Gestern hatten wir eine Bekannte zu Besuch, die ihren fünf Monate alten Sohn dabei hatte. Als irgendwann mal die weiße Katze neugierig um die Ecke schaute, war der kleine sehr fasziniert vom pelzigen Wesen und die Mutter erklärte ihm, daß das eine Katze ist und sagte mehrfach "Kaat". Auf mein verdutztes Gesicht hin erklärte sie uns, daß sie das Kind zweisprachig erzieht. Tja, was kann man einem Kind Besseres auf den Lebensweg mitgeben, als die Weltsprache Holländisch?
Wir werden selbstverständlich versuchen, Citlali zweisprachig aufwachsen zu lassen, Spanisch wird sie sowieso bei Freunden und Familie lernen, ich werde natürlich Deutsch mit ihr reden (nicht daß sie am Ende mein krudes Spanisch übernimmt) und wir werden versuchen, zu Hause nur Deutsch zu sprechen, in der Hoffnung, daß Citlali deutsch nicht nur passiv verstehen, sondern auch aktiv sprechen wird.
Wir haben auch schon darüber nachgedacht, ihr auch gleich die englische Sprache mitzugeben, natürlich müßte diese Englisch-Erziehung weit darüber hinausgehen, dem Kind einzelne Vokabeln beizubringen, meiner Erfahrung nach sind die Vokabeln gar nicht so sehr das Problem, man erkennt Fremdsprachler vielmehr an der fehlerhaften Grammatik und natürlich an der Aussprache. Und da mein Englisch zwar verständlich, aber weit vom Original entfernt ist, scheint es mir wenig hilfreich, dem Kind ein fehlerhaftes Englisch beizubringen, denn je früher ein Fehler gelernt wird, um so schwieriger ist es, ihn später wieder los zu werden.
Naja, Badisch ist ja auch nicht gerade Weltsprache und doch wird Dein Zwergenkind das lernen, oder? ;-) (Sorry für den Seitenhieb; bin halber Holländer und spreche (sprach) es auch seit Kindesbeinen).
AntwortenLöschenIch bin der Ansicht (bisher bin ich nur Theoretiker, weil (unfreiwillig) kinderlos), dass Mehrsprachigkeit immer hilft, unabhängig von der erlernten Sprache. Wer weiß, ob dem Kind nicht irgendwann ein geiler Job bei Philips oder Teleatlas angeboten wird und es den kriegt, weil es holländisch kann? ;-)
Nee, mal im Ernst: an sich geht's bei Mehrsprachigkeit um die Ausbildung der Fähigkeit, verschiedene Denkmethoden zu begreifen und anwenden zu können. Ich habe hier in Mexico mal Englisch-Unterricht gegeben und bekam von den (volljährigen) Schülern ständig Fragen gestellt, warum man dieses oder jenes im Englischen so blöd beschreiben würde (Antwort: die Menschen haben eine andere Art, ihre Gedanken in Worte zu fassen).
Wer mehr als eine Sprache spricht, hat einen riesigen Vorteil für das Erlernen anderer Sprachen (übrigens heißt Katze auf niederländisch "kat" ("Katt" ausgesprochen) und deshalb lachen sich die Holländer immer halbkrank über die Meerenge "Kattegat" zwischen Nord- und Ostsee: das heißt, etwas vulgär übersetzt, auf niederländisch so viel wie "Katzenarschloch" LOL).
Mehrsprachigkeit hat allerdings feste Regeln, die man nach Möglichkeit IMMER einhalten sollte: eine bestimmte Person (z.B. Du) darf nur eine Sprache mit dem Kind sprechen (immer!), um Konfusionen in den Sprachen zu vermeiden (kenne Leute, die "gemischt" angesprochen wurden (z.B. von ihrer Mutter) und die jetzt als Erwachsene riesige Schwierigkeiten haben in beiden als Kleinkind erlernten Sprachen). Das ist auch eine große Herausforderung für Dich als der "native German".
Was eine dritte Sprache angeht, stimme ich mit Dir überein: wenn Du sie nicht zumindest sehr gut beherrschst, laß' es lieber. Geschickter wäre es ja sowieso, wenn sie wegen der Zuordnenbarkeit (heißt das so?) von einer dritten Person (Du: deutsch; Deine Frau: spanisch; die Oma: englisch) gesprochen würde; es kann aber zu Konfusionen beim Kind führen.
Rechne auf jeden Fall damit, dass Deine Tochter später beginnen wird zu sprechen als andere Kinder (sie lernt ja schließlich 2 Sprachen), und dass sie nicht unbedingt deutsch mit Dir spricht - meist wird's so sein, dass Du auf deutsch was fragst und sie auf spanisch antwortet. An sich klar: für sie wird das deutsche irgendwie eine "Geheimsprache" mit ihrem Vater sein und sie "schämt" sich, sie zu sprechen, weil sie niemand versteht. Ihr wird dann beim Besuch ihrer Großeltern aus Deutschland (oder in D) auffallen, dass auch andere Leute "so komisch" reden wie ihr Vater und ... - aber das kommt später; so ab 5 oder 6 Jahren.
Für Praxis-Erfahrungen wende Dich an den cabronsito (auch wenn mir beim letzten Mal aufgefallen ist, dass er nicht mehr ganz so konsequent deutsch mit dem cabronsitito sprach - aber das war evtl. des Wurzelpeters Schuld ;-) ).
Habe mich in meinem Blog auch schon einmal zum Thema ausgelassen (Anlaß: ein Spiegel-Online-Artikel); Name des Themas momentan vergessen und zu faul zum Suchen. ;-)
P.S. Mehrsprachigkeit taugt was
AntwortenLöschenMehrsprachigkeit taugt was (II)
und dass sie nicht unbedingt deutsch mit Dir spricht
AntwortenLöschenDrum werden wir jetzt zu Hause Deutsch sprechen, damit Citlali Deutsch nicht nur als "die Sprache die der Papa spricht", sondern als "die Sprache in der man mit dem Papa spricht" kennenlernt.
Soweit die Theorie, mal sehen, wie die Praxis funktioniert :-)