Montag, Februar 26, 2007

Überweisungen

Ich war gerade auf der Bank. Man glaubt es nicht, wenn man es nicht selbst erlebt hat.

Zuerstmal hab' ich am Schalter mein Anliegen vorgetragen, ich wollte die Anzahlung für unser Haus von meinem Konto auf ein Konto bei einer anderen Bank überweisen. Die Dame am Schalter klärte mich auf, daß das bei ihr nicht geht, sondern bei den Kollegen, die weiter hinten sehr wichtig aussehend an ihren Schreibtischen sitzen. Und auch das nur dann, wenn mein Konto in dieser Zweigstelle geführt wird. Ich sagte ihr, daß ich noch nichtmal weiss, in welcher Zweigstelle mein Konto überhaupt geführt wird und fragte nach Alternativen. Sie wusste keine und bat mich, doch ihre Kollegin zu fragen.

Also hab' ich mich bei den Ejecutivos (keine Ahnung, warum die so heissen) nochmal angestellt und wurde dann zufälligerweise vom Filialleiter persönlich bedient. Der bestätigte, daß er keine Überweisung ausführen kann, nannte mir aber zwei Alternativen: Einen Scheck (der 125 (in Worten Hunterfünfundzwanzig) Peso kostet, etwa 10 Euro) oder die überweisung per Internet. Ich kann also Dinge per Internet machen, die er als Filialleiter nicht kann. Die Frage war ihm sichtlich unangenehm. Also bat ich ihn, mein Konto doch bitte für die Nutzung per Internet freizuschalten. Er tat dies umgehend. Naja, er versuchte es zumindest. Wie er meine Kontonummer in seinen Rechner eingab, wurde er zunächst einmal in roter, fetter Schrift darauf hingewiesen, daß ich Cliente Preferente (ein bevorzugter Kunde) bin. Wäre nicht nötig gewesen, er war auch schon vorher ausgesprochen freundlich. Er gab also ein paar Daten ein, klickte mal hier und mal dort und verzog plötzlich das Gesicht. Aus Sicherheitsgründen kann, weil ich Cliente Preferente bin, die Freischaltung meines Kontos für die Benutzung per Internet nur (ja, wir ahnen es bereits) in der Zeigstelle, in der das Konto geführt wird erfolgen. Aaaaaargh!

Nein, ich werde keinen Scheck für hunderfünfundzwanzig Peso kaufen, nur um ihn einmal über die Strasse zu tragen und ihn dort in einem anderen Geldvernichtungsinstitut einzuzahlen. Ich werd' den Verkäufer mal fragen, ob er Naturalien akzeptiert. Oder Briefmarken.

8 Kommentare:

  1. Tja, dann wirst Du wohl nicht so einfach und vor allem fristgerecht Deine Anzahlung leisten können. ;-)

    Ich rate: mit den Zähnen knirschen, leise vor sich hin fluchen, nett lächeln und den cheque de caja bezahlen. Anders wirst Du wahrscheinlich an Dein Geld nicht herankommen - jedenfalls nicht ohne viel Rennerei und Nervenkosten (Alternative könnte sein, sich die Knete bar auszahlen zu lassen - Ist es das Risiko wert?).
    Rechne mal durch, was eine Arbeitsstunde kostet (Dein Stundensatz) und vergleiche es mit den 125 Pesos (más IVA?), die man verlangt.

    Wenn dann einer eine Bank nach deutschem/europäischem Muster aufmacht, Bescheid sagen und wir wechseln alle zu ihm (vorausgesetzt, die Kosten stimmen).

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  2. Ohh ja , ohh ja!
    Hat man Dir gesagt, wieviel eine Ueberweisung kosten wuerde, wenn sie moeglich waere bzw. Du Deine Stammsucursal ausfindig machen koenntest?

    Ich stimme Roland zu: 125 Gewichte hingeblaettert und gut ist. Oder aber mit Rucksack zur Bank, ihn mit den gruennen Scheinen vollstopfen lassen und dann zur anderen Bank, um sie wieder auszupacken. Weisst Du, wieviel Spass die Zaehlerei macht? Vor allem, wenn ein paar hell- und dunkelrote Scheine dazwischen rutschen?

    Ich weiss, ich weiss ... fortschrittliche Banken bieten Dir schon fertige Buendel a 10.000 Gewichte an.

    Glueckwunsch zur Entscheidung, Herr Genossinnengatte!!!
    Es tu casa mi casa? Was fuer Erfrischungsgetraenke gibt´s da?
    Ich finde den bloeden Spot nicht, hab aufgegeben. :-((

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  3. Roland, man merkt, daß Du schon länger hier im Land bist. Rate mal, was man Evelyn auf ihrer Bank geraten hat:

    Entweder einen Scheck (der bei denen auch irgendwas um die 120 Peso kostet) oder (ich zitiere):"Sie könnten ja auch ins Einkaufzentrum Dingens gehen, da haben wir eine Filiale direkt neben der Filiale der Zielbank."

