Die Ciclovía de la Ciudad de Mexico ist ein Projekt, mit dem die Stadtregierung versucht, den Bürgern das Radfahren nahezubringen. Dazu wurde die ursprüngliche Strecke der Eisenbahn zwischen dem Distrito Federal und Cuernavaca (insgesamt etwa 75km) zum Radweg umgebaut. Die ersten 35 Kilometer durchqueren die Stadt von Norden nach Süden.
Die Idee an sich ist genial, zumal die Stadt an sich zwar relativ flach ist, versucht man allerdings, diese zu verlassen, wird es sehr schnell unangenehm hügelig. Und da Eisenbahnen im Bewältigen von Steigungen recht eingeschränkt sind, dürfte eine ehemalige Eisenbahnlinie den angenehmsten Weg darstellen.
Am Sonntag machte ich mich also auf, besagte Ciclovía zu erkunden. Da nach der Karte auf der Ciclovía-Seite bei Ciudad Universitaria (CU) ein Zweig des Radweges beginnt, fuhr ich zunächst einmal dorthin und fragte ein paar hübsche Polizistinnen, nach der Ciclovía. Fehlanzeige, die beiden kannten sich nicht aus, sie waren zur CU geschickt worden um ein Verkehrschaos zu verhindern, weil an diesem Tag ein Fußballspiel im Olympiastadion stattfand, sie verwießen mich dann netterweise an ein paar ortskundige Kollegen.
Also hab' ich denen mein Anliegen vorgetragen, mit dem Begriff Ciclovía konnten die schonmal gar nichts anfangen, wie ich dann versuchte, das mit "der Radweg nach Cuernavaca" zu umschreiben, meinte einer der beiden mehr zu seinem Kollegen als zu mir "Da gibt es doch diese Gruppe, die jeden Sonntag den Periferico langfährt, vielleicht meint er die" und dann zu mir "Die fahren aber viel früher, die sind heute schon durch." Es war mir neu, daß der Periferico (Das ist ein Autobahnring um die Stadt) durch Cuernavaca führt. Vielleicht war der nette Herr aber auch nur etwas verwirrt, weil ich ihn bei der Lektüre der Tageszeitung unterbrochen hatte.
Nun gut, ich wußte, wenn ich immer Richtung Westen fahre, würde ich diese Ciclovía irgendwann mal kreuzen, in der Hoffnung sie dann als solche zu erkennen, radelte ich weiter und tatsächlich, ziemlich genau eine Stunde, nachdem ich von zu Hause losgefahren war, bog ich in etwa bei Kilometer 25 in die Ciclovía ein. Die Strecke ist toll angelegt, breit genug, daß 2 Radfahrer bequem aneinander vorbei kommen, an den Rändern begrünt, die einzelnen Kilometer markiert und weitgehend kreuzungsfrei. Allerdings wird die Strecke innerhalb der Stadt auch gerne zum Spazierengehen oder von Kindern als Spielplatz benutzt, stellenweise bauen Händler rechts und links des Weges ihre Stände auf, so daß man ständig damit beschäftig ist, niemanden umzufahren. An einer besonders belebten Stelle war ich nur mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs, als mir plötzlich ein Fußgänger seinen Pullover anbot, er bräuchte dringend Geld und würde mir das gute Stück für 10 Peso (!) verkaufen.
Nach einer weiteren Stunde war ich dann endlich am Stadtrand angekommen. Ich finde übrigens, daß der Stadtrand hier viel abrupter ist, als ich das beispielsweise aus Deutschland gewöhnt bin, es ist nicht so, daß die Abstände zwischen den Häusern immer größer werden und das dann langsam auströpfelt, sondern die Häuser stehen Dicht an Dicht und dann kommt plötzlich nix mehr. Auf der Ciclovía aus der Stadt heraus zu fahren ist genial. Plötzlich jede Mange Natur um sich herum, mit den Häusern enden auch die obligatorischen Müllstreifen rechts und links des Weges, es kehrt plötzlich Stille ein und die Stadt sieht aus der Ferne gar nicht mehr so häßlich aus.
So radelte ich weiter, kurz nach Kilometer 45 hörte die ewige Steigung endlich auf, es ging zum ersten mal Eben durch eine tolle Landschaft. Mittlerweile hatte ich bemerkt, daß das Auftragen von Sonnencreme vor Fahrtantritt eine ganz tolle Idee gewesen wäre, lies mir davon aber nicht den Spaß verderben. Bei Kilometer 50,720 hatte ich dann nach insgesamt gut drei Stunden genug und ich machte mich an die Abfahrt. Das Schwierigste dabei war eigentlich, eine Sitzposition zu finden, bei der mir der Hintern nicht allzusehr schmerzte, auf dem innerstädtischen Teil der Strecke wäre ich dann fast noch mit einem Besoffenen kollidiert, der recht unkontrolliert über den Weg stolperte. Die Steigung kam mir übrigens aufwärts gar nicht so steil vor, bei der Abfahrt erreichte ich trotzdem ein geniales Tempo.
Genauere Zahlen als die an der Strecke angebrachten Kilometerangaben kann ich leider nicht bieten, mich würden ja vor allem die Höhen interessieren. Ich hab' dazu nur auf dem innerstädtischen Stück bei Kilometer 28,5 eine Angabe von 2830m üM gefunden, wieviele Höhenmeter ich tatsächlich überwunden habe, weiß ich dummerweise nicht. Vielleicht sollte ich mir einen GPS-Empfänger zulegen.
