Mittwoch, Mai 16, 2007

Kleines Mißverständniss


Wenn man sich den lieben langen Tag in einer Fremdsprache unterhält, kommt es schonmal zu Mißverständnissen. Sei es, weil man eine bestimmte Redewendung nicht zu deuten weiß oder weil man ein Wort falsch interpretiert, anstatt es im Wörterbuch nachzuschlagen.

Ein ziemlich dämliches Mißverständniss dieser Art ist mir mit unserem Architekten passiert. Zu seiner Planung gehörte neben den Bauplänen auch ein Zeitplan und eine Kostenschätzung. Zu Beiden sagte er uns, das sie ohne die acabados sind, ausserdem fehlen Fenster und Türen. Für die Berechnung der acabados müssten wir uns natürlich erstmal entscheiden, welche wir wollen, ausserdem hatten wir ihm gesagt, daß unsere finanziellen Reserven etwas spärlich seien, er meinte, wir könnten mit dem, was er geplant hat plus Fenster und Türen schonmal einziehen und die acabados dann später nachholen.

Und da begann mein Mißverständniss. Ich wußte nicht, was acabados sind, aber ich kannte das Verb acabar, beenden, also dürften diese acabados die letzten Details sein, ich tippte auf Tapete, Lichtschalter, Gardinen und ähnlichen Krempel, der warten kann und der in der Tat stark vom individuellen Geschmack abhängt.

Da hätte ich mal besser nachgefragt. Mittlerweile weiss ich, daß die acabados auch den Putz an den Wänden beinhalten. Evelyn war das klar und da sie es vorzog, in einen Rohbau zu ziehen statt weiter Miete zu bezahlen (und davon ausging, daß ich genauso denke), hat sie nichts gesagt. Naja, normalerweise verstehen wir uns etwas besser, aber es ist halt das erste Mal, daß wir zusammen ein Haus bauen, da fehlt uns noch etwas Übung.

Die gute Nachricht: Der Architekt hat sich bei der Zeit nur um eine Woche verschätzt und beim Geld lag er sogar etwas zu hoch. Wir haben also nochmal ein bischen gerechnet, unsere Reserven etwas aufstocken lassen und die Prioritäten neu verteilt, so daß wir vor unserem Einzug wenigstens alle staubigen Arbeiten (und dazu gehört das Verputzen auf alle Fälle) erledigen können. Das bedeutet natürlich auch, daß wir etwas länger bei Schwiegermuttern wohnen werden als geplant, was aber glücklicherweise niemanden wirklich stört. Und besser als uns irgendwann das komplette Inventar einstauben zu lassen ist es allemal.

9 Kommentare:

  1. Hm, da lag ich also doch nicht so falsch mit meiner Annahme, dass das mit Mitte Mai und fertig nix wird (siehe entsprechender Kommentar).

    Wie sagt man da im badischen so schön (zumindest in "Karlschruh")? - "Dumm g'luffe!"

    Ich rate Euch auch, die Wände (inkl. Grundierung, eine "Suppe", die in den Putz einzieht) streichen zu lassen und zumindest eins der Bäder komplett einzurichten (inkl. Fliesen, Waschbecken, Klo, Duschkopf, etc.).
    Und bevor Ihr anfangt, Fliesen und/oder Teppich reinzulegen: Zimmertüren kaufen, einbauen lassen und alle Ritzen abkleben - sonst ist nämlich trotzdem alles verstaubt.

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  2. Tach auch, ich verfolge euer Bauprojekt jetzt auch schon eine Weile. Faszinierend, wie man so gelassen sein kann, hier in D wäre jeder ausgetickt, wenn sich auch nur ein blasser Abglanz dieser...Mißverständnisse am Horizont gezeigt hätte :)

    Aber bei den ganzen Fotos etc. habe ich mal eine Frage: wie muss man sich das vorstellen, ist diese Gegend sowas wie ein Villenviertel oder eine "gutbürgerliche" Gegend? Nur mal so um einschätzen zu können, wie die Optik solcher Städte bei euch ist... ich hätte jetzt auf die gutbürgerliche Variante getippt, denn die Milliardäre wollen sicher unter sich sein, damit sie die Drogen in ruhe ab- und anliefern können ;)

