Gestern abend war ich bei den Bicitecas, die treffen sich jeden Mittwoch abend um Neun am Angel de la Inependencia zu einer Radtour durch die Stadt.
Als ich kurz vor neun am Angel ankam, waren dort nur ein knappes Dutzend Räder, mit der Zeit wurden es mehr und kurz vor zehn, mittlerweile war die Gruppe auf 60 Fahrräder gewachsen, ging es los. Während der Wartezeit merkte ich schon, daß ich falsch angezogen war, kurze Radhose, dünner Pulli und Windjacke bei knapp 11°, das tut, wenn man volle Lotte fährt, aber nicht, wenn man mit einer größeren Gruppe unterwegs ist, die öfter mal anhält, da kühlt man ganz schön aus.
Zuerst mal wurde entschieden, daß die Gruppe Lebensmittel für die Überflutungsopfer in Tabasco spenden will und da kaum jemand welche dabei hatte, radelten wir zu einem Supermarkt, kauften jeder ein paar Artikel und fuhren anschließend zur Sammelstelle, wo dann auch das Fernsehen (Televisa, wenn ich das Logo auf dem Micro richtig gesehen habe) ein paar Radler interviewt hat.
Es war mittlerweile elf, als es endlich losging. Nach Coyoacan. Die Fahrt war nett, wir fuhren auf einer der größeren Achsen, belegten dort zwei Fahrspuren und wurden von der Polizei eskortiert. Nach etwa einer Stunde kamen wir in Coyoacan an und fuhren das Jarocho an, ein recht bekanntes Café. Dort verging eine weitere halbe Stunde und irgendwie wollte mir das Ganze nicht wirklich gefallen, erstens war es kalt und ich hatte etwas mehr erwartet, als nur auf einen Kaffee nach Coyoacan zu fahren.
Auf dem Rückweg wurde ich dann eines besseren belehrt, da ging es nämlich erst los. Wir fuhren durch recht enge Gassen, durch einen Teil der Stadt, in dem ich zuvor noch nie war (ich habe ehrlich gesagt auch nicht den blassesten Schimmer, wo wir da waren), erst als wir zum zweiten mal an einer Kreuzung in diesem Labyrinth vorbeikamen, wurde mir klar, daß das die eigentliche Ausfahrt ist. Es ist ein interessantes Gefühl, nachts mit dem Rad durch Straßen zu fahren, in die ich mich tagsüber nicht mal mit dem Auto trauen würde. Die engen Gassen waren absolut menschenleer, zum Teil finster und wirkten recht gespenstisch.
Nach eineinhalb Stunden (es war mittlerweile zwei Uhr, das Thermometer zeigte 8°), kam Unruhe in der Gruppe auf, es wurde der Vorschlag gemacht, direkt in Richtung Angel zurückzufahren, was von Anderen abgelehnt wurde, sie wollten weiter auf den Nebenwegen fahren. Also teilten wir uns auf, ich schloß mich den Spaltern an und wir fuhren direkt über Insurgentes auf der Spur des Metrobusses (der um diese Zeit nicht mehr fuhr) zurück.
Insgesamt war es toll, 45km bei Nacht durch den Moloch, aber etwas spät, ich kam erst gegen halb vier ins Bett und schaue heute entsprechend sparsam aus der Wäsche.
-trotzdem: ich beneide Sie (obwohl ich eigentlich nicht neidisch bin). Als ich vor einem Jahr in D.F. war, habe ich keinen Radfahrer bemerkt und auch nicht das Gefühl gehabt, mich mit dem Rad fortbewegen zu müssen bei dem Verkehr. Ich freue mich schon auf meinen nächsten Trip nach Mexico - eine tolle Stadt!
AntwortenLöschenGrüße aus dem Dorf Hamburg.