Montag, Mai 07, 2007

Hilfsbedürftige und Unverschämte

Bettelnde Menschen sind hier im DeEffe so selbstverständlich wie der Smog und der Verkehr.

Man sieht sie an Straßenkreuzungen, auf öffentlichen Plätzen, in der Metro und überall dort, wo viele Menschen passieren. Man sieht kleine Kinder, die an die Autoscheiben klopfen und den Fahrer mit großen Augen anschauen, ältere Leute, die in den Abgängen zur Metro stehen, mal auf einen Stock gestützt oder auf den Stufen kauernd, stets einen Hut oder Plastikbecher vor sich, es gibt den jungen Mann, der in der Metro um Verständnis bittet, bevor er die abenteuerliche Geschichte seines Lebens erzählt die er beendet indem er es bedauert, die Fahrgäste zu belästigen, um nicht klauen zu müssen. Oft sieht man auch junge Frauen mit einem kleinen Kind auf dem Arm, die auf Nachfragen erzählen, daß sie vom Vater des Kindes verlassen wurden und jetzt nicht wissen, wovon sie ihr Kind ernähren sollen.

Um es ganz ehrlich zu sagen: Ich tue mir mit diesen Leuten schwer. Es tut mir nicht weh, jemandem der in Not ist 5 Peso zu geben, aber erstens sind meine finanziellen Mittel begrenzt und ich habe ausserdem das Gefühl, daß da oft nur versucht wird, einfach zu Geld zu kommen. Bei den jungen Männern, die in der Metro ihre Lebensgeschichte erzählen und meist sehr dekorative Verbände zur Schau tragen ist es schon sehr schwer, nicht zu merken, daß da eine billige Show abgezogen wird. Oder die Leute mit Kindern. Einerseits tun die einem schon sehr Leid, was vielleicht Absicht ist, Gerüchte besagen, daß in der Szene Kinder zum Betteln vermietet werden. Oder die Taubstummen, die irgendwelche Kleinigkeiten in der Metro verkaufen. Klar, Mexico ist nicht gerade ein Paradies für Leute mit Behinderungen und ich da hilft man doch gerne mit einer Kleinigkeit. Dumm nur, wenn man denen hinterherruft, daß sie etwas verloren haben und die drehen sich daraufhin um.

Und es gibt die absolut Unverschämten. Letzte Woche wartete ich an einer roten Ampel, als eine Frau mittleren Alters und ihre Tochter sich langsam Auto für Auto auf uns zu bewegten. Da die beiden gut gekleidet waren, dachte ich zunächst, die machen Werbung für irgendwas oder brauchen Hilfe mit ihrem Auto.

Weit gefehlt, die beiden kamen auch zu uns, sagten artig "Buenos dias" und erzählten mir, daß sie gerne nach Queretaro fahren würden und jetzt ihr Busgeld zusammensammeln. Ich war etwas überascht und fragte geradewegs heraus warum sie der Meinung sei, daß ich ihren Urlaub finanzieren sollte. Das brachte mir doch tatsächlich ein "Ay que tacaño es" (Ach, was sind sie für ein Geizkragen) ein und glücklicherweise wurde die Ampel dann auch grün, was mir die Peinlichkeit ersparte, keine akkurate Übersetzung für "Blöde Schnepfe" parat zu haben.

2 Kommentare:

  1. Oh ja, verstehe Deinen Post nur zu gut.
    Geht mir im D.F. auch immer so. Wer brauchts wirklich, wer ist einfach nur unverschämt?

    1x wurde ich so richtig wütend!
    Die ganzen Familien (v.a. kleine Kinder) der Indigenas sitzen doch meistens an den ganzen Touri-Plätzen.
    An der Zona Rosa saß eine Mutter und ihren 2 Kindern. Alle vertilgten gerade laut lachend und schwatzend (schmatzend) ihre ganzen Inhalte einer McDonalds-Tüte.
    Die Mutter sah mich, zog urplötzlich ihren Burger hinter ihren Rücken, der Gesichtsaudruck ging von lachend , auch ganz plötzlich zu beinahe weinend. Ja, wimmernd saß sie plötzlich auf dem Boden und streckte mir ihre schmutzige (wahrscheinlich von der Burger-Soße) Hand entgegen.
    In dem Moment bin ich so bös geworden, kam mir auch mal wieder so richtig ausgenommen vor.
    Gut, dass die Frau kein Deutsch verstanden hat, denn in dem Moment hätte ich sie echt würgen können....
    (es ist dieses wimmern dass mich so nervt, ahhh...)

    AntwortenLöschen
  2. Tja, so lange es sich lohnt, eher zu betteln, als einer (wie auch immer gearteten) Arbeit nachzugehen, werden die Leute das tun. :-|
    Ich gebe in MX immer ein angemessenes Trinkgeld, also z.B. bei Fremdenführern, Kellnern, Zimmermädchen usw., wenn diese vorher nicht versucht haben, zu bescheißen (was leider viele tun), aber ich bin ja sooo reich, und darum muss man ja versuchen, mich zu bescheissen (siehe Taxifahrer in Zihua)...
    Hier in D in den größeren Städten ist das Betteln (auch wenn man das aufgrund von political correctness nicht erwähnen darf) größtenteils fest in der Hand von Zigeunern aus Osteuropa (Korrekt: Sinti und Roma), die morgens die Leute absetzen und abends wieder einsammeln.

    @anonym
    Du kannst hier ruhig mit einem Namen auftreten, keiner wird dir den Kopf abreissen... ;-)

    AntwortenLöschen