen bekomme ich wüste Blähungen. Das weiß bisher nur meine Frau und wenn ich sowas nochmal esse, schmeißt sie mich wahrscheinlich aus dem Schlafzimmer.

2. Ich hab' Nasenhaare. Keine Ahnung, wem das schon aufgefallen ist, aber ich hoffe, nicht allzuvielen.

3. Die aufkommende Mode, Jeans-Hosen in die Stiefel zu stecken, finde ich häßlich. Das hatte ich noch niemandem gegenüber erwähnt.

4. Ich mag Klaviermusik. Gut, das wussten ein paar Wenige.

5. Der Schwager meiner Großmutter ist ein Studienkollege des Herrn Ratzinger (aka Benedikt XVI). Das wissen auch nur wenige Leute. Bis vor kurzem wusste ich das noch nichtmal selbst. Und seither warte ich darauf, daß mich jemand mit seinen tollen Beziehungen zu beeindrucken versucht.

Dann gebe ich das mal weiter. An meinen bloggenden Cousin (es wissen übrigens auch nur wenige Leute, daß ich einen solchen habe!), an den Boje, der irgendwann hier mal einen Kommentar hinterlassen hat, den ich jetzt aber nicht finde und ganz besonders interessiert bin ich natürlich an fünf Dingen, die nur wenige Leute über den Horst wissen!

Donnerstag, Februar 15, 2007

Tiertransporte

HühnertransportDen Tieren dürfte diese Art des Transportes relativ egal sein, aber ich weiß jetzt schon, welches Bild mir durch den Kopf gehen wird, wenn ich das nächste Mal irgendwas mit Hühnchen esse...

Als mich der Transporter das erste Mal überholte, war er randvoll geladen, er hielt unterwegs immer mal wieder an, um Ware an kleinere Läden und Marktstände auzuliefern. Und irgendwann stand er dann mal im Stau, so daß ich ihn fotografieren konnte.

Mittwoch, Februar 14, 2007

Glückstag

Heute scheint ja echt mein Glückstag zu sein.

Citlali war heute Nacht sehr ruhig, auf dem Weg zur Arbeit hat niemand versucht, mich umzufahren und gerade kam die Scheffin an meinen Arbeitsplatz geschlichen (man sollte ihr eine Glocke umhängen) und ich hatte doch tatsächlich meine Entwicklungsumgebung statt dem Web-Browser auf dem Schirm.

So kann's gerne weiter gehen.

Dienstag, Februar 13, 2007

Viel hilft viel

Am Samstag vormittag klingelte es mal wieder bei uns. Leider kann ich mir nie merken, an welchem Wochenende der Gärtner kommt, so daß ich, anstatt erstmal vorsichtig durch den Vorhang zu spähen, die Haustür aufreise und mich dann unversehens den Zeugen Jehovas (der Letzte hat mich sogar auf englisch angequatscht), Leuten in seltsamen Notlagen oder schrulligen Nachbarn gegenüber finde.

Nun, diesmal war es eine junge Dame, die mit einem Ausweis wedelte, der übrigens so billig aussah, daß er eigentlich schon wieder echt sein musste und ihr Sprüchlein so schnell vor sich hinnuschelte, daß ich kein Wort verstand. Das war ihr sichtlich peinlich und sie bemühte sich ein zweites Mal:

Sie kommt von der Clinica irgend 'ne Zahl (das ist, wenn es denn stimmt, eine der Kliniken des staatlichen Gesundheitswesens) und ob ich zufällig ein Kind, nicht älter als 5 Jahre, im Hause hätte.

Ja, habe ich. Warum? Ich verkniff mir allerdings den Hinweis, daß das nicht zufällig sondern aufgrund langfristiger Familienplanung der Fall sei.

Wie gesagt, sie kommt von der Clinica irgend 'ne Zahl und sie impfen gegen Polio. Mittlerweile hatten sich zwei weitere Gestalten zu ihr gesellt, eine davon mit einer Kühlbox bewaffnet, und nickten bestätigend mit dem Kopf.

Ich lehne dankend ab, mit dem Hinweis, daß wir regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen gehen und unser Kind dort impfen lassen.

Ja, das wäre ja toll, aber sie könnten mein Kind ja trotzdem nochmal impfen, das wäre gar kein Problem, der Impfstoff hätte keinerlei Nebenwirkungen.

