Kurz vor Weihnachten traf ich seine Mutter, die mir Folgendes erzählte:
Anfang November haben sie ihn doch erwischt, er wurde festgenommen und in ein Untersuchungsgefängnis gebracht. Seine Freundin sagte zu seinen Gunsten aus, obwohl sie von ihrem Mann massiv unter Druck gesetz wurde, die Kinder wurden von einem Arzt untersucht, der keine Misshandlungsspuren fand und von einem Psychologen befragt, der keinerlei Auffälligkeiten feststellen konnte und auch zu dem Ergebnis kam, die Kinder wären nicht misshandelt worden.
So wurde auf Anfang Dezember eine Verhandlung angesetzt, zu der allerdings der Vater der Kinder nicht erschienen ist. Nun kenne ich mich ja mit dem hiesigen Rechtssystem überhaupt nicht aus, ich kenne ja nichtmal das Deutsche so richtig, aber irgendetwas finde ich ab hier merkwürdig. Viktors Mutter sprach vom gehörnten Ehemann als
der Ankläger, der nicht erschienen ist, weshalb die Verhandlung verschoben wurde. Jetzt weiss ich nicht, ob der Anzeigeerstatter hier tatsächlich den Ankläger macht, oder ob die gute Frau in ihrem Gram einfach nur den Belastungszeugen falsch benannt hat, ichwollte da auch nicht weiter nachbohren. Trotzdem finde ich es seltsam, dass eine Verhandlung abgeblasen wird, wenn ein Zeuge unentschuldigt fehlt und sonst alle Indizien für den Angeklagten sprechen. Das Fiese ist nämlich, dass der Termin nicht um ein paar Tage verschoben wurde, sondern um über einen Monat, auf Ende Januar. Sprich, Viktor durfte die Feiertage im Knast verbringen. Sicher nicht der Ort, wo man das gerne tut. Und dass der "Ankläger" den Termin hat platzen lassen, um genau das zu erreichen, liegt meiner Meinung nach auf der Hand.
Leider kann man im Moment wenig für Viktor tun, seine Freundin steht zwar weiterhin zu ihm, allerdings hat der Ehemann sie wohl vor die Tür gesetzt, sprich sie ist weitgehend mittellos und kämpft ausserdem gerade darum, ihre Kinder wiederzusehen, die spurlos verschwunden sind. Und Viktors Mutter hat bereits ihr Auto verkauft, um den Anwalt bezahlen zu können.
Selbst wenn da sofort ein Wunder passieren und er freigelassen würde, der Schaden, der ihm bisher entstanden ist, ist schon enorm. Zwei Monate im Knast, Ausgaben für den Anwalt, seinen Job ist er los, und seine Mutter sieht nicht gerade aus, als ob das spurlos an ihr vorrüberginge. Ihn habe ich noch gar nicht gesehen, man kann ihn nicht einfach so besuchen, dafür muss man Familienangehöriger oder Anwalt sein. Und selbst dann ist das kein einfacher Besuch, als Familienangehöriger muss man sich erstmal eine Erlaubnis holen, Sonntags dann stundenlang vor dem Knast in der prallen Sonne Schlange stehen und sich wie Abschaum behandeln lassen.
Ich hoffe inständig, meine Begegnungen mit der hiessigen Staatsgewalt beschränken sich weiterhin auf das Migra-Gehampel und
Wegelagerer mit den putzigen, neonfarbenen Mützen Verkehrspolizisten.