Überaschenderweise habe ich keinen Muskelkater in den Beinen, dafür sehe ich mangels Sonnenschutz aus, als könnte ich im Dunkeln leuchten.
Zu den Fotos.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Hat´s also nicht geregnet, Andreas?
AntwortenLöschenDie blosse Idee, im D.F. per pedes unterwegs zu sein, jagt mir Gruselschauer ueber den Ruecken.
Wenn das nun tatsaechlich moeglich ist, auf eine relativ zivilisierte Weise, finde ich das prima.
Das Sonnenschutzproblem habe ich auch immer noch.
Off topic .... ich habe gerade die "noch 21 Wochen" in Deiner Steuerleiste entdeckt. Das steht dort noch nicht lange, oder?
Und bezieht sich auf.....?
(gewisse Aufkleber hinten am Auto und deren Ursachen?)
Sorry, falls ich unaufmerksam war. Ich gebe mir Muehe. ;-)
Man(n), Ihr Langzeitmexikoblogger seid doch immer ein Tick schneller in der Themenwahl (-: Also Esteban_dito ist vor ein paar Wochen über die Ciclovia gen Chapultepec gefahren. Wenn man aus dem Süden kommt und an Barranca del Muerto vorbeigeradelt ist, verliert sich die Strecke farblos (normalerweise ist sie rot gekennzeichnet) in einem Viertel. Irgendwann dann etwas nörlich findet man den Radweg mit Glück wieder!
AntwortenLöschenVorher haben wir mal versucht die genaue Strecke zu ergooglen. Noch ne Marktlücke. Noch kein wirklich aussagekräftigen Webseiten. Ich wette in ein paar Wochen stehst Du bei google wieder an Top 1 mit „Ciclovia“ (-:
GPS habe ich – können wir ja vielleicht noch mal demnächst ne Tour machen (am Männertag (-; )
@cabronsito:
AntwortenLöschenNein, die Regenzeit wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Das fiel mir übrigens gestern am Zustand unseres Rasens auf.
Der Zähler war da übrigens schon vor dem Artikel mit dem Aufkleber da und ja, er zählt die Wochen bis zum freudigen (hoff ich doch) Ereignis.
@jorgito
Gute Idee, ich melde mich auf alle Fälle, bevor ich mich das nächste mal auf die Piste begebe.
Ich wette in ein paar Wochen stehst Du bei google wieder an Top 1 mit „Ciclovia“ (-:
AntwortenLöschenHoffentlich werd' ich dann nicht abgemahnt ;-)
Aber das war das Stichwort, die Liste der Suchbegriffe mal wieder upzudaten.
Aaaallllssssoooo: wenn Ihr demnächst die neue Ausgabe (= 5a. edición) der Ciudad de México - Mapa Turístico kauft, könnt Ihr zumindet im innerstädtischen Bereich, der von der Karte abgedeckt wird (sprich: Centro - Chapultepec und San Ángel - Coyoacán) die famose (übelst geplante) Ciclovía eingezeichnet finden.
AntwortenLöschenIch weiß aus sicherer Quelle, dass man auf der Ciclovía (auch Ciclopista genannt) nach der Grenze mit Morelos (bei Fierro del Toro) besser nur in größeren Gruppen mit dem Fahrrad unterwegs sein sollte (da gibt's "nette" Stories mit Express-Entführungen und dem ganzen Pi-Pa-Po).
Apropos GPS: hab' auch so'n Spielzeug (Garmin GPSMAP 60 CS) und probiere mit dem Teil herum - vor allem wie ich's schaffe, meine eigenen Karten in den Apparat zu bekommen (mit 'nem Mac!).
Ich glaube wir müssen irgendwann einen grossen Blog Tag machen und unsere Blogs auf wordpress (außer Cabronsito) umstellen- da kann man dann auch die Kommentarte als RSS abonnieren :-)
AntwortenLöschenOder schaust Ihr Euch regelmässig alle Kommentare an?
Als Karten GPS Fan - vielleicht schaffen wir es ja mal zum geocaching.
@Roland: Wenn Du ne Firma gründen willst- Navi System für Mexiko - ich bin dabei!
Spezialpreis für Taxifahrer und Warnhinweise, dass es die Strasse 20 Mal gibt incl. haha
"(...) Navi System für Mexiko (...)"
AntwortenLöschenLängst in Entwicklung. Guckst Du hier: ubiquimera
Navi-Systems sind gerade groß in Mode.
Größtes Problem: gute und verläßliche Kartographie.
Da haben wir Pluspunkte - und nicht zu knapp.
Beispiel: das System von Renault funktioniert mit Information des INEGI.
Traut jemand Karten, die z.T. 20 Jahre nicht mehr aktualisiert wurden?
Ich nicht.
@Andreas: Die Gruppe, die der Polizist meinte, waren vielleicht die hier http://www.bicitekas.org/ . Und so langsam muss ich mein Trekkingrad wohl auch mal wieder abstauben, auch wenn man hierzulande eher erfriert oder ertrinkt, und keinen Sonnenbrand bekommt. ;-)
AntwortenLöschen