Spätestens nach dem Satz hätte ich die Dame nicht mal mehr in Citlalis Nähe gelassen, wenn sie mit einem Ärztediplom gewedelt hätte. Nicht daß ich gegen Impfungen wäre, aber dem Kind einfach mal so auf Verdacht eine Dosis verpassen, schadet ja nix? Das würde ich nichtmal unserem Kinderarzt abkaufen und erst recht nicht ein paar wildfremden Leuten an der Haustür.

Nächsten Samstag klemm' ich die Klingel ab. Oder ist da der Gärtner wieder dran?

Freitag, Februar 09, 2007

Aus der Mottenkiste: Datenschutz

Es war irgendwann in den späten Achzigern, ich war noch auf dem Gymnasium und hatte (wen wundert's) das Wahlfach Informatik belegt. Unser Lehrer (dessen Name mir gerade leider nicht mehr einfällt) war bei uns sehr beliebt, allerdings hatte er einen seltsamen Tick, der ihn des öfteren zum Ziel unseres Spottes machte. Er versuchte immer wieder, uns die Wichtigkeit des Datenschutzes zu erklären.

Wie gesagt, es waren die späten Achziger. Da gab es noch keinen Datenschutzbeauftragten, damals wußten überhaupt nur sehr wenige Leute überhaupt, was Datenschutz denn eigentlich ist, während unser Lehrer eine geradezu paranoide Angst hatte, seine Daten könnten in die falschen Hände geraten. Unser Argument war ein Naives aber nichtsdestotrotz Weitverbreitetes: Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten.

Eines Tages zeigte uns der Herr, dessen Name mir einfach nicht mehr einfallen will (wahrscheinlich wäre er auch gar nicht mal sehr glücklich darüber, im Internet namentlich erwähnt zu werden) eine Programmiersprache aus der Klasse der sogenannten künstlichen Intelligenz, ein Thema das gerade sehr in Mode war und von dem man sich damals sehr viel erhoffte. Es ist übrigens recht still geworden in der Ecke. Aber, zurück zum Thema, wir bekamen eine kurze Einführung ins Thema und sollten anschließend ein bischen damit arbeiten. Wir bekamen eine Datenbank in der die Namen von fiktiven Personen und zu jeder Person ein Verweis auf den Vater und die Mutter gespeichert waren. Das Tolle an der neuen intelligenten Programmiersprache war jetzt, daß man beispielsweise die Relation "Großvater" definieren konnte (Vater von Vater oder Mutter) und das Programm suchte dann selbständig (eben intelligent) nach dem Großvater einer gegebenen Person, während man in einer konventionellen Programmiersprache eben selbst nach dem Vater (oder der Mutter) und anschließend nach dessen (bzw. deren) Vater suchen muß.

Wir machten uns also mit der neuen Sprache vertraut und versuchten, eben eine Großvaterliste erstellen zu lassen. Als irgendwer plötzlich "Boah, die Veronica Schmidt hat zwei Kinder von unterschiedlichen Vätern" rief. Schlaues Kerlchen. Natürlich war die Großvaterliste schnell vergessen, jeder suchte nach kompromittierenden Daten und plötzlich wurde uns klar, daß es dem Lehrer gar nicht so sehr um die neue Programmiersprache ging, sondern darum, uns Einfallspinseln zu zeigen, daß man mit genügend Energie aus scheinbar unverfänglichen Daten durchaus interessante Schlüsse ziehen kann. Und richtig schlimm wird es, wenn falsche Schlüsse gezogen werden. Was ist dabei, wenn die Frau Schmidt sich scheiden lässt und dann mit ihrem zweiten Mann ein zweites Kind hat? Richtig: Nichts. Aber für uns war sie ein ganz wildes Flittchen. Obwohl sie eigentlich nichts zu verbergen hatte.

Mittwoch, Februar 07, 2007

Kreditkarte

Als Antwort auf Rolands Frage Keine Kreditkarte für Ausländer? gibt es von mir ein etwas überraschtes "doch". Seit letzten Freitag bin ich im Besitz einer Solchen.

Einmal die Woche kommt hier eine Dame von Bancomer zu uns ins Büro und versucht uns unnötigen Schnickschnack aufzuschwatzen kümmert sich um unsere finanziellen Belange, so daß wir uns den Weg in die Zweigstelle (hier im gleichen Gebäude) sparen können.

