Am Wochenende waren wir auf dem Iztaccíhuatl. Ein paar Kollegen hatten das organisiert, von den vielen, die mitgehen wollten, gingen dann letztendlich vier Personen, mich inbegriffen. Der Wichtigste war Sigfrido, er kommt aus einem kleinen Dorf in der Nähe vom Amecameca, also direkt am Fuße des Iztaccihuatl und kennt den Berg recht gut, weshalb wir ihn kurzehand zum Bergführer ernannten. Unser Plan war, am Samstag bis zur einer Herberge aufzusteigen, dort zu übernachten und am Sonntag eventuell weiter bis zum Gipfel zu gehen und anschließend wieder komplett abzusteigen.
Wir fuhren also zuerst mal aus der Stadt raus, nach Amecameca und von dort dann zum Paso de Cortez. Der liegt zwischen Iztaccihuatl und Popocatepetl, leider ist der Letztere im Moment für Besucher gesperrt, weil ein Aufstieg durch die momentanen Aktivitäten des Vulkans nicht ganz ungefährlich ist. Nach dem wir uns registriert und pro Person und Tag 10 Peso Eintritt bezahlt hatten, fuhren wir weiter nach La Joya, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung. Bereits bei der Anfahrt macht sich die dünne Höhenluft bemerkbar, ich hatte irgendwie das Gefühl, der Tracker fährt mit gezogener Handbremse.
La Joya liegt auf knapp 4000m Höhe, genaue Zahlen hab' ich mangels geeignetem Meßgerät leider nicht zur Hand und die Zahlen, die man im Netz so findet, schwanken ein wenig. Von dort aus stapft man dann Schritt für Schritt der Herberge entgegen. Auf Grund der Höhe schlägt das Herz ein wenig schneller und man ermüdet rascher, das waren für mich aber glücklicherweise die einzigen Symptome, die mir die Höhe bescherte. Erwin wurde es nach einer halben Stunde so richtig übel, dauerte zwar nicht lange, aber lustig fand er's trotzdem nicht.
Ich fand es sehr interessant, wie sehr man sich mit den Entfernungen verschätzen kann. Da es da oben kaum Dinge gibt, die man als Referenz heranziehen könnte (Bäume wachsen da oben keine mehr), erscheinen die Wege sehr viel kürzer, als sie tatsächlich sind. Erst wenn man ab und zu einen anderen Wanderer trifft und seine Größe als Referenz hat, kann man den Weg realistischer einschätzen. Und man bewegt sich natürlich etwas behäbiger, als im normalen Leben. Erstens ist die Luft recht dünn, die Steigungen sind mitunter schon recht heftig (obwohl wir den einfachsten Weg gewählt hatten) und die (geschätzten) 10kg Rucksack erleichtern die Sache auch nicht wirklich.
Der Weg führt recht nah' am Kamm des Iztaccihuatl entlang und kreuzt diesen insgesamt 4 mal. Da wir erst am Nachmittag aufgebrochen waren, wanderten wir also mal in der prallen Sonne und mal im kalten Schatten des Berges. Und da wir leider auch langsamer waren, als geplant, erwischte uns kurz vor der Herrberge dann die Dunkelheit. In der Dunkelheit mehr oder weniger ziellos auf einem Berg herumzulaufen ist nicht wirklich ein Spaß. Klar, Sigfrido kannte den Weg sehr gut, wir waren also nicht wirklich in der Gefahr uns zu verlaufen, aber die Herberge liegt dummerweise kurz hinter der letzten Überquerung des Bergrückens, ist also erst sichtbar, wenn man schon fast da ist, wir stapften also eine halbe Stunde vor uns hin, ohne abschätzen zu können, wie weit es noch ist. Um so erfreulicher war es dann, die Lichter der anderen Wanderer in der Herberge zu sehen, die letzten hundert Meter liefen wir fast automatisch. Insgesamt brauchten wir für die Strecke von 3,3km und etwa 700 Höhenmetern gute vier Stunden.
Die Herberge ist eine einfache Holzkonstruktion, die mit Blechen verkleidet wurde. Sieht auf den ersten Blick aus wie einer dieser alten US-amerikanischen Wohnwägen, ist aber größer. Drinnen sind links und rechts jeweils drei Holzpritschen übereinander angeordnet, insgesamt finden darauf 25 bis 30 Menschen Platz. Obwohl die Tür offen stand, war es im Vergleich zu draußen angenehm warm, allerdings roch es auch irgendwie nach Fuchsbau, so daß wir uns entschlossen, draußen unser Zelt aufzubauen (wäre ja auch blöd, das Ding umsonst da hoch geschleppt zu haben). Das grösste Problem dieser Herbergen (oder Refugien) sind laut Sigfrido übrigens das Wetter und die Mexikaner. Das Wetter, weil es schon mal sein kann, daß der Wind durch die offene Tür in das Gebäude weht und es dann regelrecht bis zum Platzen aufbläßt. Und die Mexikaner, weil die auch schonmal Teile der Hütte verheizen, weil es nachts so kalt wird.
Uns wurde es nachts auch kalt, die Wasserflasche, die ich nicht im Rucksack verstaut hatte, war bis zum Morgen komplett gefroren, aber es war auszuhalten.
Den Aufstieg bis zum Gipfel am Sonntag verschoben wir auf das nächste mal, die Strecke wäre zwar mit nur einem Kilometer recht kurz gewesen, der Höhenunterschied von nochmal gut 300m erschien uns aber zu anspruchsvoll, da es für uns alle außer Sigfrido der erste Aufstieg überhaupt war. So frühstückten wir eben ausgiebig, schließlich wollten wir so wenig wie möglich wieder mit nach unten schleppen und genossen das herrliche Panorama. Die anderen haben sich zwar erst über mein seltsames Brot (ich hatte ein halbes Kilo Vollkornbrot mitgeschleppt) lustig gemacht, aber danach haben wir gemeinsam die Packung leergefuttert. Man hat von da oben übrigens einen herrlichen Blick, zur einen Seite auf Puebla, nach der Anderen auf den DeEffe. Das sieht bei Nacht echt sehr beeindruckend aus. Wenn es nicht so saukalt gewesen wäre, hätte ich versucht, ein Foto zu machen, aber da sich meine Kamera schon bei früheren Versuchen dieser Art als zu lichtschwach gezeigt hatte, zog ich es vor die Aussicht aus dem warmen Schlafsack heraus zu genießen.
Der Rückweg war weniger beeindruckend als der Aufstieg, nach dem Frühstück zogen Wolken auf, der Popocatepetl war nicht mehr zu sehen, außerdem ist der Aufstieg zwar beschwerlicher, der Abstieg geht dafür mehr auf die Knochen.
Insgesamt war es eine sehr interessante Erfahrung und wir werden demnächst sicher einen weiteren Versuch unternehmen, den Gipfel zu erreichen. Heute tut mir zwar irgendwie alles weh, aber das war es wert!
Fotos gibt es wie immer hier
Ist ganz interessant, was Du schreibst. Wir wollen Mitte Mai ganz hoch. Die letzten 300 m werden wir auch noch packen. Warst Du inzwischen oben?
AntwortenLöschenGerald
Nein, unser letzter geplanter Aufstieg (Dez 2007) fiel leider aus und im Moment hindert mich mein Knie an einem erneuten Versuch.
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