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  3. sieht ja ganz schön aus bisher!
    und sag mal, war das weiter unten ein schreibfehler, oder ist es in mexico tatsächlich möglich ein haus in nur 4 jahren komplett abbezahlt zu haben?
    habt ihr millionen (pesos) auf der hohen kante, oder kann man davon ausgehen dass es in mexico wirklich billiger ist zu bauen?
    grüße
    marc

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  4. @roland(mex)

    Da sieht man halt mal wieder, wer schon Erfahrung hat. Wie gesagt, es ist unser erstes Haus, und glücklicherweise ist der Architekt ein Schulfreund von Evelyn (die Wahrscheinlichkeit, daß der versucht uns über's Ohr zu hauen ist damit etwas geringer) und ich habe das Gefühl, daß er genau weiß, was er tut. Ohne den hätten wir wahrscheinlich schon mehr solcher Klopse gehabt.

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  5. @roland (Media Addicted)

    Da färbt die mexikanische Gelassenheit schon etwas auf mich ab :-)

    Nein, im Ernst, der Fehler lag ja komplett bei mir. Erstens baue ich zum ersten Mal, ich hatte bis vor Kurzem nur eine wage Vorstellung von dem, was sich hinter der Tapete verbirgt, ausserdem gibt es gravierende Unterschiede zwischen der Bauerei in Deutschland und der hier. Ich bin nämlich davon ausgegangen, daß auf die Wände Rigipsplatten kommen, da haue ich dann meine Tapete drauf und gut. Allerdings ist Rigips hier teurer, als wenn die Bauarbeiter den Putz per Hand anrühren, ihn dann an die Wand klatschen und ihn glattziehen. Das dauert natürlich wesentlich länger als die Rigips-Geschichte.

    Deshalb ist mir auch der Zeiunterschied in der Planung, den Roland ja gleich bemerkt hat, gar nicht aufgefallen. Mittlerweile habe ich eine Liste mit allen Dingen, die wir noch brauchen, die geht bis zum Badewannenstöpsel. Sollten wir nochmal bauen, werde ich die gleich von Anfang an führen.

    Einzig Evelyn hätte mich vor dem Missverständnis bewahren können und das hätte sie sicher auch getan, wenn ihr klar gewesen wäre, daß meine Priorität auf Fertigbauen liegt. Ihre Priorität lag einfach nur auf Nie wieder Miete zahlen und unsere Gespräche drehen sich im Moment mehr um Citlali (noch so ein Erstlings-Projekt :-)) als um den Bau. Es ist hier übrigens nicht unüblich, in ein Haus ohne Putz an den Wänden zu ziehen und das dann später nachzuholen.

    A propos Tapete: die ist hier absolut out, der Architek grinst immer, wenn ich damit anfange. Angeblich ist das absolut Oma-Style und seit 20 Jahren aus der Mode, hier gibt es verschiedene Putz-Arten, die dann gestrichen werden.

    Die Siedlung wird von einfachen Leuten bewohnt, bürgerlich trifft es also schon. Das Gebiet wurde von einer Genossenschaft erschlossen und ich habe den Eindruck, daß viele Leute ursprünglich nicht aus der Stadt kommen sondern zugezogen sind, wie zum Beispiel der Herr, der uns das Grundstück verkauft hat. Hier sieht man die Siedlung von oben, wenn man der grossen Straße nach links folgt, sieht man auch die Siedlungen, in denen die etwas Betuchteren wohnen, da sind die Viertel in der Regel umzäunt, mit Wachmann am Tor. Das ist nicht ganz unser Stil und bisher habe ich auch nicht das Gefühl, daß wir das wirklich brauchen.

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  6. @marc

    Wir bezahlen natürlich nicht das ganze Haus in 4 Jahren ab. Wir haben ein Grundstück mit einem halbfertigen Haus drauf gekauft. Es ist allerdings schwierig, hier einen Kredit für sowas zu bekommen, weil die Bank im Fall des Falles ein halbfertiges Haus schlecht verkaufen kann, die wollen fertige Häuser als Sicherheit. Das wusste auch unser Verkäufer, deshalb hat er uns angeboten, daß wir ihm 60% bezahlen und 40% abstottern. Letztendlich haben wir uns darauf geeinigt, daß wir 250 000 Peso in 30 Monatsraten abstottern. Zinslos übrigens! Damit zahlen wir an ihn soviel wie wir bisher als Miete bezahlt haben, da weiß ich, was auf uns zukommt und uns blieb noch etwas von unserem Ersparten übrig, um fertig bauen zu können.

