Montag, Februar 08, 2010

Mexico-Puebla

Gestern waren wir in Puebla. Blöderweise war es uns komplett entgangen, dass die Autobahn nach Puebla wegen Überflutung gesperrt ist. Auf dem Hinweg war das noch ärgerlich, Infos oder gar eine ausgeschilderte Umleitung gab es natürlich nicht, die Autobahn war gesperrt und der Verkehr wurde weggeleitet. Fertig. Das GPS war keine grosse Hilfe, das versuchte immer wieder, uns zurück auf die gesperrte Autobahn zu leiten, einfach dem Strom hinterherzufahren war auch schwierig, an jeder Kreuzung schien sich der Strom zu teilen, die Einen bogen ab, die Anderen folgten der Strasse, wieder Andere wendeten entnervt. Naja, mittels Frauen-GPS (rechts ranfahren und fragen) kamen wir schliesslich wieder auf die Autobahn (natürlich genau vor der Zahlstelle) und kamen nach vier Stunden endlich an unser Ziel. Keine berauschende Zeit, aber noch erträglich.

Der Rückweg war setzte da allerdings noch einen drauf. Wir starteten gegen halb acht und freuten uns über die leere Autobahn. Ich hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, die kostenlose Strecke (Libre) zu nehmen, entschied mich dann aber doch für die Mautstrecke, um wenigstens dort schnell voranzukommen und ich hatte recht, bis zur Zahlstelle brauchten wir nicht viel länger als eine Stunde. Nach der Zahlstelle dann die Sperrung, wie erwartet staute sich der Verkehr dort ein wenig, diesmal hatte ich mich vorbereitet und auf der Karte eine Alternative herausgesucht. Auf dieser Seite der Autobahn war die Entscheidung einfach, die Strasse führte uns zur Libre die uns in die Stadt führen sollte. Bis zur Libre war der Verkehr schon sehr zäh, auf der Libre brauchten wir dann für die ersten fünf Kilometer ganze vier Stunden. Bis zu einer Baustelle, auf der der ganze Verkehr auf eine Fahrspur reduziert wird. Tolle Leistung, die Verkehrsplaner hier (gibt es die überhaupt oder sollte man die eher Chaos-Verwalter nennen) haben es wirklich drauf.

Danach war der Verkehr wieder angenehm flüssig (klar, es war mittlerweile ein Uhr morgens, wer nicht zwischen Puebla und dem Moloch im Stau stand, hatte besseres zu tun, als die Strassen zu bevölkern), nur noch kurz quer durch die Stadt und wir hätten es geschafft. Wenn da nicht dieses Schlagloch auf der Zaragoza gewesen wäre. Peng-Schrapp-Schrapp-Schrapp-Schrapp. Felge zerbeult, Reifen platt, rechts ran. Unter lautem Fluchen das Bordwerkzeug ausgepackt, Wagenheber angesetzt, Schrauben gelöst. Oder es zumindest versucht. Drei waren kein Problem, Eine sass etwas fester. Also drückte ich etwas fester. Peng, Schlüssel abgerissen. Toll, die können also nicht nur keine Getriebe bauen, sondern auch keine Schraubenschlüssel.

Also meine Versicherung angerufen, die Vollkasko beinhaltet so eine Art Mobilitätsgarantie. Dass der Mann am Telefon meine Police nicht in seinem Computer finden konnte, hat mich dann auch nicht mehr überrascht, immerhin war er so freundlich mir anzubieten, auf meine Kosten einen Mechaniker vorbeizuschicken, ich könnte mir die 180 Peso dann ja von der Versicherung erstatten lassen, wenn das mit der Police geklärt ist. Gut, mir war alles recht, es war halb zwei, ich wollte erstens nach Hause und vor allem da weg, wo wir gerade waren, am Rande der Nezza. Würde man 100 Mexikaner fragen, wo sie unter keinen Umständen nachts um halb zwei liegenbleiben wollten, wäre die Nezza sicher unter den ersten drei häufigsten Nennungen.

