Auf dem Weg nach Hause dann mal wieder eine dieser Standard-Situationen auf dem Canal de Miramontes: Da die Linksabbiegerspuren sehr kurz sind, kommt es vor, daß die Linke der drei Spuren von Linksabbiegern versperrt wird. Ich war auf der mittleren Spur unterwegs, als links von mir ein Kombi (Ford Windstar) auf meine Spur ziehen wollte, um nicht hinter den Linksabbiegern warten zu müssen. Daß das ohne Blinker von sich ging, ist nicht weiter erwähnenswert. Netterweise wurde meine Hupe erhört, ich war nämlich schon auf halber Höhe des Kombis und rechts war kein Platz zum Ausweichen. Trotzdem hatte der Kombi wohl keinen Bock zu bremsen, um dem Linksabbieger nicht in den Kofferraum zu rauschen, zog er etwas früher auf die mittlere Spur als eigentlich möglich: Bonk!
Daß das nicht so toll war, war dem Fahrer scheinbar klar, er zog rechts an mir vorbei und drückte auf die Tube, ich hatte Probleme, dran zu bleiben. Klar, der Tracker ist kein Sportler, aber auch nicht gerade eine Wanderdüne und der Windstar ist sicher auch kein Fliegengewicht. Ich blieb dran, es reichte, um uns die Nummer aufzuschreiben und glücklicherweise musste der Kombi kurz darauf an einer roten Ampel halten. Naja, nicht so sehr wegen der Ampel, sondern weil da eben schon andere Leute warteten, es gab kein Durchkommen. Ich also raus aus dem Auto, vorgesprintet, da sitzt eine Frau mit Halskrause am Steuer. Das erklärt dann schonmal, warum sie mich bei ihrem ersten Versuch nicht gesehen hat. Ich hab' sie höflich darauf hingewiesen, daß sie mit mir zusammengestoßen sei und sie gebeten, doch bitte nach der Kreuzung rechts ranzufahren, damit wir uns die Sache anschauen können.
Nö, sie hat mein Auto nicht berührt. Gut, ich hab' ihr gesagt, daß ich ihre Nummer hab', wir können das entweder wie zivilisierte Menschen regeln oder eben mit Anzeige, Anwalt und dem ganzen Programm. Das ist ihr egal, sie hat eine Versicherung. Nicht das ich den Zusammenhang verstehen würde, aber wahrscheinlich ist das weibliche Logik, damit hab' ich so meine Probleme.
Die Ampel wurde grün, die arrogante Schnalle fuhr los. Toll. Evelyn war mittlerweile auf den Fahrersitz gewechselt und versuchte, hinterherzufahren, ich rannte kurz hinterher, in der Hoffnung, daß die Dame vielleicht doch einen Funken Anstand in sich hat und rechts ranfährt, das war allerdings mal wieder nur ein frommer Wunsch meiner so ziemlich grenzenlosen Naivität.
Wie ich dann so ziemlich dämlich aus der Wäsche schauend an der Straße stand, hielt neben mir ein Streifenwagen. Die hatten gesehen,
Wenigstens haben sie mich dann noch nach Hause gefahren, wo auch Evelyn gerade ankam. Der Windstar war recht schnell verschwunden, scheinbar hat die Dame Übung im sich verpissen. Der Schaden hält sich in Grenzen, es wurde nur der hintere Stoßfänger verkratzt, der ist aus grauem Kunststoff, das juckt mich nicht weiter. Was mich viel mehr ankotzt, ist die Arroganz, die sich hier manche Leute rausnehmen.
Viel unternehmen kann man da nicht, die Polizisten haben zwar jetzt die Nummer, aber bei dem Schaden werden die genau gar nichts tun, zumal ich mich zwar bedankt, aber das normalerweise übliche Trinkgeld vergessen habe. Ich könnte mich heute einen kompletten Tag damit beschäftigen, eine Anzeige auf den Weg zu bringen, die dann wahrscheinlich im Sande verläuft, dafür ist mir meine Zeit dann doch zu schade. Bleibt mir nur die Hoffnung die Schnalle möge von der Grätze und steifen Ellenbogen heimgesucht werden.