    Um mal einen groben Überblick zu geben: Man kann hier in den Außenbezirken der Stadt für etwa 300 000 Peso ein fertiges Haus kaufen. Das sind dann aber meist Lego-Haus-Siedlungen, mit 1000 identischen Häussern. In der Gegend, die wir gesucht haben, muß man schon etwas mehr investieren, das günstigste was wir gefunden haben war ein Haus für knappe 700 000 Peso, allerdings ein Reihenhaus in einem umzäunten Viertel, 120qm auf drei Stockwerke verteilt. Das Ganze machte auf mich einen furchtbaren Eindruck, alles total billig gebaut, papierdünne Wände und winzige Zimmerchen. Ausserdem kann man da kaum erweitern oder sonstwie nach eigenem Wunsch umbauen, weil einfach kein Platz da ist. Im Prinzip wie eine Eigentumswohnung, nur daß die Nachbarn nicht unten und oben sondern rechts und links sind.

    Ein anderes Haus in der Preisklasse lag in einem Viertel, in dem ich mein Auto nicht über Nacht draussen stehen lassen würde, da will ich natürlich auch nicht wohnen.

    Das Günstigste, welches uns gefallen hätte, hätte 1 250 000 Peso gekostet. Da hätten wir wohl etwas mehr als die Hälfte über einen Kredit bei der Bank finanzieren müssen, den hätten wir dann über 10 Jahre abbezahlt und die Zinsen hier liegen für Hypotheken irgendwo um die 15%, das wäre also sicher teuer geworden.

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  7. Hypotheken-Zins bei 15%? Wo?
    Wir haben den angeblich zinsgünstigen FOVI-Kredit, und der hat schon whopping 19.68% effektivem Jahreszins (und ist außerdem in der Synthetik-Währung UDI).

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  8. Ixhel und ich haben mal Schwager Jorge nach Preisen für Häuser gefragt (der ist ja schliesslich Bauingenieur, allerdings normalerweise in anderen Bereichen als Wohnhäusern tätig).
    Der meinte, die kleinen Reihenhäuser in den Vororten (von uns immer "Mini-Kisten" genannt), also diese wenig hübschen Häuser, die maximal die Grundfläche einer Doppelgarage haben, würden so circa ungefähr umgerechnet 17.000 Euro kosten. Mehr oder weniger.
    Klar ist das für deutsche Verhältnisse total lächerlich, aber die Hütten sind natürlich auch nicht unbedingt nach "deutschem Standard" gebaut.
    Elektrik? Na ja...
    Wasserleitungen und insbesondere Abwasserleitungen? Mmhhh...
    Isolierung? Was ist das?
    Heizung? Nee, zieh dich halt warm an...
    Wir haben schon überlegt, ob wir so eine Hütte kaufen und erstmal vermieten, bis wir im Rentenalter sind, und dann nach MX ziehen, aber wir haben das nicht weiter verfolgt.

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  9. Hollito, ein Haus vor der Stadt kostet bei etwa 40-50qm Wohnfläche (mit Erweiterungs-Möglichkeit nach oben) um die 350.000 Pesos.
    Eine Etagen-Wohnung, neuerdings auch vor der Stadt wegen der horrenden Immobilienpreise in Mode, kostet etwa 200.000.
    Innerhalb des D.F. gibt's nur Wohnungen, multipliziere den genannten Preis mit 2,5 bis 3.

    Die "Standards", die Du nennst, sind so bei allen Bauten von der Stange; auch bei den Luxus-estudios in Polanco.

    Vermieten würde ich nur raten, wenn Du in nächster Nähe wohnst und die Miete kassieren kannst (oder halt einen Vertreter hast, der sich kümmert). Vermieten in Mexico ist ein Nervenspiel, und man muß gut aufpassen, an wen man vermietet, damit nach dem Auszug des Mieters nicht nur eine Bruchbude zurückbleibt.

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