Da ich mir schon seit längerer Zeit eine mexikanische Kreditkarte zulegen wollte und ein bischen auch aus Neugier, ob es klappt, hab' ich die Dame dann mal auf das Thema angesprochen. Sie meinte das wäre auch mit dem FM3 kein Problem, wir füllten den Antrag aus und am Freitag kam sie und überreichte mir meine Kreditkarte. Eigentlich fast schon zu einfach.

Dienstag, Februar 06, 2007

Langes Wochenende

Am Donnerstag war es wieder da, das seltsame Gefühl im Bremspedal. Die Bremse funktionierte zwar noch wie sie sollte, aber der Pedalweg war mal länger, mal kürzer. Gut, daß das schon am Donnerstag war, da gestern (Montag) Feiertag war, wollten wir ans Meer fahren, so hatten wir noch den Freitag, damit sich der Mecanico drum kümmern konnte.

Also brachte Evelyn das Auto Freitag früh in die Werkstatt, die versprachen, sich sofort darum zu kümmern und uns Bescheid zu sagen, sobald sie wissen, was los ist. Eine gute Stunde später dann der Anruf, es hat sich ein Haltebolzen gelöst (mal wieder) und so sind einige Teile der Bremse lose in der Trommel herumgewuselt. Das hat ihnen nicht wirklich gut getan und die Ersatzteile kosten etwa 3500 Peso. Ob sie das machen sollen.

Naja, eine echte Alternative hatten wir nicht, also gaben wir ihen den Auftrag. Ob das noch heute fertig wird, schließlich wollten wir nachts auf die Piste. Ja, das sollte klappen.

Am Nachmittag dann der nächste Anruf, es sind keine Ersatzteile aufzutreiben. Selbst bei Chevrolet haben sie die Teile nicht vorrätig, mal ganz abgesehen davon, daß die 8000 Peso dafür haben wollen würden.

Soviel also zum verlängerten Wochenende am Meer.

Am Samstag bin ich dann mit Mingo losgezogen, Ersatzteile zu besorgen. Wir haben so ziemlich jeden Laden in der Stadt abgeklappert: Nichts. Wirklich gar nichts. Nach langem Suchen und viel Herumtelefoniererei hat uns ein Händler auf einem Schrottplatz in Pachuca einen Satz Bremsen aufgetrieben. Die bekommen wir heute. Wenn alles klappt.

Bei Chevrolet hat man uns bereitwillig jedes Teil aus dem Katalog herausgesucht und uns Preise dazu genannt. Für ein etwa 5cm langes Blechteil wollten die 1140 Peso. Das sind etwa 80 Euro. Für ein Stück Blech. Ich weiss, man kann da nicht einfach nur den Materialwert ansetzen, da ist Transport, Lagerhaltung und vor allem die Entwicklung des Teils mit drin. Aber 1140 Peso? Schnibbelt das der Ingenieur persönlich mit der Blechschere aus? Oder hat es einen vergoldeten Titanium-Kern? Oder funktioniert das beim Auto mitlerweile wie bei den Druckern, man bekommt den Drucker geschenkt und zahlt dafür ein Vermögen für die Tinte? Ich war ja fast schon verzweifelt genug, die geforderten 8000 Peso auf den Tisch zu legen, um vielleicht doch noch ans Meer fahren zu können, aber die hatten das Zeug natürlich auch nicht auf Lager, der Mensch meinte, wenn das Zeug im Zentrallager liegt, hat er es in drei Werktagen da. Und wenn nicht? Dann dauert es länger. Vielen Dank für das Gespräch!

Mittlerweile bin ich vom Tracker etwas genervt. So toll das Ding im Alltag ist, so nervig sind diese Drecks-Bremsen.

Hier noch ein Foto von dem sagenhaft überteuerten Teil, es liegt auf einem normalen (etwa DIN A4) Stück Papier, um eine Vorstellung von der Größe zu ermöglichen.

Freitag, Februar 02, 2007

La Cooperativa

Da mir der Rohbau keine Ruhe lies, sind wir da am Mittwoch nochmal hin, um die Papiere des Verkäufers unter die Lupe zu nehmen. Zur Verstärkung haben wir einen Freund mitgenommen, der sich als Anwalt mit sowas auskennt. Der Verkäufer schlug vor, doch direkt auf's Rathaus zu gehen um uns dort die Richtigkeit der Papiere bestätigen zu lassen.