Wir warteten also auf den Mecanico, als ein Streifenwagen neben uns hielt. Der Beifahrer stieg aus und fragte mich, was ich denn da tue. Ich beschliese diesen herrlichen Sonntagsausflug mit einem Mitternachtspicknick am Rande der malerischen Nezza. Setz Dich, nimm Dir 'nen Keks! Ich erklärte ihm kurz meine missliche Lage, worauf er mir die Telefonnummer seines Reviers gab und mich aufforderte, wachsam zu sein, ein paar Meter weiter wurde gerade ein Auto ausgeraubt. Sprach's und verschwand.

Wo bekommen die nur dieses Personal her? Sind das Naturtalente oder werden die aufwändig geschult? Hatte ich bis dahin noch die Hoffnung in etwa einer Stunde in meinem Bett zu liegen, sah ich mich jetzt, meiner Habseligkeiten beraubt zu Fuss die letzten 20km durch die Stadt zu laufen. Was für ein Depp!

Nun, glücklicherweise hatte ich keine Zeit, mir die Schrecken der Nezza in allen Details auszumalen, der Mecanico kam, öffnete mit seinem Werkzeug die verdammte Radmutter (ohne sich dabei merklich anstrengen zu müssen) und zehn Minuten später waren wir tatsächlich auf dem Weg nach Hause.

Siebeneinhalb Stunden für 150km. Abenteuer Mexico. Manchmal wünsche ich, ich wäre woanders.

7 Kommentare:

  1. immerhin eine neue kerbe auf dem griff des erlebnismessers!

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  2. "Manchmal wünsche ich, ich wäre woanders." - Jetzt mach aber mal nen Punkt! Ohne Mexico, kein (der art wunderbarer) blog, kein Temazcal, keine Tacos, keine wahnsinnigen Abenteuer, etc etc.
    Mach weiter so...das naechste Bier geht auf mich ;-)

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  3. Da isser, der Punkt -> .

    Keine Angst, ich lass Dich hier nicht allein ;-) Aber gestern abend hatte ich doch mal etwas Frust. Drecksstrassen hier. Der Tracker hatte einen grossen Vorteil: Stahlfelgen. Ich vermute, dass die Alufelge irreparabel verzogen ist. Hoffentlich hat das Fahrwerk nix abbekommen.

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  4. Du wolltest ja meinen Explorer damals nicht! So, das musste mal (wieder) gesagt werden

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  5. Tja, wer dem GPS vertraut und nicht seinem gesunden Menschenverstand (oder besser noch: der Orts-Kenntnis), der muss halt stundenlang im Stau stehen... ;-)

    Hättest Du zumindest auf dem Rückweg entweder
    a) die Strecke über Texcoco (libre), Venta de Carpio und die Autopista México - Pachuca genommen, oder
    b) ab San Martín Texmelucan den Arco Norte bis Abfahrt Pachuca und dann Richtung Süden auf der Autopista México - Pachuca,
    wäre all' das nicht passiert (na gut, bei der Reifenpanne kann man nicht sicher sein).

    Guck' mal auf des Schwagers GPS nach. Ich gehe mal davon aus, dass der Arco Norte nicht mal verzeichnet ist. Navteq (einziger Provider für sämtliche in Mexico verkaufte GPS-Geräte) ist halt immer ziemlich alt (cih rede von mehreren Jahren!), was die Aktualisation des Straßen-Netzes angeht...

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  6. Tüchtige Zeit für diese Strecke...:-|
    Und wir waren schon reichlich angep*sst, als wir vor Weihnachten vom "Ortseingang DF" bis nach Xochitepec gute 2,5 Stunden gebraucht haben...

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  7. Tja, wer dem GPS vertraut und nicht seinem gesunden Menschenverstand (oder besser noch: der Orts-Kenntnis), der muss halt stundenlang im Stau stehen...

    Die Idee mit dem Umweg ist gut, nur bin ich da halt nicht selber drauf gekommen. Orts-Kenntnis ist bei mir nicht so viel Vorhanden. Und über den Menschenverstand gibt es verschiedene Meinungen...

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