Montag, Dezember 26, 2011

Weihnachten

Donnerstag abend, ich schrieb gerade diesen Eintrag, bat mich Evelyn, ob ich sie und ihre Grossmutter zum Arzt begleiten könnte.

Normalerweise mischte Evelyns Grossmutter bei Vorbereitungen zu Festivitäten immer mit oder unterhielt die Kinder, am Donnerstag sass sie den ganzen Tag nur auf dem Sofa und wirkte abwesend. Am Abend bemerkte sie dann, dass sie sich nicht wohl fühle, woraufhin wir sie zum Arzt brachten, was sie eigentlich gar nicht wollte, aber dann doch ohne grösseren Protest über sich ergehen lies, auch das war nicht gerade das, was wir erwartet hatten.

Der Arzt stellte nichts fest, was sie nicht schon selbst wusste, sie hatte zu niedrigen Blutdruck, eine leichte Anämie und Diabetes, er injizierte ihr Eisen und bat sie, ihre Blutwerte überprüfen zu lassen, damit er ihr bei der Einstellung ihrer Insulin-Dosis helfen könne.

Wieder zu Hause, machte Grossmutter einen besseren Eindruck, wir sassen noch ein bischen zusammen und gingen dann irgendwann schlafen.

Freitag, gegen drei Uhr morgens weckte uns Schwiegermutter: Grossmutter reagiert nicht mehr! Sie reagierte wirklich nicht mehr, Puls war keiner mehr zu finden und sie fühlte sich auch schon kälter an, als das bei einem Menschen normal ist.

Einen Arzt rufen. Familie verständigen. Transport in den DeEffe organisieren. Unsere Sachen packen, das Essen irgendwie so einlagern, dass es in den nächsten Tagen nicht schlecht wird. Papiere zusammensuchen.

Wir fuhren also in den DeEffe, trafen uns mit dem Rest der Familie bei Schwiegermuttern in der Granada, dann ging es zur Leichenhalle, wo eine Nacht lang Totenwache gehalten wurde. Ich war nicht dabei, ich bin mit den Kindern in der Granada geblieben. Am Samstag war die Beerdigung, ich versuchte derweil die Kinder bei Laune zu halten, bei der Kleinen war das relativ problemlos, die Grosse wollte allerdings wissen, wo Mama ist und wann denn nun endlich Weihnachten ist.

Weihnachten verlegte ich kurzerhand auf Sonntag (was ja gar nicht mal so falsch war, obwohl ihre Frage eher auf die Bescherung am 24. abzielte),die Frage nach der Mama war nicht so einfach.

Ich war absolut nicht darauf vorbereitet, einer Fünfjährigen zu erklären, was es mit dem Sterben auf sich hat, andererseits wollte ich ihr auch keine Lüge auftischen, früher oder später würde sie mitbekommen, dass ihre Urgrossmutter gestorben ist und spätestens dann würde ich es ihr erklären müssen. Also erzählte ich ihr, dass die Grossmutter unterwegs in den Himmel sei, die komplette Familie ist in der Kirche und betet, damit sie eine gute Reise hat. Das Problem dabei sei, dass die Grossmutter aus dem Himmel nicht wieder zurück zu uns kommen kann, weshalb alle traurig sind. Das war mir nahe genug an der Wahrheit und doch weit genug weg, ihr nicht beispielsweise Sinn und Zweck einer Beerdigung erklären zu müssen.

Natürlich war am Samstag niemandem mehr nach Weihnachten und auch wir feierten nur den Kindern zuliebe am Sonntag zu viert eine kleine Bescherung im neuen Zuhause.

Donnerstag, Dezember 22, 2011

Frohe Weihnacht!

Aus der Stereoanlage plärrt etwas, das sich wie die Schlümpfe-Weihnacht auf spanisch anhört. Onkel Chucho schmückt hingebungsvoll den Weihnachtsbaum, während die Grosse um ihn herumhüpft, als ob sie Ameisen in ihrer Hose hätte.

Vor dem Fressnapf sitzen zwei Katzen, eine von den neuen und eine der alten und fauchen sich an, während eine dritte vor der Kleinen flieht, die sie mit einer leeren Plastikflasche zu verhauen versucht. Allerdings ist die noch dermassen damit beschäftigt, das Gleichgewicht zu halten, dass die Katze nicht ernsthaft gefährdet ist.

Schwiegermuttern bereitet das Weihnachtsessen vor, während Evelyn versucht, Ordnung in das Chaos aus Umzugskartons, zerlegten Möbeln, Werkzeugen und Dreck zu bringen.

Draussen im Garten wirft Robin den Grill an, da Schwiegermuttern die Küche belegt gibt es nur ein paar Würstchen und Grillfleisch zum Mittag.

Dazwischen kämpfe ich mit einer Dokumentation, die unbedingt noch vor Weihnachten fertig werden muss, während mich alle 5 Minuten mein Scheff, der Verkäufer, dessen Scheff oder sonstwer anruft, um zu fragen, ob ich das Teil denn bald fertig hätte.

Nein, weihnachtlich ist mir nicht zumute. Dafür ist es einfach zu warm, der Bau war zu stressig und auch im Job lief es die letzten Wochen nicht immer so rund wie es idealerweise sollte.

Trotzdem wünsche ich allen da draussen ein frohes Fest und eine besinnliche Zeit mit den Menschen, die sie am liebsten um sich herum haben!