Das Rathaus stellte sich als Büro einer cooperativa, also einer Genossenschaft heraus. Die wurde gegründet um ein großes Grundstück zu erschliessen, es in Bauland umzuwandeln und es an ihre Mitglieder aufzuteilen. Dabei arbeitet sie mit den zuständigen Behörden, hat unter anderem eine Baugenehmigung für das komplette Grundstück (mittlerweile ein Wohnviertel) und ist gerade dabei, die Escrituras für die einzelnen Besitzer ausstellen zu lassen.

Der Verkäufer hat also ein Papier, welches ihn als Genosse ausweist und in dem ihm die Genossenschaft eine Parzelle zusichert: Genau das Grundstück, auf dem der Rohbau steht. Und nach Aussage eines Genossenschafts-Menschen ist das Grundstück schuldenfrei und es ist kein Problem, wenn er uns seinen Anspruch an der Parzelle verkauft, das geht sogar mit notariellem Vertrag. Der Anwalt konnte da auch keinen Haken erkennen, wir müssen jetzt nur prüfen, ob die Genossenschaft tatsächlich als Eigentümerin im Grundbuch eingetragen ist und ob die Genossenschaft als solche ordentlich registriert ist. Dann wäre der Rohbau wieder im Rennen.

PS: Kennt jemand den Film Top Secret!? Mir geht die ganze Zeit die Kartoffelkooperative durch den Kopf.

Liebe Autofahrer

Die Ampel an der Einmündung Rio Mixcoac - Patriotismo ist ziemlich sinnfrei. Klar, wenn sie grün ist, fährt man sowieso drüber und auch wenn sie Rot anzeigt kann man sich problemlos in den Verkehr auf Patriotismo einfädeln, weshalb gerade morgens im Berufsverkehr kaum ein Unterschied in Eurem Verhalten auszumachen ist.

Da wäre noch ein kleines Detail: An dieser, dem ersten Anschein nach sinnlosen Ampel hängt auch eine Fußgängerampel. Und die ist, (Überaschung!) genau komplementär zur Verkehrsampel geschaltet, sprich wenn ihr Rot habt, haben die Fußgänger Grün und andersherum. Und wie es der Zufall so will, bin ich einer der wenigen Nutzer dieser Fußgängerampel. Da Ihr, wie oben erwähnt keine Anstalten macht, an der roten Ampel anzuhalten, überquere ich die Straße halt vorsichtig, wenn meine Ampel durch ihr grünes Leuchten mir signalisiert, eben dies zu tun. Und mal ganz unter uns: In so manchem zivilisierten Land bedeutet dieses grüne Leuchten, daß man es gefahrlos tun kann. Aber das ist ein anderes Thema, ich schweife ab.

Mein Dank geht an alle die, die kurz anhalten und mich passieren lassen. Ja, sogar an die Dame, die mich letzte Woche fast überfahren hätte, nach der Vollbremsung erstmal wütend ihre Hupe bearbeitete und ziemlich grätig aus der Wäsche schaute. Mein Fingerzeig auf ihre rote Ampel lies ihren Gesichtsausdruck schlagartig von "Was bist Du für ein blöder Arsch" auf "Oh - Mist, das ist mir jetzt aber peinlich" umschlagen. Das zu sehen war den Schreck wert.

Aber an den grenzdebilen Vollspack Herrn im grünen Pick-Up, der sich über die fünf Sekunden Wartezeit dermaßen echauffierte, daß er sich genötigt sah, sein Fenster herunterzukurbeln um mir ein breit angelegtes Repertoir an Beleidungungen nachzurufen: Möge Dein pickliger Arsch von einem schmerzhaften Furunkel heimgesucht werden, welches Dich jedesmal, wenn Du im Auto sitzt, daran erinnert, daß andere Menschen auch Rechte haben.

Donnerstag, Februar 01, 2007

Stromausfall

Schwankungen im Stromnetz oder mal ein etwas längerer Ausfall sind hier ja nicht wirklich selten. Allerdings dachte ich, wir hätten im Büro sowas wie eine unterbrechungsfreie Stromversorgung. Bis gerade eben.

Es dauerte zwar weniger als eine Sekunde, bis der Strom wieder da war, aber unterbrechungsfrei war das definitiv nicht. Schade um die Arbeit der letzten halben Stunde.