Hahaha .... schöne Geschichte. :)
AntwortenLöschenIst mir bereits zweimal so ähnlich passiert. Und die Arroganz ist ebenfalls, das was mich am meisten stört. "Na und?" kriegt man nur zu hören, wenn man erwähnt, dass derjenige gerade einen Schaden verursacht hat.
Leidergottes wissen die Leute hier nur zu gut, dass keiner sie dazu zwingen wird Verantwortung für den Schaden an sich zu nehmen.
Beim ersten mal habe ich versucht die Sache mit der Hilfe der Polizei zu regeln. Der Fahrer, der an meinem Wagen einen Schaden verursacht hatte, ist weggerannt - ohne Auto. Somit hat die Polizei den Wagen in ihre Obhut genommen, und mir versichert, dass der Halter den Schaden erst zahlen muss und dann erst seinen Wagen zurückbekommt. Am Tag drauf war der Wagen schon nicht mehr auf dem Abstellplatz der Polizei und nach 2 Wochen hat man mir gesagt, man hätte den Täter aufgefordert sich vorzustellen, aber leider (wie unerwartet, nicht?) ist er nie der Aufforderung nachgekommen. Somit ist der Fall zu den Akten gelegt.
10000 pesos Schaden an meinem Wagen, die ich niemals erstattet bekommen werde.
Willkommen in der Anarchie.
Gruss,
Luis
Wirklich fies an der Sache ist ja, daß man selbst dazu neigt, seine gute Kinderstube über Bord zu werfen. Heute morgen, auf dem Weg zur Arbeit sah' ich einen weißen Ford Windstar am Straßenrand geparkt, darin saß eine Frau, scheinbar auf jemanden wartend. Ich bin mir zu 99% sicher, daß das die Dame war.
AntwortenLöschenMein erster Impuls war, ihr die Außenspiegel abzutreten, die benützt sie ja sowieso nicht.
Ich hab' mir dann mal demonstrativ die Ecke, mit der sie mich gerammt hat, genauer angeschaut, allerdings war ihre ganze Beifahrerseite dermaßen verbollert, daß die Zuordnung zu einem bestimmten Unfall schwierig sein dürfte. Sie hat mich dabei natürlich demonstrativ ignoriert, was mich in meiner Meinung bestärkt, daß sie es war, jeder halbwegs normale Mensch hätte gefragt, was los ist.
Wie gesagt, der Schaden hält sich in Grenzen, für schlimmere Fälle hab' ich die Vollkasko mit nur 5000 Peso Selbstbeteiligung, aber wirklich befriedigend ist das nicht.
Frau Nuf beschreibt hier übrigens ganz toll, wie man sich so richtig subtil rächt, leider ist das nicht so einfach auf meinen Fall zu übetragen.
Hmm... die Einfälle zur Rache sind ganz ok.
AntwortenLöschenUnd somit komme ich zum zweiten Unfall. ;) Mir ist einer rückwärts ins Auto gefahren ... und wollte natürlich flugs wieder weg. Ich habe ihn angehalten. Aber von Reue keine Spur. "Y qué?" ist tatsächlich der Lieblingssatz der Leutchen hier. Da hab ich ihn gefragt, wie er es fände, wenn ich seinen Wagen beschädigen würde. Er meinte, es wäre im ziemlich egal. Mit wohl gezielten Tritten hab ich ihm araufhin die Tür verbeult.
Nicht, dass ich stolz wäre auf diese Kurzschlussreaktion, aber es hat geholfen etwas Frust abzubauen.
Das eigenartige war, dass er dann "Gracias!" gesagt hat und lächelnd davon gefahren ist ........ wirklich merkwürdige Charakter. (meiner auch in dem Moment)
Das schlimmste an diesen Situationen ist in der Tat der Wandel der eigenen Psyche: man wird stark aggressiv im Verkehr des DF. Da dies mit den meisten Menschen hier geschieht, entsteht ein sehr gespanntes Ambiente. Ich bin froh, wenn ich von der Arbeit auf dem kürzesten Weg zurückkehre und in entspannt in meiner Wohnung eine Bohemia geniessen kann. :)
Gruss,
Luis
ne beule hat mit Charakter und Arroganz nichts zu tun,-
AntwortenLöschenein Auto ist hier ein Gebrauchsgegenstand und kein Fetisch wie in Mitteleuropa.
mfg, Richard aus D.f.