Mittwoch, Dezember 14, 2011

Neue Katzen

Wir haben zwei neue Katzen, die sind unserem Schwager zugelaufen. Irgendwer, der die beiden nicht mehr haben wollte, hat sie noch relativ jung beim Schwager über den Zaun geworfen. Der steht allerdings mehr auf Hunde und hat die Findelkinder nur behalten, weil wir ihm versprachen, die beiden aufzunehmen, sobald wir in unser neues Heim einziehen können. Der Bau ist zwar immer noch nicht fertig, aber eine seiner Hündinnen hatte jetzt selbst Nachwuchs bekommen und so wurde es bei ihm ziemlich eng, also haben wir die beiden schonmal vorab auf der Baustelle untergebracht. Gestern abend schaute ich spät nochmal nach dem Rechten auf der Baustelle und fand die beiden zusammen mit der Nachbarskatze um den Futternapf versammelt, die Racker scheinen sich ja zumindest mit den Nachbarn zu verstehen. Bin mal gespannt, wie sie reagieren, wenn wir nächste Woche die anderen beiden Katzen mitbringen.

Mittwoch, Dezember 07, 2011

Es tut sich was

Es gab da früher mal einen simplen Witz: Was macht ein Polizist, wenn er im Lotto gewinnt? Er kauft sich eine Kreuzung und macht sich selbständig. Das geht hier einfacher, man organisiert sich ein paar alte Eimer, Kisten, Was-Auch-Immer, sucht sich ein Stück Strasse, möglichst in der Nähe einer Behörde, eines Marktes oder irgendeines frequentierten Gebäudes und macht sich als Parkplatzvermieter selbständig. Man stellt seinen Müll so am Strassenrand ab, dass niemand mehr dort parken kann und wartet, bis jemand eben dies tun will. Dann bietet man an, sein Geraffel gegen Entgeld zu entfernen.

Zugegeben, das ist der übelste Fall, es gibt auch Leute, die einfach nur beim Ein- oder Ausparken helfen und während der Parkzeit ein Auge auf das Fahrzeug haben. Die beschweren sich natürlich nicht, wenn man ihnen anschliessend ein paar Peso in die Hand drückt, wenn man es nicht tut, haben sie eben Pech gehabt. Mit diesen Leuten kann ich leben und wenn ich Kleingeld dabei habe, gehen die normalerweise auch nicht leer aus. Aber es gibt eben auch die, die ganz frech ein Stück Strasse beanspruchen und feste Tarife kassieren. Wie gesagt, auf öffentlicher Strasse, die von Steuergeldern bezahlt wurde. Und wer glaubt, er könne einfach so parken und die Bezahlung verweigern, weil er schliesslich auf öffentlichem Grund steht, freut sich mitunter über kreative Muster, die in Abwesenheit in seinen Lack geritzt wurden.

Obwohl das Reservieren öffentlichen Parkraumes mittlerweile explizit verboten ist, tut die Polizei nicht viel, es wird gemunkelt, dass einige Polizisten bei den Franeleros (benannt nach dem Stück Lappen, mit dem sie beim Einweisen winken) selbst abkassieren. Das führt bei den Autofahrern zu Unmut, mittlerweile gibt es Gruppen bei Facebook oder Accounts bei Twitter, die sich dem Thema widmen und ein Ende der Erpressung fordern.

Jetzt tut sich endlich etwas, der Präsident des Rates für öffentliche Sicherheit des DeEffe hat sich letzte Woche offen dafür ausgesprochen, dass die Franeleros verschwinden. Allerdings nicht von den Strassen, sondern aus dem Sprachgebrauch. Er schlägt vor, diese Menschen, die "nützlich für die Gesellschaft sind", zukünftig "monitores ciudadanos vehiculares" (zu dem Schwachsinn fällt mir nichtmal 'ne passende Übersetzung ein, für mich klingt das nach "bürgerliche Fahrzeugwarte" oder "Fahrzeugbeaufsichtiger") zu nennen. Tolle Idee, benennen wir das Problem um, vielleicht tut es dann nicht mehr so weh. Als nächstes benennt er hoffentlich den Feierabendverkehr in "bürgerliche Fahrzeugkolone der Schrittgeschwindigkeit" um, damit würde er eines der Hauptprobleme der Stadt lösen.

Quelle.

Sonntag, Dezember 04, 2011

Überraschung

Für mich galt auch schon früher der Spruch "Weihnachten kommt immer so plötzlich", aber seit ich hier in Mexico lebe, erwischt mich das Ereignis noch unvorbereiteter. Es gibt hier einfach keine Jahreszeiten und die Länge der Tage unterscheidet sich auch kaum, so dass mir meist erst bei der Reisekostenabrechnung für den November auffält, dass ja jetzt der Dezember angebrochen ist.

Das war bisher kein echtes Problem, zumal sich Evelyn um die Geschenke für ihre Familie kümmert, aber dieses Jahr hat mich das zum ersten Mal so richtig gestört. Ich würde meinen Kindern gerne auch die deutschen Bräuche wie den Weihnachtskalender und den Advent (beides ist hier recht unbekannt) zeigen, aber für beides war ich dieses jahr viel zu spät dran. Da spielte diesmal sicher auch die Reiserei und der Bau (der angeblich nächste Woche endlich fertig werden soll) eine Rolle, aber ärgerlich ist es schon. Vielleicht klappt's ja nächstes Jahr.