    Mal sehen, was wir machen.

    Nein, nach den Kosten für eine Überweisung hab' ich gar nicht mehr gefragt, auf die Idee bin ich gar nicht mehr gekommen.

    Genossinnengatte hört sich ja gruselig an. Bei uns früher war Genosse eher ein Schimpfwort (wir waren der Klassenfeind!). Und natürlich ist mi casa tu casa. Must halt nur mal vorbeikommen. Vielleicht klappt es ja wenn demnächst Rolands casa unser aller casa ist.

    Der Spot bewirbt übrigens definitiv Mundet, mal abwarten, ob ihn nicht doch noch jemand irgendwo einstellt.

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  4. Das mexikanische Bankensystem scheint viel mit dem US-Amerikanischen gemeinsam zu haben. Tja... wie sag ich so gern: Wieder mal an der falschen Stelle abgeguckt.

    Auch dort musste ich einen Cashier's Check kaufen (fuer US$10), als ich mein Auto bezahlen wollte. Alternative waere ein Wire Transfer gewesen. War immerhin ohne Probleme moeglich, haette mich aber dasselbe gekostet, allerdings haette der Empfaenger da auch noch eine $10 "Incoming Wire Fee" gehabt, die ich haette uebernehmen muessen.

    Aber egal... koenntest Du nicht einfach die Hotline der Bank anrufen und erfragen, wo Dein Konto gefuehrt wird? Das muessen die doch irgendwo stehen haben... Vielleicht erinnerst Du Dich ja auch noch, wo Du Dein Konto eroeffnet hast?

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  5. Das Konto habe nicht ich eröffnet, das hat mein damaliger Arbeitgeber gemacht. Auch so ein Unding, daß ich mein Konto bei der Bank haben muß, mit der mein Arbeitgeber zusammenarbeitet. Die Zweigstelle kann ich sicher herausfinden, aber die liegt wahrscheinlich irgendwo im Süden der Stadt, da fahr' ich sicher nicht hin. Ich werde mal versuchen, mein Konto an die Zweigstelle hier im Haus wo ich arbeite transferieren zu lassen, aber nur beim Gedanken daran, das den Heinis zu erklären, rolen sich mir die Zehennägel auf.

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  6. "Auch so ein Unding, daß ich mein Konto bei der Bank haben muß, mit der mein Arbeitgeber zusammenarbeitet."

    Naja, dabei handelt es sich um Dein Gehaltskonto - und da bestimmt der Arbeitgeber, wo das aufgemacht wird; schließlich zahlt er ja auch die Kontoführungsgebühren (bis zu einem gewissen Grad).
    Sobald Du aber nicht mehr bei der Firma arbeitest, steht Dir frei, jederzeit das Konto aufzulösen.

    Und: auch in Mexico ist Kontoeröffnung bei der Bank Deiner Wahl erlaubt - mit dem FM zur Hand, versteht sich.
    ;-)

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  7. auch in Mexico ist Kontoeröffnung bei der Bank Deiner Wahl erlaubt - mit dem FM zur Hand, versteht sich.
    ;-)


    Jo, hab ich sogar schon ausprobiert - bei Bancomer. Und das Konto ist umsonst, solang mehr als 5000 Pesos drauf sind.

    Hab's dann allerdings zwei Wochen spaeter wieder (genauso einfach) aufgeloest, da wir nur ein Bancomer-Konto brauchten, um bei einer Promocion den guten Preis zu bekommen.

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  8. Natürlich kann ich Konten aufmachen, so viele ich will, aber wozu? In D hatten wir ein gemeinsames Konto, da hatte jeder seine EC-Karte, Kreditkarte und alles Geld was irgendwie reinkam ging da drauf, alle "unbaren" Ausgaben wurden davon bestritten und gut war's, den Kontostand hatte ich immer in etwa im Kopf.

    Hier haben wir zwei Konten, weil unsere Arbeitgeber mit unterschiedlichen Banken zusammenarbeiten. Das spricht jetzt wahrscheinlich nicht für meine intellektuellen Fähigkeiten, aber da verlier' ich schon mal den Überblick.

    Und selbst wenn jetzt irgendeine Bank ein ganz tolles Konto anbietet (es gäbe da tatsächlich eines, welches mich interessieren würde, das wäre dann die dritte Bank), dann müsste ich trotzdem mein Bancomer-Konto behalten und jeden Zahltag die Kohle auf die andere Bank transferieren. Womit wir wieder beim Thema wären.

    Nee, vielleicht bin ich ja doof oder verwöhnt, und sicher kann man sich mit dem System irgendwie arrangieren (bleibt uns ja auch gar nix anderes übrig), aber an den Bedürfnissen des Kunden orientiert ist anders!

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