Mensch Richard! Hättest Du mir das vorher gesagt, dann hätte ich mir damals den ganzen Aufriss sparen können. Bin ich doch tatsächlich auf einen Kofferraumfetischisten reingefallen, dabei ist der Kofferraum für den Gebrauch des Autos ja sowas von unwichtig. Und wenn ich ehrlich bin, hab' ich den Einschlag auch kaum gespürt, ist ja nichtmal der Airbag aufgegangen. So ein Ärger aber auch.
AntwortenLöschenWenn Du zu 99% sicher bist, dass das die "Dame" war, hast Du sicher beim nächsten Mal "zufällig" ein spitzes Küchenmesser dabei, um ein (oder mehrere) Löchlein in ihre Autoreifen zu stechen, nicht wahr?
AntwortenLöschen(Spitze Glasscherben oder geschickt positionierte scharfkantige Nägel vor und hinter dem Reifen, ohne etwas zu zerstören, tun's auch: warte, bis sie anfährt und es verräterisch zischt...)
Da fällt mir noch was ein:
AntwortenLöschenmit einem Schlüssel oder sonst einem spitzen Gegenstand in den Lack der Hecktür ritzen:
"Cuidado! Pendeja manejando!"
LOL
Das lustige ist, dass es anders laeuft wenn es einen selber trifft, bzw. wenn der Unfallgegner denkt, dass er unschuldig am Knall war. Mir ist einer auf der Av. Jalisco reingefahren, als ich ausparkte und ihm gleichzeitig die linke Spur zu langsam war. Mein Blinken wurde ignoriert und so trafen wir uns eben in der Mitte der verbliebenden Spur, auch dank meines toten Winkels. Fuer mich ein klares 50-50 Ding, sein Versicherungshans sah das anders, der wollte mir alles aufdruecken. Meine Versicherungsfritzen, die dann nach 2 Stunden auch schon da waren (es war Samstag, eigentlich kein 2 Stunden- Verkehr- Tag) waren natuerlich eher auf meiner Seite. Also ohne Einigung zu den Chotas und geredet. Dadurch waren wir am Ende auch nicht schlauer, die wollten zur Klaerung unsere Autos behalten, nein danke. Also raus (nach insgesamt 5 Stunden) und das alles ohne Versicherung, weil die natuerlich auf eine Klaerung bei der Polizei bestand um zu zahlen... Naja, waren "nur" 1900 Pesoten, Schmerzgrenze. Dazu faellt mir ein: Solo en D.F.. Will damit sagen, dass ich das naechste Mal wohl auch lieber schnell das Weite suche wenns knallt, gemein, aber irgendwie auch nicht, wenn man es einmal bis zu Ende miterlebt hat...
AntwortenLöschenHallo,
AntwortenLöschenZu "Richard aus DFs" Kommentar:
Kratzer habe ich so einige am Auto und die sind mir recht schnuppe. Aber wenn meine Tür mir 20 cm näher rückt und das Fenster in Einzelteilen auf meinem Schoss liegt oder die Stossstange über dem Boden schleift, hat das glaube ich nicht viel mit Pingeligkeit zu tun. Ansonsten bin ich ganz deiner Meinung: ein Auto ist zum Gebrauch da.
Zu Markus' Fall:
So leid es mir tut, aber wenn beim Ausparken was passiert, nimmt man die Vorfahrt; egal ob mit Blinker oder ohne. Bin recht froh darum, da mir das einst in BRD widerfahren ist und ich dem Ausparker reingerast bin und ich nach Rechtssprechung nicht schuld war . :)
(Sorry, da kann ich mich aus egoistiscchen Gründen nicht solidarisieren ;) )
Gruss,
Luis
Hallo,
AntwortenLöschennur schnell um das noch deutlich zu machen: Ich bin zwar ausgeparkt, aber auf eine freie Spur ;o) Der andere Kollege wollte im gleichen Moment von links auf eben dieselbe Spur wechseln (und nicht langsam, naja, brauch ich nicht extra zu sagen), deswegen das Treffen... Ist aber auch wirklich egal, mir ging es mehr um die Abhandlung danach, von wegen Versicherung und doch keine. Letztendlich kann man aber sagen: Wer im D.F. fahren kann, kann es ueberall, Gruesse